Diagnose-Funk im Pech: Krebsstudie zurückgezogen (Allgemein)
Auszug aus einer wie immer alarmierenden Pressemitteilung des Vereins Diagnose-Funk vom 25. März 2021:
[...] Die erste der beiden neuen epidemiologischen Mobilfunkstudien trägt den Titel „Die Exposition gegenüber hochfrequenter Strahlung erhöht das Brustkrebs-Risiko: Ein systematischer Review und Meta-Analyse“. Diese ausführliche Übersichtsarbeit wurde von 6 Wissenschaftlern der medizinischen Universität Taipei (Taiwan) und der Universität von Newcastle (Australien) erstellt. Sie unterzogen 8 epidemiologische Mobilfunk-Krebs-Studien einer Meta-Analyse.
Ergebnis: Der Zusammenhang zwischen Belastung mit Hochfrequenz-Strahlung (Mobilfunk, WLAN) und Brustkrebsrisiko ist statistisch signifikant. Außerdem zeigt die Analyse, dass die Belastung mit hochfrequent strahlenden Mobiltelefonen und Computern (hier: WLAN) das Risiko von Brustkrebs statistisch signifikant erhöht.
Besprechung der Studie im ElektrosmogReport März 2021: https://www.emfdata.org/de/studien/detail&id=587
Studie im Original: https://www.spandidos-publications.com/10.3892/etm.2020.9455
Doch ruft man den Originallink ab, darf man verdutzt feststellen, die von dem Verein gefeierte Studie wurde bereits am 10. März 2021 zurückgezogen. Warum, das ist hier nachzulesen.
In der langen Historie von Peinlichkeiten, die dem Verein bereits widerfahren sind, nimmt dieser Vorfall einen der vorderen Ränge ein und er zeigt, dass Laien, die sich selbst zu Experten in Sachfragen des Risikos Mobilfunk aufschwingen, auf wissenschaftlichem Terrain nichts verloren haben. Es genügt eben nicht, Studien, die Alarm schlagen, hingebungsvoll zu "besprechen", man muss auch die Spreu vom Weizen unterscheiden können, um nicht über Fallstricke zu stolpern, die von ausgewiesenen Experten gesehen werden. Diagnose-Funk stolpert gerne und ausgiebig. Da deren Follower noch weniger Ahnung von der Sache haben als der Verein, ist das Risiko erwischt zu werden für die Stuttgarter kalkulierbar klein.
Die "Studienbesprechung" des Vereins auf dem einäugigen Portal emfdata.org (dort seit 23. Februar 2021) weist momentan nicht auf die Retraktion des Corpus Delicti hin. Schaunmermal wie lange sie diesmal brauchen, der schmerzlichen Wahrheit ins Auge zu schauen, zuweilen können die Stuttgarter nämlich äußerst stur auf einer Falschmeldung beharren.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –