Smartphoneverzicht in Greystones: viel Wind, wenig Substanz (Allgemein)
[...] In Grundschulen der Stadt Greystones gilt für Kinder unter 11 Jahren ein Smartphone-Verbot. [...]
Den Unterschied zwischen Verbot (dir von anderen auferlegt) und Verzicht (selbst auferlegtes Verbot) kennst du aber schon, oder?
Im Zusammenhang mit der freiwilligen Verzichtserklärung in Greystones ist "Verbot" schlicht die falsche Vokabel. Anhand des Rauschens im Blätterwald kannst du gut feststellen, dass die Meldungen aus der Sauregurkenzeit um Pfingsten 2023 nicht unbedingt auf das Konto der ersten Garde von Journalisten gehen. Bei "arte" durfte augenscheinlich ein Volontär ran. Auch die Stuttgarter Blähboys reden in ihrer Titelzeile gewohnt dramatisch von einem Smartphoneverbot, widerlegen sich dann aber im Vorspann gleich selbst, indem sie dort eingestehen, das Verbot sei freiwillig .
Mit Funkstrahlung hat der Verzicht überhaupt nichts zu tun, es geht allein darum, psychosozial unerwünschte Folgen ungebremster Smartphonenutzung durch Kinder einzudämmen. Ob diese Folgen bereits zweifelsfrei der Smartphonenutzung anzulasten sind, wie Diagnose-Funk es darstellt, weiß ich nicht, ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass an dem Verdacht etwas dran ist und Eltern erfreut die Verantwortung für Entgleisungen ihres Nachwuchses auf ein Gerät der Unterhaltungselektronik schieben können. Einfache Mobiltelefone (nur Sprachtelefonie) fallen nicht unter die Verzichtserklärung von Greystone. Und entgegen anderslautender Titelzeilen hat die Verwaltung der Stadt mit dem Verzicht überhaupt nichts zu schaffen, wie jeder auf der Website von Greystones selbst prüfen kann. Der Stadt ist dort das hochgespielte Thema jedenfalls keine Zeile wert.
Insgesamt ist die Story reichlich dünn und das pompöse Gerede des zuständigen Ministers, das die Stuttgarter Blähboys anscheinend schwer beeindruckt hat, ist mMn nichts weiter als die typische Sprechblase eines Politikers, der sich über die Verzichtserklärung vor allem deshalb so kolossal freut, weil er und sein Ministerium keinen Finger krumm machen müssen. Bei dem Diagnose-Funk-Beitrag habe ich zudem den Eindruck bekommen, die seichte Story wurde nur deshalb aufgegriffen, um ausgiebig Eigenwerbung für sich und ein Buch der Gesinnungsfreunde Bleckmann und Leipner machen zu können.
Ich habe mir etliche Meldungen über die Verzichtserklärung in deutsch und englisch angeschaut in der Hoffnung, einen Link auf das Original der Verzichtserklärung zu finden. Fehlanzeige. Wie so oft stellte sich dabei heraus, häufig hat einer vom anderen nur abgeschrieben. Nicht weniger irritierend: Die Website der Initiatorin der Verzichtserklärung ("It takes a village") war heute auf eine Art und Weise unerreichbar, die nichts Gutes ahnen lässt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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KlaKla,
18.10.2023, 12:26
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H. Lamarr,
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e=mc2,
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