Marcus Tullius Cicero: Cui bono? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 19.09.2013, 13:01 (vor 4111 Tagen) @ KlaKla

Bedauerlich, dass der Radiosender sich nicht die Mühe macht, und neutrale Stellen zu dem Unsinn zu Wort kommen lässt. So wirkt es bei mir nur wie Werbung für eine Fragwürdige Dienstleistung aus der Esoterik.

Ja, die werbliche Komponente ist bei dem Artikel auf der Website von Radio Bremen schon sehr stark.

Der Artikel startet mit der Schilderung über das Leiden einer EHS und geht dann über zu den Rettern (Baubiologen). Damit ist die Geschichte schön rund.

Tatsächlich dürfte der Ablauf jedoch genau andersrum gewesen sein: Zuerst wurde der Kontakt zu oder von Baubiologin Becker aufgebaut, und die erst brachte die Kundin Giersch als Kronzeugin ins Gespräch. Wie sonst sollte ein Journalist die elektrosensible Akrobatin sonst gefunden haben?

Die Reihenfolge - erst Elektrosmog-Nutznießer, dann Elektrosmog-Opfer - ist meiner Erfahrung nach das dominierende Modell, wenn in der Presse Geschichten über "Elektrosensible" oder über Leute bringt, die sich gegenüber Elektrosmog freiwillig und kostenintensiv verbarrikadieren. In den Artikeln wird die Reihenfolge dann stets vertauscht, die beginnen alle mit einer dramatischen Episode über sogenannte Betroffene. Richtig schwierig zu durchschauen wird das, wenn der Kontaktanbahner (Elektrosmog-Nutznießer) unerwähnt bleibt. Zu seinem Schaden ist das nicht, denn der werbliche/angstschürende Aspekt kommt dann der gesamten Branche der Nutznießer zugute. Da war doch mal dieser Bericht über die "elektrosensible" Richterin aus Augsburg, die sich in den funkfreien Schluchten des Schwarzwaldes erholt. Kontaktanbahner zwischen Presse und Richterin war damals ein Mann aus Lörrach, ein verbissener Elektrosmog-Gegner, der sich mit dem Verkauf von Heilwasser etwas dazu verdient - besser gesagt, etwas dazu verdienen möchte.

Es lohnt sich immer, bei dramatischen Alarmartikeln über angebliche Opfer des Elektrosmogs nach denen zu fahnden, die von der Veröffentlichung profitieren. Das Ergebnis lässt Dramatik und Alarm nicht selten auf ein Geschäftsmodell zusammenschrumpfen.

Hintergrund
Cui bono?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Geschäftsmodell, EHS, Elektrosmog-Panikmache


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