DGUHT zu Mikrowellenöfen (Esoterik)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 26.02.2015, 12:40 (vor 3309 Tagen) @ H. Lamarr

Die Story um Dr. Hertel findet sich im www auf einschlägigen Seiten im nahezu gleichen Wortlaut.

Angeblich sollen in der ehemaligen Sowjetunion Mikrowellenöfen verboten gewesen sein, bis der Kommerz erst die KPdSU zu Fall brachte und danach Mikrowellenöfen bis nach Sibirien exportierte.

Auf der Suche nach Belegen für diese Story wirft Google auf den ersten Trefferseiten ausschließlich dubiose oder für Desinformation bekannte Quellen aus. Und sollte sich unter diesen Irrlichtern doch einmal eine seriöse Quelle finden, z.B. Der Spiegel, dann tischt dort jemand die Geschichte in einem Forenbeitrag auf.

Es ist ein unübersehbares Alarmzeichen, wenn sich auf den ersten Seiten der Trefferliste dubiose Webseiten tummeln, deren Kompetenz und Interessenlage sich dem arglosen Besucher nicht ohne weiteres erschließt. Unter den momentan ersten 40 Treffern konnte ich keinen einzigen Verweis auf eine nachprüfbare Primärquelle finden, die die oben Behauptung glaubwürdig belegt, Mikrowellenöfen seien schädlich und wären deshalb in der Sowjetunion (1976) verboten gewesen.

Momentan befindet sich auf Seite 4 der Trefferliste der Eintrag:

„Kochen“ mit Mikrowellenöfen … - DGUHT e.V.

Die DGUHT ist die "Deutsche Gesellschaft für Umwelt- und Humantoxikologie e.V.". Klingt erst mal gut.

Doch wer die Anti-Mobilfunk-Szene kennt, vernimmt in dem Artikel über Kochen mit Mikrowellenöfen schnell die vertraute Töne, die einem ein latent lauerndes Gesundheitsrisiko einreden möchten. Und natürlich wird auch Dr. Hertel zitiert, so als gäbe es an dessen Erkenntnissen keine Zweifel. Die vertrauten Töne sind kein Zufall denn Autor des Beitrags ist der Zahnarzt Dr. dent. Claus Scheingraber, der in Bayern auch einen "Arbeitskreis Elektrobiologie" (AEB) betreibt. Dieser AEB bildet gegen Bezahlung z.B. Bäcker oder Hotelfachangestellte zu "Elektrobiologen" aus. Und damit diese frisch ausgebildeten "Elektrobiologen" auch etwas zu tun haben, ist es von Vorteil, wenn die Bevölkerung gegenüber allerlei technische Errungenschaften, die mit elektrischer Energie betrieben werden, Misstrauen, Sorge oder am besten Furcht empfindet. Denn dann können "Elektrobiologen" mit honorarpflichtiger "Beratung" und mit "Maßnahmen" den Besorgten zur Seite stehen. Ohne Besorgte gäbe es keine "Elektrobiologen", der Bäcker müsste Brote backen, die Verwaltungsfachangestellte Akten blättern.

Für mich neu: Claus Scheingraber ist bei der DGUHT "Leiter des AK Physikalische Umweltbelastungen". Auch im "Wissenschaftlichen Beirat" des Vereins finden sich Namen, die aus der Anti-Mobilfunk-Szene bekannt sind:
Prof. Dr.-Ing. Wilfried Kühling
Prof. Dr. med. Rainer Frentzel-Beyme
Dr. med. Joachim Mutter

Schwach meine ich mich zu erinnern, dass "KlaKla" die Vernetzung der Szene früher schon einmal genauer beschrieben hat. Sollte dies so sein: "Klakla", bitte Link nachreichen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Elektrobiologe, Splitter, Frentzel-Beyme, Scheingraber, Rentenschock-Phänomen, DGUHT, Kühling, Hertel


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