Million-Women-Studie: Dariusz blickt zurück im Zorn (Forschung)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 21.08.2022, 00:23 (vor 749 Tagen) @ e=mc2

[...] Aber wie man deutliche Unterschiede im Krebsrisiko zwischen Nichtraucher und Raucher (unabhängig von der gerauchten Menge) nachweisen kann, hätte diese Studie auch relevante Risiken zwischen Mobilfunknutzerinnen und Nichtnutzerinnen festellen können, wenn sie existieren würden. Kleine Risiken wären aber mit dieser Studie nicht nachweisbar.

Für mich ist diese Schlussfolgerung und deren Herleitung überzeugend, warum die Mobilfunkauswertung der Million-Women-Studie trotz unscharfer Fragestellung zur Mobiltelefonnutzung eben doch einen Mehrwert erbracht hat. Ein schönes Beispiel für meinen Einwand weiter oben, dass etwas, was einem spontan einleuchtet, zerbröselt, sobald jemand mit besserem Hintergrundwissen einem den Sachverhalt verständlich erklärt. Ob Dariusz das auch so sieht und einlenkt oder aber mit plausiblen Argumenten seine Kritik verteidigt, werden wir vielleicht sehen.

Eines zeigt das kurze Ping-Pong mit Rede und Gegenrede mMn schon jetzt: Wer als fachlicher Laie in der Mobilfunkdebatte eine Studieninterpretation völlig unreflektiert übernimmt, weil diese ihm plausibel erscheint, sie nur seine Überzeugung bedient oder schon die Autorität des Interpreten jeden Zweifel im Keim erstickt, der begibt sich aufs Glatteis. Leider ist dieses Verhalten in der öffentlichen Mobilfunkdebatte an der Tagesordnung. Es fehlt dort häufig die kompetente systematische Entgegnung, wie sie in der Wissenschaft gang und gäbe ist. Davon profitieren selbsternannte Experten von Anti-Mobilfunk-Vereinen, die ihre haltlosen Behauptungen weitgehend ungestört verbreiten können. Anscheinend gibt es in der staatlichen Risikokommunikation (oder der Mobilfunknetzbetreiber) kein Geld für eine "schnelle Eingreiftruppe", die diesem Treiben ein Ende setzt. Wahrscheinlich verursacht die Desinformation der Vereine weitaus mehr Kosten, als zur Finanzierung so einer Truppe erforderlich wäre. Meines Wissens hat sich bisher aber niemand die Mühe gemacht, die vielfältigen Folgekosten der systematischen Desinformation überhaupt zu erfassen :-(.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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