Rücksichtslos gegen Opfer und Angehörige (Allgemein)

Lilith, Freitag, 09.11.2012, 22:13 (vor 4147 Tagen)

Zur Zeit machen sich Schweizer Mobilfunkgegner über den im März 2012 vorgefallenen, tragischen Busunfall im Schweizer Sierre-Tunnel her.

Bei dem Unglück starben 28 Menschen, darunter 25 Kinder, die in dem Bus wie bereits schon Tausende andere von einer Skifreizeit auf dem Weg nach Hause unterwegs waren.

Der Schweizer Gigaherz-Tarnverein „Dachverband Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein“ hat sich des Themas nunmehr in geradezu niederträchtiger Weise angenommen. Man nimmt die gesamte Tragik des Unfalles für eine rücksichtslos anmutende Propaganda her, die die alten Thesen von der Gefährlichkeit des Mobilfunks mit dem Unfallgeschehen verknüpfen will.

Die aus der Luft gegriffenen, ausschliesslich aus Vermutungen zusammengebastelten Thesen, die man sich dazu ausgedacht hat, lauten auf einen kurzen Nenner gebracht:

Der Mobilfunk macht das Autofahren gefährlich.
Niemand ist mehr sicher.
Es gibt bereits Tote deswegen.

Der „Dachverband“ schert sich dabei sichtbar nicht um die Gefühle Angehöriger und überlebender Opfer. Das zeigt ein in inquisitorischem Ton gehaltenes Schreiben an die Staatsanwaltschaft Mittelwallis, das man auch gleich im Netz veröffentlicht. Rücksichtslos, ohne jeglichen handfesten oder auch nur halbwegs begründeten Nachweis, instrumentalisiert man darin den Vorgang im Sinne der merkwürdigen Anti-Mobilfunk-Propaganda. Wie zähen Brei giesst man allgemeine Vermutungen über das tragische Thema:

So stellt man z.B. allgemein fest, dass „elektromagnetische Strahlung von Handys, Smartphones, Tablets etc.“ „die empfindliche Fahrzeugelektronik in fataler Weise stören“ könne. Wäre jedoch dies wirklich eine wirksame Unfallursache, hätten wir auf Europas Straßen mit dem Aufkommen des Mobilfunks deutlich ansteigende Unfallzahlen gesehen. Die Statistiken zeigen aber: das Gegenteil ist der Fall.

Man behauptet auch einfach mal so daher, dass eine „negative gesundheitliche Auswirkung von Funkstrahlung auf die Herzfunktion und die Hirntätigkeit“ „in der wissenschaftlichen Literatur“ „belegt“ sei. Aus dem sich so ergebenden „strahlungsbedingten gesundheitlichen Risiko“ ergebe sich u.a. eine „eingeschränkte Fahrtauglichkeit“. In diesem Zusammenhang möchte man offenbar auch gleich den tödlich verunglückten Fahrer des Busses zu einem Herzkranken erklären, der auf den Mobilfunk „besonders empfindlich“ reagiert haben könnte.

Jedoch, „die Problematik ist komplex“, weiss man beim Konkurrenzverein „Dachverband“. Will heissen: beweisen kann der "Dachverband" einen Zusammenhang zwischen Mobilfunkwirkung und tragischem Unfall nicht. Mit dem eigenen Unwissen geht man daher kreativ um. Weil man für keine der eigenen Aussagen und Behauptungen einen relevanten Nachweis liefern kann, schreibt man eben einen im unverschämten, tendenziell unterstellenden Ton gehaltenen „Fragenkatalog“, gerichtet „an die zuständige Staatsanwaltschaft“.

In diesem Pamphlet stellt man nun gezielt solche Fragen, die nicht eindeutig beantwortbar sind, sondern bestenfalls zu neuen Fragen, und zu neuer Verunsicherung bei Opfern, Angehörigen und in der Öffentlichkeit führen können - und dies wohl auch sollen. So wird die Staatsanwaltschaft z.B. gefragt, ob man dort in Erwägung ziehe, dass „die Herztätigkeit oder die Hirnfunktion des Fahrers durch die elektromagnetischen Felder von Handys der in der Nähe sitzenden Fahrgäste beeinträchtigt wurde“.

Wohlwissend, dass hierzu nichts Handfestes herausgefunden werden wird, hofft man offenbar auf den Effekt einer Verunsicherung - der Öffentlichkeit wie der überlebenden Opfer und Angehörigen.

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Tags:
Opfer, Schweiz, Stettler, Niedertracht, Unfallursache, Pamphlet, Funkstrahlung, Unfall, Staatsanwaltschaft, Konkurrenzkampf, Rücksichtslosigkeit, Fragenkatalog


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