Diagnose-Funk und esoterische Lebensängste (Allgemein)

Gast, Freitag, 18.10.2019, 08:02 (vor 1865 Tagen) @ H. Lamarr

Die unerklärliche Angst vor der Technik
Bürger­initia­tiven, wie die in Stutt­gart ansäs­sige diagnose:funk, vermi­schen nach­voll­zieh­bare Kritik mit esote­rischen Lebens­ängsten.

von Henning Gajek

Angst vor neuer Technik ist nichts Neues. Als die erste Eisen­bahn zwischen Nürn­berg und Fürth gestartet wurde, wurde das hohe Tempo von 30-40 km/h als "lebens­gefähr­lich für die Passa­giere" beur­teilt. Hätte man den Kriti­kern vorher­gesagt, dass rund 180 Jahre später der ICE zwischen Frank­furt und Köln mit 300 km/h fährt oder der fran­zösi­sche TGV mit 330 km/h (tech­nisch wäre noch mehr möglich) - sie wären schreiend davon gelaufen.

Das aktu­elle Aufreger Thema ist 5G-Mobil­funk.
diagnose:funk - Angst vor Strah­lung

In teilweise gut gemachten Flugblättern stellen die Mobilfunkgegner ihre Argumente vor und vermischen geschickt Fakten mit Esoterik. Funda­mentale Kritiker meldeten sich in Fell­bach (bei Stutt­gart) vor der Unter­schrift unter die Verträge zum Koope­rati­onspro­jekt beim Eintreffen des Minis­terprä­sidenten draußen vor der Tür zu Wort. Eine Initia­tive trägt den origi­nellen Namen diagnose:funk. Wir haben einmal einen Blick auf ihre Argu­mente geworfen...

Tren­nung von Indoor und Outdoor?

Bei den Argu­menten zum Fest­netz können viele Beob­achter noch folgen, doch dann fordert die Initia­tive eine Tren­nung von "Indoor und Outdoor"-Funk­versor­gung, um die Wohnungen "vor Strah­lung zu schützen". Nur Funk­wellen machen an der Wohnungstür nicht halt, das ist schon rein physi­kalisch gar nicht möglich. "Klein­zellige Netze" müssten für weniger Elek­trosmog sorgen, fordert die Initia­tive. Das klingt für Laien noch logisch, wer sich mit Funk­technik auskennt, runzelt die Stirn.

Eine "Tech­nikfol­genab­schät­zung" sei Pflicht, fordert die "diagnose", die durch eine "indus­trie- und regie­rungs­unab­hängige" Kommis­sion erfolgen solle. "Indus­trie- und regie­rungs­unab­hängige" Fach­leute zu finden, dürfte ein Ding der Unmög­lich­keit sein - und das ist wohl auch so gewollt. Mit einer "Beweis­last­umkehr" solle schließ­lich bewiesen werden, dass 5G unschäd­lich sei. Bis diese Kommis­sion gefunden wäre und nach­geforscht hätte: Bis dahin dürften Jahre ins Land vergehen, wo einfach gar nichts passieren würde.

Der Forde­rung nach "nur einem Mobil­funk­netz für alle" (statt dem aktu­ellen Modell konkur­rierender Netz­betreiber) könnte man viel­leicht noch folgen, wobei dann mangelnder Wett­bewerb erst Recht zu stei­genden Preisen oder zu einem "lustlos ausge­bauten" löch­rigen Netz führen könnte.

Schließ­lich stellt die Initia­tive eine Forde­rung nach einem "Recht, analog leben zu können" und nach der "Schaf­fung und dem Erhalt von mobil­funk­freien Zonen" auf. Bewohner in Regionen ohne Internet oder vernünf­tiger Mobil­funk­versor­gung geraten heute schon wirt­schaft­lich ins Hinter­treffen und dürften das wahr­schein­lich anders sehen...


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