Mobilfunkstandorte in Deutschland: Entwicklung der Anzahl (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 05.07.2021, 00:03 (vor 1275 Tagen)

Eine Auswertung der von der BNetzA über die Jahre hinweg gemeldeten Anzahl von Mobilfunkstandorten in Deutschland erbrachte das verblüffende Ergebnis: Am 1. Juni 2021 gab es in Deutschland weniger Standorte als am 1. Juni 2016. Und das rd. zwei Jahre nach Start von 5G in Deutschland! Wie kann das sein? Wurde uns doch von Hinz und Kunz angekündigt, die Anzahl der 5G-Antennen würde unvorstellbare Ausmaße annehmen.

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Grafik: IZgMF, Daten: BNetzA

Für den überraschenden Kurvenverlauf gibt es wie so häufig keine einzelne einfache Erklärung, sondern ein ganzes Bündel von Erklärungen.

► Zunächst einmal ist die Anzahl der Standorte nicht mit der Anzahl von Mobilfunkantennen gleichzusetzen. Mobilfunkstandorte können nur einen Netzbetreiber beherbergen oder (bei Sitesharing) bis zu vier (Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica und 1&1). Bei der bislang üblichen Ausstattung mit drei Multiband-Sektorantennen pro Netzbetreiber kann man an einem Standort zwischen drei und zwölf Antennen antreffen.

► Standorte für Kleinzellen (Strahlungsleistung maximal 10 W) sind in den Standortdaten der BNetzA nicht enthalten. Kleinzellen gibt es schon länger, mit 5G wird ihre Anzahl jedoch erheblich zunehmen. Wegen der geringen Strahlungsleistung gelten Kleinzellenantennen pauschal als gesundheitlich unbedenklich. In der EMF-Datenbank der BNetzA können seit kurzem auch die Standorte von Kleinzellen (Small Cells) abgerufen werden.

► Der Rückgang bei der Anzahl der Standorte in den Jahren 2016 bis 2019 beruht auf der Übernahme des Netzbetreibers E-Plus durch Telefonica (O2). Infolge der Übernahme kam es besonders in ländlichen Gebieten zu einer Überschneidung von Standorten, die aus Sicht von Telefonica unwirtschaftlich war. Die Spanier legten deshalb Standorte still oder verkauften diese an Konkurrenten.

► Hinz und Kunz gingen bei ihren 5G-Prognosen von der Tatsache aus, dass Funksignale im Frequenzbereich 3,6 GHz einer stärkeren Ausbreitungsdämpfung unterliegen als bei den bisher genutzten niedrigeren Frequenzen und die Reichweite dieser Antennen deshalb geringer sei. Völlig übersehen wurde dabei, dass smarte 5G-Antennen für 3,6 GHz den Reichweiteverlust durch ihren höheren Antennengewinn kompensieren. Das vor allem von Medien und Mobilfunkgegnern kolportierte Märchen von einem gigantischen Zuwachs der Antennendichte (freistehende Masten & Dachstandorte, keine Kleinzellen) durch 5G entstand auch deshalb, weil die angeblich geringe Reichweite von 3,6-GHz-Antennen (häufig war von 100 Metern oder weniger die Rede) einfach auf die Fläche Deutschlands umgelegt wurde. Dazu genügte ein Taschenrechner, Sachverstand war nicht erforderlich. Doch 3,6-GHz-Antennen dienen exklusiv der "Kapazitätsversorgung" in Ballungsgebieten mit viel Publikum, die 5G-"Flächenversorgung" geschieht wie bei allen anderen Mobilfunknetzen auf niedrigeren Frequenzen mit guten Ausbreitungseigenschaften.

Hintergrund
Erforderliche Anzahl von 5G-Standorten
ZDF ersetzt 90-V/m-Märchen durch ein anderes

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Mobilfunkstandorte in Deutschland: Entwicklung der Anzahl

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.07.2021, 16:16 (vor 1261 Tagen) @ H. Lamarr

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Von Juni 2019 an (Ende der 5G-Lizenzauktion in Deutschland) bis Juni 2021 sind in diesen zwei Jahren hierzulande nur 1404 neue Standorte für Mobilfunksendeanlagen mit Strahlungsleistungen > 10 W hinzu gekommen. Da die 5G-Lizenzauflagen die Mobilfunknetzbetreiber dazu verdonnern, bis spätestens Ende 2022 jeweils 98 Prozent der Haushalte je Bundesland mit 5G zu versorgen, werden, weil die Halbzeit bis zu dieser Frist bereits deutlich überschritten ist, die märchenhaften Zahlen über zu erwartende 5G-Funkmasten nie und nimmer erreicht werden. Mobilfunkgegner werden deshalb versuchen, ihre falschen Prognosen mit dem massenhaften Hinzukommen von 5G-Kleinzellen zu erklären. Die Technik von Kleinzellen ist jedoch weder in der Erscheinungsform (unscheinbare in etwa zigarrenschachtelgroße Gehäuse ohne sichtbare Antenne) noch in der Strahlungsleistung (< 10 W) mit der von Funkmasten gleichzusetzen.

Aber: Mit 1&1 hat Deutschland seit Mitte 2019 wieder vier Mobilfunknetzbetreiber. Und weil 1&1 einem Medienbericht zufolge jetzt damit begonnen hat, sein eigenes Mobilfunknetz zu errichten (und nicht nur als Provider Netze der Konkurrenten zu nutzen), wird dies Folgen für die in der Grafik erkennbare Steigung der Kurve haben. Dies müsste nach Adam Riese in den kommenden Jahren leicht zunehmen.

[Admin: Falsche Jahreszahl 2016 auf 2019 berichtigt, 04.08.2021]

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Mobilfunkstandorte in Deutschland: 12'000 1&1-Standorte

H. Lamarr @, München, Samstag, 14.08.2021, 23:41 (vor 1234 Tagen) @ H. Lamarr

Aber: Mit 1&1 hat Deutschland seit Mitte 2019 wieder vier Mobilfunknetzbetreiber. Und weil 1&1 einem Medienbericht zufolge jetzt damit begonnen hat, sein eigenes Mobilfunknetz zu errichten (und nicht nur als Provider Netze der Konkurrenten zu nutzen), wird dies Folgen für die in der Grafik erkennbare Steigung der Kurve haben. Dies müsste nach Adam Riese in den kommenden Jahren leicht zunehmen.

Am 7. August 2021 war auf Winfuture über den Netzaufbau von 1&1 zu lesen:

[...] Konkret werden nach einer ersten Schätzung des Unternehmens 12.000 Standorte in rund 390 Städten benötigt, um die Auflage der Bundesnetzagentur erfüllen zu können. Diese besagt unter anderem, dass 1&1 bis zum Jahr 2030 50 Prozent der Haushalte theoretisch abdecken muss. [...]

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Zubau neuer Funkstandorte in Deutschland (2010 bis 2020)

H. Lamarr @, München, Samstag, 19.02.2022, 22:02 (vor 1045 Tagen) @ H. Lamarr

Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Mobilfunkstandorte in Deutschland im Zeitraum 2010 bis 2020. Insgesamt wurden seit 2010 ca. 33'800 neue Standorte errichtet, was etwas weniger als der Hälfte der heute in Betrieb befindlichen Standorte entspricht. Der mit Abstand größte Zuwachs an Standorten fand in den Jahren 2012 und 2013 mit 8'669 und 13'539 neuen Standorten statt, was zwei Drittel aller in den letzten zehn Jahren neu erschlossenen Standorte darstellt. Bemerkenswert ist, dass kurz danach (von 2013 auf 2014) die größte Steigerung bei den mobilen Datenverträgen zu verzeichnen ist. Schon in den beiden Jahren 2010 und 2011 fand mit ca. 2'500 neuen Standorten pro Jahr bereits ein beträchtlicher Zuwachs statt. Ab 2014 ist jedoch nur noch ein vergleichsweise geringer Zubau festzustellen, der von ca. 1'500 neuen Standorten 2014 bis 2018 auf einen Tiefpunkt von 565 zurückgeht. Seitdem steigt der Zubau wieder leicht an, auf 904 neu erschlossene Standorte im Jahr 2020.

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Grafik 1: Nach der Akquise neuer LTE-Standorte ging der Zubau ab 2014 stark zurück.

Neben der Erschließung neuer Standorte wird die Netzinfrastruktur kontinuierlich aufgerüstet, indem die Basisstationen mit neuer Funktechnologie ausgestattet werden. Dies ist in den Daten durch sog. Betriebsstatusänderungen der Funksysteme erfasst. Grafik 2 stellt gegenüber, wie viele Basisstationen in den letzten zehn Jahren aufgerüstet (dunkelblau) und wie viele Standorte im jeweiligen Jahr neu erschlossen wurden (hellblau). Im Zuge der LTE-Markteinführung sind ab 2012 insgesamt deutlich höhere Ausbauanstrengungen zu verzeichnen als in den Jahren zuvor. Dabei handelte es sich in den Jahren 2010 bis 2013 noch hauptsächlich um neue Standorte (87%). Ab 2014 sind es vor allem Aufrüstungen bereits bestehender Basisstationen (93%). Mit rund 15'400 Basisstationen wurden hier im Betrachtungszeitraum die meisten Standorte mit neuen Funksystemen ausgestattet. Diese Zahl sank bis 2016 auf etwa 10'000 und stieg wieder auf ca. 13'000 Standorte im Jahr 2020.

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Grafik 2: Bis 2014 dominierte der Zubau neuer Standorte, danach dominierten Änderungen an bestehenden Standorten.

Quelle: Funkloch Deutschland? Der Ausbau der mobilen Datennetze in den letzten zehn Jahren (ifo Institut)

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Tags:
Netzverdichtung, Mobilfunkstandort, Netzinfrastruktur

Widersprüchliche Grafiken, wirklich?

H. Lamarr @, München, Montag, 21.02.2022, 21:13 (vor 1043 Tagen) @ H. Lamarr

Die durchgezogene schwarze Linie in der Grafik des ifo-Instituts zeigt eine stetige Zunahme der Gesamtanzahl der Mobilfunkstandorte in Deutschland.

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Auch die Grafik des IZgMF zeigt die Entwicklung der Gesamtanzahl der Mobilfunkstandorte in Deutschland, hier kommt es jedoch zwischen 2016 und 2019 zu einem deutlich sichtbaren Rückgang um 1683 Standorte.

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Beide Grafiken beruhen auf Daten der BNetzA. Wie kann es dann sein, dass in der Grafik des ifo-Instituts der Einbruch zwischen 2016 und 2019 nicht zu erkennen ist?

Es liegt an der Teilung (Auflösung) der y-Achse beider Grafiken. Was in der IZgMF-Grafik ein deutlicher Rückgang ist, wäre in der Grafik des ifo-Instituts nur eine unbedeutende Delle in der Größenordnung der Strichstärke. Der Grafiker hat sie möglicherweise deshalb großzügig weggelassen.

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Mobilfunkstandorte in Deutschland: Stand Juni 2022

H. Lamarr @, München, Dienstag, 23.08.2022, 23:13 (vor 860 Tagen) @ H. Lamarr

Das verstehe wer will. Von Juni 2021 bis Juni 2022 hat die Anzahl der Mobilfunkstandorte in Deutschland nicht zugenommen, sondern um 351 abgenommen.

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Grafik: IZgMF, Daten: BNetzA

Wegen der in den Medien zu verfolgenden 5G-Ausbreitungswelle und der Schließung von Funklöchern hatte ich eine deutliche Zunahme erwartet. Über die Gründe, warum das Gegenteil eingetroffen ist, kann ich nur spekulieren:

► Die Abschaltung der UMTS-Netze hat zur Aufgabe von Standorten geführt.
► Die Erschließung von Publikumsschwerpunkten mit Kleinzellen unter 10 W Strahlungsleistung fehlt in der Standortstatistik der BNetzA (das ist real, keine Spekulation).
► Der Netzaufbau des 4. deutschen Netzbetreibers 1&1 hat soeben erst begonnen (auch das ist real).
► Die Auslagerung der Mobilfunk-Infrastruktur (Funkmasten) an Kapitalgesellschaften hat zu einer Bereinigung des Bestands geführt.

Wie dem auch sei, die einst gehandelten mörderisch hohen Zahlen von Funkmasten (nicht Standorte) als Folge der 5G-Einführung – im Raum schwebten maximal 800'000 – sind anhand der vorliegenden Daten nicht zu erkennen.

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Mobilfunkstandorte in Deutschland: Stand August 2022

H. Lamarr @, München, Samstag, 27.08.2022, 15:35 (vor 856 Tagen) @ H. Lamarr

Das verstehe wer will. Von Juni 2021 bis Juni 2022 hat die Anzahl der Mobilfunkstandorte in Deutschland nicht zugenommen, sondern um 351 abgenommen.

Nur zwei Monate später sieht es schon wieder anders aus. Gegenüber 1. Juni 2022 hat der Bestand an Mobilfunkstandorten in Deutschland am 1. August 2022 um 215 auf 73514 zugenommen. Den stärksten Zuwachs zeigen die südlichen Bundesländer Bayern (+38) und Baden-Württemberg (+32) gefolgt von Niedersachen (+29) und NRW (+22). Schlusslicht ist die Bundeshauptstadt Berlin mit –1 Standort.

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Mobilfunkstandorte in Deutschland: Stand Juni 2023

H. Lamarr @, München, Samstag, 13.01.2024, 22:02 (vor 352 Tagen) @ H. Lamarr

Von 1. Juni 2022 bis 1. Juni 2023 ist die Anzahl der Mobilfunkstandorte in Deutschland gemäß BNetzA um 2'565 auf 70'734 gefallen! In Anbetracht der Erfolgsmeldungen der Mobilfunknetzbetreiber beim Netzausbau in strukturschwachen Gebieten ist dieser erhebliche Rückgang auf das Niveau von 2012 ohne weitere Informationen unerklärlich. Möglicherweise steckt eine Konzentrationswelle auf weniger Standorte mit national Roaming infolge der Aufgabe unattraktiver Standorte dahinter. So oder so werden von dieser Entwicklung die einstigen Prophezeiungen im Jahr fünf nach der 5G-Lizenzvergabe in Deutschland ad absurdum geführt. Im Restjahr 2023 hat sich der fallende Trend allerdings gewendet, am 1. Januar 2024 war der Bestand an Standorten auf 71'510 wieder merklich gewachsen und 2024 sollte schon wegen des lange verzögerten Betriebsbeginns des vierten deutschen Netzbetreibers 1&1 die Anzahl der Standorte weiter deutlich zunehmen.

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Quelle: BNetzA

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Mobilfunkstandorte in Deutschland: Stand Juni 2024

H. Lamarr @, München, Dienstag, 30.07.2024, 18:25 (vor 153 Tagen) @ H. Lamarr

Nach dem mysteriösen Rückgang im vergangenen Beobachtungsintervall hat sich der Bestand an Mobilfunkstandorten wieder erholt und mit 71'979 das Niveau von 2014 erreicht.

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