Schweden: EMF-Forschungsbericht 2018 erschienen (Forschung)
Turnusmäßig alle zwei Jahre gibt die schwedische Strahlenschutzbehörde Strålsäkerhetsmyndigheten (SSM) eine Übersicht und Bewertung des jüngsten Forschungsstandes über elektromagnetische Felder heraus. Der aktuelle Report (PDF, 124 Seiten, englisch), es ist der zwölfte, deckt den Veröffentlichungszeitraum wissenschaftlicher Studien von Oktober 2015 bis März 2017 ab.
Erwartungsgemäß wurden auch diesmal keine neuen gesundheitlichen Risiken identifiziert. Der Frage, ob Mobilfunk Hirntumoren verursacht oder nicht, widmeten sich im Beobachtungszeitraum vor allem Studien, die dem zeitlichen Trend von Hirntumorstatistiken gelten. Die Analyse dieser Studien ergab kein einheitliches Bild, mehrheitlich wurde jedoch kein Zusammenhang zwischen Tumoren und EMF-Einwirkung erkannt. Einige Zell- und Tierstudien weisen – auch bei niedrigen Expositionspegeln – auf oxidativen Stress hin. Unklar ist jedoch, was dieser Befund für die Gesundheit von Menschen bedeutet. Auffällig aus Sicht der Reviewer sind einige Studien, die im Vergleich zu anderen Störgrößen einen stärkeren Zusammenhang zwischen Gedächtnisleistungen und der Einwirkung von Funkwellen gefunden haben.
Bemerkenswert ist am Ende des Reports die lange Liste von Studien, die aus unterschiedlichen dort genannten Gründen (mangelhafte Qualität, fehlende Angaben) von der Bewertung ausgenommen wurden. Von den 175 potentiell relevanten Studien im Beobachtungszeitraum (2015 – 2017) flogen 83 schon in der ersten Bewertungsrunde raus, 38 weitere folgten nach eingehender Prüfung. Unterm Strich flossen so nur 54 der ursprünglich 175 Studien in die Bewertung ein. Diese strenge Siebung unterscheidet die kompetente Studienbewertung substanziell von den dilettantischen und selektiven Studienbewertungen des Vereins Diagnose-Funk.
Diagnose-Funk macht um das Personal, das für diesen Verein Studien bewertet, ein Geheimnis. Vermutlich deshalb, weil eine Offenlegung Interessenkonflikte zeigen und Zweifel an der fachlichen Kompetenz des Personals stützen würden. Ganz anders bei dem SSM-Report aus Schweden. Dieser macht rückhaltlos transparent, wer inhaltlich für die Bewertung der Studien verantwortlich ist:
Prof Heidi Danker-Hopfe, Charité – University Medicine, Berlin, Germany
Prof Clemens Dasenbrock, Fraunhofer Institute for Toxicology and Experimental Medicine, Hannover, Germany
Dr Emilie van Deventer, World Health Organization, Geneva, Switzerland (observer)
Dr Anke Huss, University of Utrecht, the Netherlands
Dr Lars Klaeboe, Norwegian Cancer Society, Oslo, Norway
Dr Leif Moberg, Sweden (chair)
Dr Eric van Rongen, Health Council of the Netherlands, The Hague, The Netherlands
Prof Martin Röösli, Swiss Tropical and Public Health Institute, Basel, Switzerland
Dr Maria Rosaria Scarfi, National Research Council, Naples, Italy
Mr Lars Mjönes, B.Sc., Sweden (scientific secretary)
Hintergrund
Leitfaden für die Beurteilung von Studienergebnissen
Mobilfunkstudien: Bewertung der Ergebnisse durch Laien
Die wichtigsten Fachbegriffe biologischer Mobilfunkstudien
[Admin: Link zum Report hinzugefügt am 16.05.2018]
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –