Ruhe sanft (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 27.04.2006, 19:14 (vor 6784 Tagen) @ KlaKla

Fällt diesem Verband wirklich nichts besseres ein? Ich finde diese Aktion nur lächerlich.

Naja, viel Arbeit haben sie jedenfalls nicht damit. Aber wen sprechen die eigentlich an? Die Kritiker mit Handy? Das wäre köstlich, da müssen die Betreiber am Abend des 24. Juni nur nachschauen, ob's im Gesprächsaufkommen irgendwelche messbaren Einbrüche gegeben hat, die es mit ziemlicher Sicherheit nicht geben wird. Und promt wird die Meldung kommen: Aufruf zeigte Null Wirkung. Päng, aus und vorbei! Und selbst der unwahrscheinliche Fall einer messbaren Verweigerung wäre nicht von Vorteil, denn dann heißt es: Was mögen das schon für Kritiker sein - die Masten hassen aber fleißig Handys nutzen! Nein, nein, also das kann's eigentlich beides nicht sein.

Bleibt die Alternative: Nicht nur kein Kritiker, sondern gar keiner soll am 24. Juni in Deutschland mit dem Handy telefonieren. Echt krass! Darauf hat das Land nur gewartet, endlich können wir's den Betreibern mal zeigen. Wenn der Anlass eine erpresserische Senkung der Gesprächsgebühren wäre, könnte dieses Manöver vielleicht sogar Wirkung haben, so aber - mit dem Gesundheitsrisiko im Hinterkopf - dürfte der Appell die Durchschlagskraft einer Gewitterfliege haben, wenn sie auf der Autobahn A9 der Frontscheibe eines 7er BMWs begegnet.

Wenn ich Franz' Strategielehrgang richtig kapiert habe, dann ist das einzig sinnvolle an der Idee des Verbands, dass es ein konkreter Aufruf zum Handeln ist. Also kein Wischiwaschi, das es jedem frei stellt sich selber irgendeine Aktion aus den Rippen zu schnitzen. Sowas klappt nie gut, weil dann nämlich jeder drauf hofft, den anderen würde schon was einfallen. Klar, dass diese Hoffnung nicht in Erfüllung geht und nur die ganz Unverdrossenen sich zu Aktionen aufraffen.

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Mit konkreten Zielen täten sich alle leichter: In Frankreich gab's z. B. in Crest eine Aktion, zum sichtbaren Protest gegen den Mobilfunkterror ein knallrotes Handtuch oder besser Badetuch zum Fenster rauszuhängen. Das wär' doch was, oder? Nein, aus meiner Sicht geht aus dies in die Hose, weil so eine Aktion über viele Monate hinweg systematisch auf mehreren Ebenen vorbereitet werden muss, damit die Betreiber nennenswert Rot zu sehen bekommen. Zu wenig Rot würde den Betreibern nur allzu rosig vorkommen - und wir blamieren uns bis auf die Knochen.

Bleiben also unterm Strich für den Aktionstag nur Individualaktionen übrig, beispielsweise das Verteilen von Arschkarten an Handyaner, vorausgesetzt, wir kriegen die Karten rechtzeitig fertig.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Foto, Netzwerk-Risiko-Mobilfunk, Aktionstag


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