Review zu männlicher Fertilität: Rezeption durch Diagnose-Funk (Forschung)
Zum Vergleich Risikobewertung durch Diagnose-Funk
Für organisierte Mobilfunkgegner wie den Verein Diagnose-Funk ist die Schadwirkung von HF-EMF auf die Fruchtbarkeit von Männern schon seit 2016 so gut wie erwiesen.
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Die zugehörige sogenannte Presse-Mitteilung des Vereins lässt sich hier einsehen.Kompetenzgefälle
Wie ist die konträre Risikobewertung der AG Cordelli und des Vereins zu erklären?
Die einfachste Erklärung lautet: Cordelli et al. sind Wissenschaftler vom Fach, das Personal von Dignose-Funk sind selbstgewisse Laien, die sich für Wissenschaftler halten. Beifallsbekundungen von niedergelassenen Ärzten zugunsten von Diagnose-Funk ändern aus gutem Grund an diesem Kompetenzgefälle nichts.
Auch Laien können Studien lesen und versuchen, die Ergebnisse zu deuten. Das ist die Vorgehensweise von Diagnose-Funk. Wie mehrfach hier im Forum angesprochen scheitert der Verein jedoch regelmäßig daran, dass er die Qualität von Studien unberücksichtigt lässt, weil ihm die dazu erforderliche Kompetenz fehlt oder die Lust am Alarmieren größer ist als die Skrupel, aus einer ersichtlich minderwertigen alarmierenden Studie Kapital zu schlagen. Dies führt zu der kuriosen Situation, dass Mobilfunkgegner gar nicht anders können, als alarmieren.
Am 9. Juli 2024 gab der Verein Diagnose-Funk abermals eine sogenannte Pressemitteilung heraus, diesmal mit rd. fünf Monaten Verspätung zur "neuen" systematischen Review der Arbeitsgruppe Cordelli. Die Stuttgarter Rosinenpicker angelten sich aus der 40-seitigen Review einen Punkt heraus, der ihnen gefällt. Sie verdrehen damit die Ergebnisse der Review ins Gegenteil und können es sich mal wieder nicht verkneifen, die Vorzimmerdamen von zwei Mitgliedern der deutschen Bundesregierung ungefragt mit infantilen Ratschlägen zu belustigen. Ach was, machen Sie sich doch selbst ein Bild:
Neue WHO-Studie: Spermienzahl durch Mobilfunkstrahlung verringert
Groß angelegter Review zu Fruchtbarkeit: Schädigungspotenzial vorhanden / Bundesregierung hat nun Grund zum Handeln!
Stuttgart, 9.7.2024: Die Umwelt- und Verbraucherorganisation diagnose:funk sieht die Warnungen vor geschädigter männlicher Fruchtbarkeit durch Mobilfunkstrahlung bestätigt: Eine neue, sehr umfangreiche Übersichtsstudie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt, dass Mobilfunkstrahlung unterhalb der Grenzwerte u.a. die Spermienzahl signifikant verringern kann. Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sollten diese WHO-Studie nun zum Anlass nehmen für einen Politikwechsel in der Mobilfunkpolitik: Vorsorgeprinzip, Verbraucheraufklärung und Förderung von Alternativen (z.B. Infrarot statt Funk) statt bedenkenlosem Mobilfunkausbau und hoher Strahlenbelastung. [...]
Sie wollen noch mehr Spaß mit der ungekürzten "Pressemitteilung" von Diagnose-Funk? Dann bitte hier entlang. Praktische Ratschläge für von Oligozoospermie betroffene Männer, wie der ersehnte goldene Schuss doch noch gelingen könnte, gibt der Verein bedauerlicherweise nicht. Der journalistische Mehrwert der "Pressemitteilung" erreicht so bereits die Nulllinie, noch bevor der Verfasser den berühmt-berüchtigten "Stoa-Bericht" als Stützstudie zitieren kann. weiter ...
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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- WHO: Systematische Review zu männlicher Fertilität erschienen -
H. Lamarr,
21.02.2024, 14:56
- WHO: Systematische Review zu männlicher Fertilität erschienen - H. Lamarr, 21.02.2024, 17:43
- Review zu männlicher Fertilität: Rezeption durch Diagnose-Funk - H. Lamarr, 12.07.2024, 23:49
- RTEMF-Sitzungsprotokoll zu Fruchtbarkeitsreviews für die WHO - H. Lamarr, 27.11.2024, 22:42