Wutbürger, Geltungssucht, egoistische Belange (Allgemein)

AnKa, Sonntag, 27.11.2011, 09:18 (vor 4535 Tagen) @ Gast

Was mir Sorge macht, ist die Tatsache, dass die Bürger nicht mehr bereit sind, rechtsstaatlich abgesicherte Verfahren zu akzeptieren. Das ist eine neue Dimension.

Diese Sorge kann man teilen. Aber sie muss niemanden davon abhalten, in die eigentlichen Qualitäten zu vertrauen, auf die es ankommt. Transparenz, klare Aus- und Ansagen - auch immer wieder der Verweis auf die Folgekosten wutbürgerlicher Querulierereien. Eine kommunale Verwaltung, die diese Tugenden konsequent pflegt, kommt mit Wutbürgern zurande, behaupte ich.

Für diese „Silberrücken“, wie in der Zoologie erwachsene Gorillas heißen, ist nichts unmöglich.

Dieser Vergleich stört mich etwas.

Alte Gorillas mit "Silberrücken" sind majestätisch wirkende Tiere. Bei den mir bekannten Wutbürgern assoziiere ich eher alternde Orang-Utans (obwohl mir klar ist, dass das den Orang-Utans, die auch schöne Tiere sind, Unrecht getan ist).

Konkret lernt man in der Begegnung mit "silberhaarigen" (oft haben sie übrigens auch Glatzen) Wutbürgern schnell, dass es sich in vielen Fällen um unbefriedigte und egoistische Menschen handelt. Legendär ist die in vielen Fällen vorherrschende Besserwisserei, die solche Leutchen pflegen. Ihr Altershobby, das wütende Wütbürgern, werden sie sich von niemandem nehmen lassen. Man muss sie dennoch sachlich isolieren, damit der Schaden, den sie anrichten, begrenzt bleibt.

Es geht nicht nur darum, dass sie Kosten verursachen. Diese Wutbürger vegiften oft jahrelang das Miteinander in kleinen Städten und Gemeinden. Das wirkt viel nachhaltiger und zerstörender, als die bloße Entscheidung für diesen oder gegen jenen Autotunnel, für diesen oder gegen jenen Sendemasten-Standort.

Aufgerufen wären eigentlich auch die Berichterstatter, Reporter und Journalisten vor Ort, die in den Lokalblättern schreiben. Diese sind nicht gut geschult für den Umgang mit wütenden Spinnern, die sich die Maske der Seriosität angelegt haben. Allzu willig wird Partei ergriffen für "Bürgerinitiativen". Es gibt in Deutschland einen bisweilen komisch anmutenden Vertrauensvorschuss für Bürgerinitiativen, so als seien diese schon alleine wegen ihrer bloßen Existenz zu den Guten zu zählen.

Oft ist es doch so: Man vereint sich im gemeinsamen Anliegen, sich die freie Aussicht nicht zustellen lassen zu wollen, z.B. durch eine Biogasanlage oder ein Windrad. Hat man sich gefunden, werden flugs die üblichen übergeordneten Argumente herbeigetragen: Man kämpft dann nicht mehr nur für die eigenen egoistischen Belange, sondern für die "Umwelt", das "Klima", den "Wald", das "gute soziale Miteinander" (seltener übrigens für die Belange der Jugend, oder für einen besseren Ausbau von Kindergärten und des Bildungswesens - bei diesen Themen sind die "Silberhaarigen" bestenfalls unter den Befürwortern verschärften Sparens aufzufinden). Die schon längst vorhandenen Schlüsselworte sind zugleich Schlüsselreize für Reporter und Lokalpolitiker, öffentlich einzuknicken und solchen Wutbürgern einen Raum zuzugestehen, der deren egoistischen Anliegen und der geschickt verschleierten persönlichen Geltungssucht mancher Protagonisten nicht angemessen ist.

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"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)

Tags:
Egoismus, Sozialer Unfrieden, Wutbürgertum, Geltungssucht, Windrad, Silbergrauen, Hobby, Paradox, Paranonia


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