Der Fall Alain Berset: Chantal Blanc, Heldin oder Denunziantin? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 25.08.2022, 13:45 (vor 785 Tagen) @ H. Lamarr

Dann aber habe ich nochmal genau hingeschaut, was "Blick" an Informationen preisgibt, und sehe die Sache nun anders.

Noch so eine nette Information:

Die Freiburger 5G-Gegnerin Chantal Blanc sagt gemäß dem Blick-Artikel, sie habe schon in Dutzenden Fällen Einsprache erhoben, sei gar bis vor Bundesgericht gegangen, um den Bau von Mobilfunk-Antennen zu verhindern.

Soso, in Dutzenden Fällen, also in mindestens 24. Eine andere Quelle nennt sogar "bald 50 Einsprachen"!

Doch wie kann sie das tun? Soweit ich weiß, sind in der Schweiz nur die Personen zu einer Einsprache gegen einen geplanten Funkmasten berechtigt, die innerhalb eines bestimmten Abstands (Perimeter) zu dem Funkmasten wohnen. Das wirft die Frage auf, ob die wackere Chantal mindestens 24 amtlich anerkannte Wohnsitze in der Schweiz hat oder mindestens 23-Mal umgezogen ist. Vielleicht gehört Frau Blanc auch dem "Fahrenden Volk" an und kommt deshalb viel rum :-).

Gerne übersehen wird auch das Detail, woher hat denn "Blick" die Unterlagen, die den Minister belasten. Der Artikel drückt sich da ein bisschen um eine klare Auskunft herum, faktisch wird es aber wohl so sein, dass die 5G-Gegnerin Chantal sie "Blick" überlassen hat.

Das Motiv liegt auf der Hand: Sie will damit Aufmerksamkeit erzielen, indem Berset induktiv unterstellt wird, selbst er als Bundesminister hätte so große Angst vor Funkmasten, dass er rebellisch wurde, als ihm einer vor die Nase gepflanzt werden sollte. Ganz schön durchtrieben, die Chantal, ihr privates Problem mit 5G mit Hilfe von "Blick" und auf Kosten von Berset zu sozialisieren. Blanc steht jetzt für unaufmerksame Leser als die investigative Heldin da, der Dumme ist der Minister.

Was Frau Blanc getan hat, kann aus anderem Blickwinkel als Denunziation des Ministers gesehen werden. Um diesen Vorwurf vorsorglich im Keim zu ersticken bekundet sie, ihr sei es wichtig zu betonen, dass sie Berset nichts Unrechtes vorwerfe. Im Gegenteil, sie danke ihm «für seinen Widerstand». Liest sich nett, kaufe ich ihr aber nicht ab. Denn wenn sie nicht erstrangig auf großes TamTam aus gewesen wäre, hätte sie "Blick" die Unterlagen nicht zugespielt und sich in einer persönlichen E-Mail bei Berset «für seinen Widerstand» aufrichtig bedankt.

Hintergrund
Denunziation Andersdenkender hat in der Anti-Mobilfunk-Szene eine lange Tradition

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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