Diagnose-Funk und esoterische Lebensängste (Allgemein)
Die unerklärliche Angst vor der Technik
Bürgerinitiativen, wie die in Stuttgart ansässige diagnose:funk, vermischen nachvollziehbare Kritik mit esoterischen Lebensängsten.
von Henning Gajek
Angst vor neuer Technik ist nichts Neues. Als die erste Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth gestartet wurde, wurde das hohe Tempo von 30-40 km/h als "lebensgefährlich für die Passagiere" beurteilt. Hätte man den Kritikern vorhergesagt, dass rund 180 Jahre später der ICE zwischen Frankfurt und Köln mit 300 km/h fährt oder der französische TGV mit 330 km/h (technisch wäre noch mehr möglich) - sie wären schreiend davon gelaufen.
Das aktuelle Aufreger Thema ist 5G-Mobilfunk.
diagnose:funk - Angst vor Strahlung
In teilweise gut gemachten Flugblättern stellen die Mobilfunkgegner ihre Argumente vor und vermischen geschickt Fakten mit Esoterik. Fundamentale Kritiker meldeten sich in Fellbach (bei Stuttgart) vor der Unterschrift unter die Verträge zum Kooperationsprojekt beim Eintreffen des Ministerpräsidenten draußen vor der Tür zu Wort. Eine Initiative trägt den originellen Namen diagnose:funk. Wir haben einmal einen Blick auf ihre Argumente geworfen...
Trennung von Indoor und Outdoor?
Bei den Argumenten zum Festnetz können viele Beobachter noch folgen, doch dann fordert die Initiative eine Trennung von "Indoor und Outdoor"-Funkversorgung, um die Wohnungen "vor Strahlung zu schützen". Nur Funkwellen machen an der Wohnungstür nicht halt, das ist schon rein physikalisch gar nicht möglich. "Kleinzellige Netze" müssten für weniger Elektrosmog sorgen, fordert die Initiative. Das klingt für Laien noch logisch, wer sich mit Funktechnik auskennt, runzelt die Stirn.
Eine "Technikfolgenabschätzung" sei Pflicht, fordert die "diagnose", die durch eine "industrie- und regierungsunabhängige" Kommission erfolgen solle. "Industrie- und regierungsunabhängige" Fachleute zu finden, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein - und das ist wohl auch so gewollt. Mit einer "Beweislastumkehr" solle schließlich bewiesen werden, dass 5G unschädlich sei. Bis diese Kommission gefunden wäre und nachgeforscht hätte: Bis dahin dürften Jahre ins Land vergehen, wo einfach gar nichts passieren würde.
Der Forderung nach "nur einem Mobilfunknetz für alle" (statt dem aktuellen Modell konkurrierender Netzbetreiber) könnte man vielleicht noch folgen, wobei dann mangelnder Wettbewerb erst Recht zu steigenden Preisen oder zu einem "lustlos ausgebauten" löchrigen Netz führen könnte.
Schließlich stellt die Initiative eine Forderung nach einem "Recht, analog leben zu können" und nach der "Schaffung und dem Erhalt von mobilfunkfreien Zonen" auf. Bewohner in Regionen ohne Internet oder vernünftiger Mobilfunkversorgung geraten heute schon wirtschaftlich ins Hintertreffen und dürften das wahrscheinlich anders sehen...
gesamter Thread:
- Das IZgMF, die heimliche Supermacht -
H. Lamarr,
24.03.2019, 00:02
- ... machen sich Leute über Diagnose-Funk lustig ... -
H. Lamarr,
27.03.2019, 12:39
- Diagnose-Funk und esoterische Lebensängste - Gast, 18.10.2019, 08:02
- ... machen sich Leute über Diagnose-Funk lustig ... -
H. Lamarr,
27.03.2019, 12:39