Eklipse-Projekt: "Elektrosensibler" wertet Literatur mit aus (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 21.11.2018, 20:20 (vor 1945 Tagen)

[Admin: Strang wegen Themenschwenk abgetrennt am 31.12.2018, Absprung <hier>]

EKLIPSE: Die Auswirkungen von künstlichen elektromagnetischen Strahlung auf wild lebende Tiere (Flora und Fauna). Mitglieder der Sachverständigen Lenkungsgruppe u.a. Prof. Mario Babilon

Naja ...

Eklipse ist ein Projekt, das von der EU-Kommission im Rahmen des Horizon2020-Forschungsprogramms finanziert und von dem britischen "Centre for Ecology & Hydrology" koordiniert wird. In der Eigensicht ist es Ziel von Eklipse, Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger und andere Personen zusammenzubringen, um zu gewährleisten, dass Entscheidungen, die die Umwelt beeinflussen, fachlich fundiert getroffen werden.

Unter den "Outputs" die das Projekt hervorgebracht hat sind auch zwei Berichte, die sich mit den Auswirkungen künstlicher elektromagnetischer Felder auf die Natur beschäftigen (Flora and Fauna):

Einzelheiten zu der erwähnten Webkonferenz gibt es <hier>.

Dass das Thema EMF überhaupt von Eklipse behandelt wurde ist auf die britische Firma Buglife zurückzuführen. Buglife hat die Rechtsform einer "company limited by guarantee", was einer kleinen privatwirtschaftlichen GmbH gleichkommt und im Vereinigten Königreich auch eine von gemeinnützigen Vereinen praktizierte Gesellschaftsform ist. Chef von Buglife ist Matt Shardlow, er brachte bei Eklipse die Idee ein, die Auswirkungen von EMF auf die Natur zu untersuchen. Die Lenkungsgruppe für dieses Thema hatte die Aufgabe, die Literatur zu sichten und die Webkonferenz zu organisieren.

Wie Mario Babilon als überzeugter "Elektrosensibler" und Informatiker es schaffte, in die EMF-Lenkungsgruppe aufgenommen zu werden, ist mir ein Rätsel. Ich kann mir das nur so erklären, dass er seinen offensichtlichen Interessenskonflikt nicht in der "Declaration of Conflict of Interest" einräumte, die alle Teilnehmer von Lenkungsgruppen ausfüllen mussten (es gab noch diverse andere Lenkungsgruppen bei dem Eklipse-Projekt). Ob es so ist lässt sich wohl leicht klären.

Allerdings sind die beiden oben verlinkten Berichte zu EMF-Auswirkungen auf die Natur aus meiner Sicht eher belanglos, dramatische Alarmbotschaften, wie sie gerne in der Anti-Mobilfunk-Szene kolportiert werden und die möglicherweise auf die Einwirkung von Babilon zurückzuführen wären, konnte ich beim Durchblättern der Berichte nicht entdecken. Wahrscheinlich liegt dies daran, dass der "elektrosensible" Professor aus Stuttgart neben Matt Shardlow nur einer von acht Teilnehmern der EMF-Lenkungsgruppe war, allzu steile Einzelmeinungen werden bei so vielen Lenkern üblicherweise wegintegriert bevor sie nach außen dringen. So gesehen ist es zwar befremdlich, dass ausgerechnet ein bekennender "Elektrosensibler" über EMF-Auswirkungen auf Fauna und Flora mit befinden sollte, also jemand mit dem stärksten Interessenkonflikt bei EMF-Themen überhaupt, seine Handschrift aber tragen die beiden Berichte nicht. Eine Analogie dazu wäre der "Wissenschaftliche Beirat Funk" (WBF), der in Österreich im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie regelmäßig das Risikopotenzial von EMF beurteilt. Auch im WBF saß mit Prof. Mosgöller ein erklärter Mobilfunkkritiker, an den Bewertungen des zehnköpfigen WBF zu erkennen ist dies nicht. Wesentlicher Unterschied: Mosgöller ist als Mobilfunkkritiker allseits bekannt, Babilon ist als "Elektrosensibler" in UK hingegen vermutlich völlig unbekannt. Umso bedeutsamer ist es, was er in seiner Erklärung zu Interessenkonflikten geschrieben hat.

Hintergrund
Auftritt von Mario Babilon im ZDF (2017)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Interessenkonflikt, Analogie, Ko-Ini, Elektrochonder, Babilon, EKLIPSE


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