Italien: Ramazzini-Institut will Krebsrisiko gefunden haben (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 30.03.2018, 16:52 (vor 2431 Tagen)

Auszug aus einer Meldung des sogenannten "Dachverband Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein":

Das Ramazzini Institut in Bologna hat die Ergebnisse seiner mit Spannung erwarteten Ratten-Studie in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht. Die Tiere wurden über längere Zeit mit unterschiedlichen und schwachen Mobilfunksignalen bestrahlt. Dabei wurde festgestellt, dass bei den bestrahlten Tieren signifikant mehr geschädigte Zellen auftraten als bei nicht bestrahlten Tieren. Sogenannte Schwannome, eine sonst sehr seltene Krebsart im Herz, und Tumore im Kopf waren die Folge.

Über den wissenschaftlichen Wert der Arbeit, die gratis im Volltext verfügbar ist, kann und will ich mich nicht auslassen, dies überlasse ich gerne anderen. Nicht irgendwelchen selbsternannten Experten wie die von funkstrahlung.ch, sondern kompetenten Wissenschaftlern, auch wenn es fraglich ist, ob diese sich überhaupt mit der Studie des Instituto Ramazzini beschäftigen werden. Hier zumindest wird unverblümt empfohlen, die Arbeit der Italiener wegen ihrer groben statistischen Mängel schlicht zu ignorieren. Doch es gibt auch abseits des Hauptstrahls noch ein paar Worte über die Alarmmeldung von funkstrahlung.ch zu sagen. Etwa, dass das Ergebnis keineswegs "mit Spannung" erwartet wurde. Denn wäre es so, müsste der Suchbegriff "Ramazzini Institute heart tumor" wesentlich mehr und vor allem mehr qualifizierte Treffer zeigen, als die wenigen, die heute zu sehen sind. Gut möglich jedoch, dass die Laien von funkstrahlung.ch tatsächlich mit Spannung gewartet haben, obschon ich große Zweifel habe, dass die Damen und Herren dieses Vereins wissen wovon sie reden, wenn sie über die Ramazzini-Studie oder auch nur über Elektrosmog reden. Dass nicht nur ich die Kompetenzen dieses überflüssigen Vereins infrage stelle ist hier ersichtlich.

Auffällig ist auf jeden Fall schon einmal die wissenschaftliche Leiterin des Instituto Ramazzini, die auch als Korrespondenzautorin der neuen Mobilfunkstudie geführt wird: Fiorella Belpoggi gehört bereits seit vielen Jahren der wissenschaftlichen Anti-Mobilfunk-Szene an, produziert einer aus der rund 40 bis 50 Personen starken Kerngruppe dieser Szene einen Aufruf/Appell, ist Belpoggi fast immer mit dabei. Nur drei Wissenschaftler beteiligen sich noch häufiger als sie an solchen Aktionen. Belpoggi offenbart sich damit als überzeugte Mobilfunkgegnerin, der damit einhergehende Verlust an Ergebnisoffenheit ist für jeden Wissenschaftler pures Gift.

Die Behauptung von funkstrahlung.ch, die Versuchstiere wären mit "schwachen Mobilfunksignalen" befeldet worden, ist falsch. Schon dem Abstract der Studie ist zu entnehmen, dass statistisch signifikante Befunde allein bei Schwannomen des Herzens auftraten und auch nur bei der stärksten Befeldung mit 50 V/m. Das angeblich "schwache" Signal ist damit entweder über Grenzwert (GSM900) oder nahe dem Grenzwert (UMTS). Eine derart starke Befeldung (Fernfeld) ist in der realen Welt nicht gegeben. Der gemäß einer Übersicht von abertausenden von EMF-Messwerten aus aller Welt (Zeitraum 2000 bis 2010) höchste Wert wurde 2002 mit 19,7 V/m (1,03 W/m²) in Belgien gemessen. Der üble Trick von funkstrahlung.ch: Gegenüber der NTP-Studie (USA) sind die Signale der Italiener tatsächlich relativ schwach gewesen. Doch nur deshalb, weil die Signale der Amerikaner extrem stark waren (bis zu 75-fach über Grenzwert!). Absolut gesehen sind auch die biologisch wirksamen Signale der Italiener unverschämt stark gewesen.

Die Behauptung von funkstrahlung.ch, die neue Studie bestätige die Ergebnisse "der grossen staatlichen NTP-Tierstudie in den USA", ist ebenfalls falsch. Das NTP verursachte 2016 mit einem vorläufigen Zwischenbericht vor allem deshalb Aufregung, weil ein statistisch signifikanter Zuwachs an Hirntumoren unter Feldeinwirkung gemeldet wurde. Im kürzlich vorgelegten Abschlussbericht des NTP war von Signifikanz bei den Hirntumoren dann nicht mehr die Rede. Auch bei den Italienern ist der Zuwachs des Hirntumorrisikos nicht-signifikant. Insofern herrscht wenig aufregende Übereinstimmung. Ganz anders aber verhält es sich bei der geschlechtsspezifischen Betrachtung: Bei den Amerikanern bekamen nur die Rattenböcke Hirntumoren, nicht aber die Weibchen, bei den Italienern war es genau umgekehrt. Von einer "Bestätigung" der NTP-Ergebnisse durch die Italiener kann daher keine Rede sein, im Gegenteil, die Abweichungen zwischen beiden Studien vergrößern nur noch die Ratlosigkeit, die von den teils sonderbaren Ergebnissen der NTP-Studie ohnehin schon ausgegangen ist. Die Italiener stiften jetzt neue Verwirrung, indem sie behaupten, bei erheblich schwächerer Befeldung (gegenüber der NTP-Studie) ähnliche Befunde bekommen zu haben wie die Amerikaner. Doch das passt in keiner Weise zur NTP-Studie. Denn diese hat nur bei sehr starker Befeldung besorgniserregende Effekte gezeigt, nicht aber bei schwächerer Befeldung!

Nicht zuletzt hegte 2017 der US-Kongress Zweifel an der wissenschaftlichen Integrität des Instituto Ramazzini. Die Einrichtung wies die Vorwürfe umgehend zurück. Der Ruf des Instituts scheint indes nicht ohne Kratzer geblieben zu sein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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STOA, Hirntumor, Signifikanz, Italien, Ergebnisoffenheit, Ramazzini, Belpoggi

Italien: Ramazzini-Institut will Krebsrisiko gefunden haben

charles ⌂ @, Freitag, 30.03.2018, 19:06 (vor 2431 Tagen) @ H. Lamarr

Dariusz Leszczynski hat auch hierzu Stellung genommen.

https://tinyurl.com/y9jqlpul

Leszczynski: Ramazzini study shows that cell tower radiation does not increase risk for Schwannoma and glioma

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Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Ramazzini-Krebsstudie in der Kritik

H. Lamarr @, München, Sonntag, 01.04.2018, 13:07 (vor 2429 Tagen) @ charles

Dariusz Leszczynski hat auch hierzu Stellung genommen.

https://tinyurl.com/y9jqlpul

Leszczynski: Ramazzini study shows that cell tower radiation does not increase risk for Schwannoma and glioma

Das gefällt mir an Leszczynski, er gehört nicht zu diesen stumpfsinnigen Anti-Mobilfunk-Apparatschniks, sondern wagt auch die Kritik an den "eigenen Leuten", wenn die Stuss verbreiten. Dariusz reklamiert ebenso wie John Timmer statistische Mängel der Ramazzini-Studie und schließt seine begründete Kritik mit dem Resümee:

There is a very low plausibility that Ramazzini study data are result of base station radiation exposure levels. Appearance of the cases of Schwannoma and glioma. It is rather a “glitch” caused by the random occurrence of spontaneous cases of Schwannoma or glioma in experimental groups.

[Deutsch: Die Plausibilität ist nur sehr schwach, dass die Ramazzini-Studiendaten (Fälle von Schwannomen und Gliomen) das Ergebnis der Befeldung durch die simulierte Mobilfunk-Basisstation sind. Der Befund ist eher als "Panne" zu sehen, verursacht durch das zufällige Auftreten spontaner Fälle von Schwannom oder Gliom unter den Versuchstieren.]

Markus Lauener (funkstrahlung.ch) setzte seine irreführende "Medienmitteilung" anlässlich der Ramazzini-Studie am 29. März in die Welt. Zu diesem Zeitpunkt hätte er leicht klüger sein können, denn Timmer brachte seine Kritik bei Ars Technica bereits am 23. März und Dariusz die seine am 25. März. Am 30. März griff das IZgMF das Thema auf und wies oben im Startposting auf die Kritik von Timmer hin, "Charles" machte noch am selben Tag auf Leszczynskis Kritik aufmerksam. Damit sollte der Alarmmeldung Laueners eigentlich die Grundlage entzogen sein. Doch noch am Tag darauf veröffentlichten die Dümmsten der Dummen am 31. März Laueners unqualifizierte Medienmitteilung, die von nennenswerten Medien gänzlich unbeachtet blieb (Stand: 1. April 2018). Dabei hatte der Gigaherz-Präsident erst 2015 Leszczynski zu Gast gehabt und pries diesen öffentlich als einen der wenigen letzten noch glaubwürdigen Wissenschaftler, die an keinerlei wirtschaftliche Interessen gekoppelt sind und sich keinen Maulkorb verpassen lassen. Jetzt, da Leszczynski nicht linientreu ist, gibt Jakob den Tauben, er lässt den Wissenschaftler Leszczynski links liegen und verbreitet den Stuss des selbst ernannten Experten Markus Lauener.

Womit die Anti-Mobilfunk-Szene wieder einmal eindrucksvoll den Beweis angetreten hat: Ihr größtes Problem ist ihr Personal.

Nachtrag vom 17. Mai 2018: Kritischer Kommentar der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation zu den beiden Abschlussberichten der NTP-Studie und zur Ramazzini-Studie.

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Laueners Märchenstunde (I)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 01.04.2018, 17:23 (vor 2429 Tagen) @ H. Lamarr

Markus Lauener (funkstrahlung.ch) setzte seine irreführende "Medienmitteilung" anlässlich der Ramazzini-Studie am 29. März in die Welt.

Markus Lauener schickt sich in der Schweiz an, vom widerwillig scheidenden Gigaherz-Präsidenten Hans-U. Jakob die Tradition der aufdringlichen selbsternannten Elektrosmog-Experten zu übernehmen. Was Lauener auch bringt, es ist falsch, verzerrt, nur halbwahr oder ausgemachter Blödsinn. Doch behaupten lässt sich dies leicht, deshalb hier kompetente Gegendarstellungen zu Lauener-Sprech in seiner sogenannten Medienmitteilung:

Selbst ernannter Experte Lauener: [...] Zudem decken sich die verschiedenen Laborergebnisse mit den Ergebnissen der internationalen Cefalo-Studie, an der auch die Schweiz beteiligt war. Bei dieser Studie wurde bereits im Jahr 2011 statistisch nachgewiesen, dass Kinder- und Jugendliche ein höheres Risiko für Hirntumore tragen, wenn sie Handys nutzen.

Anerkannte Experten des SCENIHR: The only available study on mobile phone use and brain tumours in children and adolescents is the Cefalo study conducted in four European countries, involving face-toface interviews with 352 families of brain tumour patients in 7-19 year olds and 646 matched controls (Aydin et al., 2011a). Regular use (again at least one call per week over a period of 6 months or more) showed a statistically non-significantly increased OR of 1.36 (CI 0.92-2.02), but there was no trend by either time since first use, cumulative number of calls, or cumulative call time. Use of cordless phones showed no increased OR (1.09; CI 0.81-1.45), not even in the group of highest cumulative use.

For a subsample of participants it was possible to obtain traffic records from mobile phone operators: while the OR significantly increased in the time since first use category of longest latency of >2.8 years (2.15; CI 1.07 to 4.29), there was no trend by cumulative call time with ORs being 1.24, 1.95 and 1.38 (none statistically significantly elevated). No clear patterns were seen when comparing ipsilateral and contralateral use. Validation studies in the context of Cefalo confirm observations from Interphone, namely the difficulty of participants to accurately recall past mobile phone use (Aydin et al., 2011b).

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Laueners Märchenstunde (II)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 01.04.2018, 17:39 (vor 2429 Tagen) @ H. Lamarr

Markus Lauener (funkstrahlung.ch) setzte seine irreführende "Medienmitteilung" anlässlich der Ramazzini-Studie am 29. März in die Welt.

Markus Lauener schickt sich in der Schweiz an, vom widerwillig scheidenden Gigaherz-Präsidenten Hans-U. Jakob die Tradition der aufdringlichen selbsternannten Elektrosmog-Experten zu übernehmen. Was Lauener auch bringt, es ist falsch, verzerrt, nur halbwahr oder ausgemachter Blödsinn. Doch behaupten lässt sich dies leicht, deshalb hier kompetente Gegendarstellungen zu Lauener-Sprech in seiner sogenannten Medienmitteilung:

Selbst ernannter Experte Lauener: [...] Die Tiere wurden über längere Zeit mit unterschiedlichen und schwachen Mobilfunksignalen bestrahlt.

Spatenpauli: Nein, die Mobilfunksignale waren weder unterschiedlich noch wurde schwach bestrahlt. Im Gegensatz zur NTP-Studie verwendete die Ramazzini-Studie nur ein einziges Mobilfunksignal, nämlich GSM1800 für die Befeldung (zulässiger Grenzwert: 58 V/m). Und was Lauener als "schwach" einstuft, waren in Wahrheit mindestens 5 V/m und höchstens 50 V/m. Um dazu mal einen Vergleich zu geben: Das berühmt-berüchtigte Salzburger Milliwatt entspricht einer Feldstärke von 0,6 V/m und selbst dieser Wert ist aus Sicht geschäftsversessener Baubiologen noch abnormal hoch. Infam ist aus meiner Sicht Laueners Absicht, mit dem Gerede von "schwachen" Mobilfunksignalen und Krebs gezielt Ängste in der Bevölkerung zu wecken oder zu schüren.

[Admin: Zulässigen Grenzwert für GSM1800 am 04.04.2018 hinzugefügt]

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Laueners Märchenstunde (III)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 01.04.2018, 18:30 (vor 2429 Tagen) @ H. Lamarr

Markus Lauener (funkstrahlung.ch) setzte seine irreführende "Medienmitteilung" anlässlich der Ramazzini-Studie am 29. März in die Welt.

Markus Lauener schickt sich in der Schweiz an, vom widerwillig scheidenden Gigaherz-Präsidenten Hans-U. Jakob die Tradition der aufdringlichen selbsternannten Elektrosmog-Experten zu übernehmen. Was Lauener auch bringt, es ist falsch, verzerrt, nur halbwahr oder ausgemachter Blödsinn. Doch behaupten lässt sich dies leicht, deshalb hier kompetente Gegendarstellungen zu Lauener-Sprech in seiner sogenannten Medienmitteilung:

Selbst ernannter Experte Lauener: [...] Es treten sogar Effekte unterhalb des Schweizer Immissionsgrenzwertes von 61 V/m und des Anlagegrenzwertes von 6 V/m auf.

Spatenpauli: Welche "Effekte" Lauener sieht, sagt er nicht. Und dass 50 V/m "sogar" unterhalb von 61 V/m liegen, das beeindruckt außer Herrn Lauener vermutlich noch nicht einmal ABC-Schützen. Da die Studienautoren in ihrem Text keinerlei "Effekte" unterhalb des Anlagegrenzwerts von 6 V/m erwähnen, sondern nur von Krebsen bei 50 V/m reden, musste ich mich notgedrungen selber auf die Suche nach dem machen, was Lauener entdeckt zu haben glaubt. Vermutlich spielt der emsige Mobilfunkgegner auf die Tabellen 2 und 3 der Studie an, in denen die Anzahl der gefundenen Tumoren bei den vier Befeldungsstärken 0 V/m, 5 V/m, 25 V/m und 50 V/m abzulesen sind. Und weil bei 5 V/m die Anzahl der gefundenen Tumoren nicht Null ist, mutmaße ich, schließt Experte Lauener messerscharf darauf, dass daran allein die Befeldung mit 5 V/m schuld sein muss. Genauer darlegen traut er seine "Entdeckung" nicht, eben weil er wahrscheinlich selber weiß, dass er keine Ahnung von der Materie hat und leicht auf Glatteis geraten könnte. Dass auch bei der Kontrollgruppe (0 V/m) die Anzahl der gefundenen Tumoren nicht Null ist, hat unseren Experten in seiner Erkenntnis nicht mehr beirren können. Ich meine: Gäbe es bei 5 V/m tatsächlich ein berichtenswertes Ergebnis, die Autoren hätten nicht auf Markus Lauener gewartet, um darüber die Weltöffentlichkeit in Kenntnis zu setzen.

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Laueners Märchenstunde (IV)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 01.04.2018, 19:18 (vor 2429 Tagen) @ H. Lamarr

Markus Lauener (funkstrahlung.ch) setzte seine irreführende "Medienmitteilung" anlässlich der Ramazzini-Studie am 29. März in die Welt.

Markus Lauener schickt sich in der Schweiz an, vom widerwillig scheidenden Gigaherz-Präsidenten Hans-U. Jakob die Tradition der aufdringlichen selbsternannten Elektrosmog-Experten zu übernehmen. Was Lauener auch bringt, es ist falsch, verzerrt, nur halbwahr oder ausgemachter Blödsinn. Doch behaupten lässt sich dies leicht, deshalb hier kompetente Gegendarstellungen zu Lauener-Sprech in seiner sogenannten Medienmitteilung:

Selbst ernannter Experte Lauener: [...] Eine ebenfalls aktuelle Studie aus Grossbritannien belegt, dass sich die bösartigen Hirntumore von 1995 bis 2015 mehr als verdoppelt haben. Ein Zusammenhang mit der Mobilfunkstrahlung ist nicht mehr auszuschliessen.

Spatenpauli: Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Es braucht keines überkandidelten Mobilfunkgegners namens Lauener, um die Gilde der Bioelektromagnetiker in aller Welt mit der Erkenntnis eines Dilettanten zu beglücken, ein Zusammenhang mit der Mobilfunkstrahlung sei "nicht mehr auszuschliessen". Lauener hat keinerlei Eigenkompetenz, ohne Google würde er vielleicht mehr im Garten machen, statt unqualifiziert Panik schüren. Meinte er es ehrlich, Google könnte auch helfen, Informationen aus den USA auf Glaubwürdigkeit zu verifizieren. So ist es beliebter Sport von weniger seriösen Mobilfunkgegnern, sich unter den ohnehin seltenen Hirntumoren eine noch seltenere Variante der ungefähr 150 Arten von Hirntumoren herauszupicken, wenn dort die Entwicklung der Fallzahlen ordentlich nach oben geht. Mobilfunkgegner in Schweden, Dänemark und jetzt eben Großbritannien/USA spielen dieses Spiel. Irgendeine plausible Begründung, warum diese eine von 150 Tumorarten jetzt ausgerechnet durch Funkeinwirkung besonders gut gedeihen soll, die gibt es nicht. Und wenn man sich die oberste Grafik in dem von Lauener verlinkten Microwave-News-Artikel betrachtet, dann sagt uns die schwarze Kurve: 1995 erkrankten von 100'000 Briten acht an einem bösartigen Hirntumor und 20 Jahre später, 2015, da war es ein halber Brite mehr. Da sich diese Zahlen nicht gut zum Hetzen eignen, muss die rote Kurve herhalten, bei der die relativ beeindruckende "Verdopplung" der Anzahl der Fälle jedoch ebenfalls bei Betrachtung der Absolutwerte (von drei Fälle pro 100'000 auf sechs Fälle) den Schock in sehr engen Grenzen hält. Ich finde es schwer erträglich, wie Lauener mit Verweis auf Slesins Artikel nach jedem noch so dünnen Strohhalm zum Panikmachen greift.

Und weil mir die Argumente von Herrn Lauener nun aus der Nähe betrachtet doch zu blöd sind, breche ich meine kleine Manöverkritik an seiner "Medienmitteilung" hier und jetzt vorzeitig ab, wohl wissend, dass im Rest seines Pamphlets möglicherweise noch das eine oder andere Leckerli darauf wartet, vorgeführt zu werden.

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Ramazzini-Krebsstudie: statistische Überbewertung

H. Lamarr @, München, Freitag, 24.05.2019, 19:51 (vor 2011 Tagen) @ H. Lamarr

... ebenso wie John Timmer ...

Timmer baut seine Kritik darauf auf, die Ramazzini-Studie habe eine statistisch signifikante Zunahme der Inzidenz von Herzschwannomen bei mit stärkster Befeldung exponierten männlichen Ratten beobachtet. Bei dieser Krebsart entwickelte die Kontrollgruppe von 817 Ratten vier Tumore. Aber: Alle diese Tumoren in der Kontrollgruppe traten ausschließlich bei den Weibchen auf; keiner bei den Männchen. Diese offensichtlich geschlechtsbezogene Verzerrung würde nun zwangsläufig zur statistischen Überbewertung der Tumoren in jeder Versuchsgruppe mit Männchen führen.

Und genau das könne man bei der Ramazzini-Studie erkennen. In einer weiblichen Versuchsgruppe entwickelten 2,2 Prozent der Tiere Herzschwannome, allerdings war dieses Ergebnis statistisch nicht signifikant. Im Gegensatz dazu entwickelten in der Versuchsgruppe der Männchen nur 1,5 Prozent der Tiere Herzschwannome, doch diese Zunahme der Tumorinzidenz ist statistisch signifikant. Eine schwach befeldete Gruppe von Männchen zeigte die gleiche Anzahl von Tumoren, doch diese Gruppe war größer und deshalb verfehlte dieses Ergebnis die Signifikanzschwelle.

Diese Beobachtungen legen laut Timmer nahe: Der statistisch signifikante Effekt, den die Ramazzini-Studie meldet, beruht eher auf der ungewöhnlich niedrigen Tumorinzidenz in der Kontrollgruppe als auf einem spezifischen Effekt der Befeldung mit EMF.

Wegen dieser Schwäche der Ramazzini-Studie hat Ars-Technica entschieden, nicht weiter über sie zu berichten.

Die Ausführungen Timmers sind aus meiner Sicht ein gelungenes Beispiel, dass es die kompetentere Alternative ist, aus den Befunden einer alarmierenden Studie nicht bloß eine alarmierende Studienrecherche zu basteln, sondern mit Sachverstand nach Stärken und Schwächen einer Arbeit Ausschau zu halten. Doch das kann nur, wer über das Lesen hinaus imstande ist, das Gelesene richtig zu verstehen und zu bewerten. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe ist der Laie und der selbsternannte Experte gut vom echten Experten zu unterscheiden.

Hintergrund
Mobilfunkstudien: Bewertung der Ergebnisse durch Laien

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Ramazzini-Krebsstudie mit PR-Aktion öffentlich vorgestellt

H. Lamarr @, München, Sonntag, 01.04.2018, 16:23 (vor 2429 Tagen) @ H. Lamarr

Die organisierte Anti-Mobilfunk-Szene versucht die Ramazzini-Krebsstudie mit viel TamTam in die Öffentlichkeit zu pressen, um trotz der Mängel der Studie möglichst viel Unruhe in der Bevölkerung zu stiften. Das PR-Geklapper weckt ungute Erinnerungen an die auffällig intensive Vermarktung von zwei Wiener "Reflex"-Studien, um deren Mängel noch heute gestritten wird. Hier eine kleine Chronik der bisherigen Aktionen zugunsten der Ramazzini-Krebsstudie.

24. Januar 2017: Fiorella Belpoggi, Korrespondenzautorin der Ramazzini-Krebsstudie, trägt auf einer von Devra Davis organisierten Anti-Mobilfunk-Tagung in Israel erste noch inoffizielle Ergebnisse der Krebsstudie vor:



09. Oktober 2017: Einreichung der Ramazzini-Krebsstudie bei der wissenschaftlichen Zeitschrift "Environmental Research". Das Manuskript muss noch einmal überarbeitet und am 19. Dezember 2017 erneut zur Veröffentlichung eingereicht werden.

23. Januar 2018: "Environmental Research" akzeptiert das überarbeitete Manuskript für die Veröffentlichung. Da Ramazzini mit der Publikation die breite Öffentlichkeit der organisierten Mobilfunkgegner und sogenannte "Fachinformationsdienste" erreichen will (open access), wird eine Gebühr von 3400 Dollar fällig, zahlbar an den Verlag.

07. März 2018: "Environmental Research" publiziert online die Studie mit dem sperrigen Titel "Report of final results regarding brain and heart tumors in Sprague-Dawley rats exposed from prenatal life until natural death to mobile phone radiofrequency field representative of a 1.8 GHz GSM base station environmental emission".

22. März 2018: Die Ramazzini-Krebsstudie wird mit einer virtuellen "Pressekonferenz" ohne Presse via YouTube in die Öffentlichkeit getragen. Zu sehen gibt es in dem rund 70 Minuten dauerndem Video, abgesehen von den Namen der Referenten, jedoch nichts – die Vorträge der Referenten sind nur als Ton wahrzunehmen.

Die Liste der Referenten zeigt bis auf Annie J. Sasco bekannte Namen der internationalen Anti-Mobilfunk-Szene. Diese Art der Bekanntmachung ist ein zuverlässiges Indiz dafür, dass die Ramazzini-Krebsstudie in erster Linie der Öffentlichkeit (fachliche Laien) bekannt gemacht werden soll. Bereits 2003 beunruhigte der Ex-Tabaklobbyist Franz Adlkofer mit der "Reflex"-Mobilfunkstudie ebenfalls ungewöhnlich stark die unbedarfte Öffentlichkeit, damals sogar lange vor der wissenschaftlichen Präsentation der Daten, die später unter Fälschungsverdacht geraten sollten. Devra Davis, die Unvermeidliche unter den US-Mobilfunkgegnern, nutzt den Heimvorteil und berichtet noch am 22. März auf ihrer Website Environmental Health Trust als erste über die Ramazzini-Studie. Ein von Devra eigens vorbereitetes Frage-Antwort-PDF enthält selbstverständlich keine Fragen zu den Statistik-Mängeln der Studie, sondern ausschließlich Linientreues.

Davis sponserte die Ramazzini-Studie auch finanziell, zum Dank dafür ist ihr Verein "Environmental Health Trust" in der Online-Ausgabe der Studie der einzige Geldgeber, der auch verlinkt wird. Das bringt Devra Davis Klicks und viele Klicks bringen wiederum bessere Platzierungen in den Trefferlisten der Suchmaschinen; so läuft das eben unter Freunden. Vermisst habe ich unter den Sponsoren allerdings die Tabakindustrie, für die ist die Studie und das TamTam, das darum gemacht wird, mit Sicherheit wertvoll – wären da nicht diese schnell gefundenen Mängel in der Statistik.

26. März 2018: Das Instituto Ramazzini stellt nun auch selbst die Krebsstudie auf der eigenen Website und in der Landessprache vor. Zu dem Datum gibt es widersprüchliche Angaben: Auf der Leitseite ist der Artikel gegenwärtig auf den 26. März datiert, im Artikel selbst ist vom 22. März die Rede.

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Die "Flipperkugel" Ramazzini-Studie ist jetzt im Spiel und die Anti-Mobilfunk-Szene wird sich bemühen, sie möglichst lange dort zu halten. Doch das wird nicht so einfach sein, denn bereits die heute bekannten Mängel nehmen der ohnehin nur wenig aufregenden Alarmstudie die Stoßkraft. So ist denn auch die Medienanalyse nicht sonderlich eindrucksvoll, der Suchbegriff "Ramazzini mobile tumor", er deckt vor allem Treffer in den Sprachen englisch und italienisch ab, brachte heute nur 86 Treffer hervor, die meisten davon in Italien. Dies deutet darauf hin, dass der Ramazzini-Krebsstudie nur ein kurzes Hoch beschieden sein wird, danach werden nur noch organisierte Mobilfunkgegner sich ihrer hin und wieder erinnern. Das wissenschaftliche Grab der Arbeit werden aller Voraussicht nach die kommenden Studienreviews von Expertenkommissionen graben mit deren Kommentaren zur Qualität der Daten.

R.I.P. Game over. Next Player.

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Ramazzini-Krebsstudie ohne Medienecho in D-A-CH

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 04.04.2018, 23:11 (vor 2426 Tagen) @ H. Lamarr

So ist denn auch die Medienanalyse nicht sonderlich eindrucksvoll, der Suchbegriff "Ramazzini mobile tumor", er deckt vor allem Treffer in den Sprachen englisch und italienisch ab, brachte heute nur 86 Treffer hervor, die meisten davon in Italien.

Im deutschsprachigen Raum hat die Ramazzini-Studie bei den (Google-News-)Medien bislang keinen einzigen Treffer landen können (Stand: 04.04.2018). Auch im deutschsprachigen www ist die Resonanz ungewöhnlich mager und beschränkt sich auf bedeutungslose Seiten. Für die angeblich "weltgrößte Mobilfunk-Tierstudie" (Devra Davis) ein desaströses Ergebnis. Nicht einmal Diagnose-Funk, sonst für die Verbreitung von Stuss eine erste Adresse, hat sich bislang der Ramazzini-Mobilfunkstudie angenommen.

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Davis, Ramazzini

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