Ritalin + Mobilfunk: Uli-TV hetzt (Allgemein)
Etliche Geschichten ranken sich um die Hypothese, der Ritalinkonsum von Kindern und der Ausbau der Mobilfunkversorgung stünde in kausalem Zusammenhang. Nichts deutet darauf hin, dass diese Hypothese, die bevorzugt von Spinnern, Sekten, Mobilfunkgegnern und Weltverbesserern vertreten wird, stimmt, wenngleich sich tatsächlich ein frappierender Zusammenhang zeigen lässt, dem jedoch eben keinen unmittelbarer Kausalzusammenhang zugrunde liegt, sondern eine Scheinkorrelation.
Auch die hier im Forum bereits mehrfach diskutierte christliche Sekte AZK (Schweiz) mit dem Ableger "Klagemauer TV" ist auf den Zug aufgesprungen und verbreitet seit 26.10.2016 auf YouTube ein Video (siehe unten), in dem es erst gegen Ritalin geht und dann mit leicht sächsischem Zungenschlag der Bogen zwischen Ritalin und Mobilfunk gespannt wird. Um nicht sofort ins Spinnereck gestellt zu werden, startet das Video kreuzbrav mit einem Ausschnitt aus dem ZDF-heute-Journal. Das seriöse Mäntelchen soll den Stuss verdecken, der später folgt. Dies ist ein beliebter Trick von Scharlatanen, Stuss nicht geballt vorzutragen, sondern die Opfer mit eingwobenen seriösen Passagen zu verunsichern. Auch der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk benutzt diesen Trick gerne, um überhaupt noch Gehör zu finden.
Im Video von Klagemauer.tv lügt bei Minute 13:45 die Sprecherin, ohne rot zu werden, mehrere Studien hätten einen Zusammenhang zwischen Ritalinkonsum/ADHS und zunehmender Funkbelastung bestätigt, was natürlich Quatsch ist. Woher die funkelnden Behauptungen wirklich stammen wird ab Minute 14:35 deutlich: Quell der Weisheit ist der deutsche Vorzeige-"Elektrosensible" Uli Weiner, ein Geschäftsmann, der just zu der Zeit "elektrosensibel" wurde, als sein kleiner Erwerbsbetrieb auf Kurs Konkurs ging.
Weiner trat vor Jahren als Referent auf einer AZK-Zusammenkunft auf, bekehrte seinerzeit Sektenchef Ivos Sasek zum Mobilfunkgegnertum und unterhält seither enge Beziehungen zu der Sekte. So zettelte Weiner 2009 eine vorgebliche "Großdemonstration" von Mobilfunkgegnern in Stuttgart an. Tatsächlich wurden die Demonstranten ohne deren Wissen als Statisten für einen geplanten Anti-Mobilfunk-Kinofilm der AZK benutzt, für den Sasek ein paar "Massenszenen" benötigte. Dass der Aufmarsch der Mobilfunkgegner nur deshalb eingefädelt wurde, um sich die Gagen für Statisten zu sparen ist wahrscheinlich, lässt sich jedoch nicht beweisen.
Hintergrund
1,5-Stunden-Schnelltest für Uli Weiner
AZK führt neuen Anti-Mobilfunkfilm "Karma" in München vor
Ivo Sasek Entlarvung
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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