Radar und Mobilfunk löst Krebswachstum aus (Forschung)

Doris @, Sonntag, 21.08.2011, 23:38 (vor 4624 Tagen) @ H. Lamarr

> > Bezüglich der Mobilfunkbasisstationen stützen die Autoren sich vorwiegend auf 2 Studien. Auf die Naila Studie und die Netanya Studie.

Ach du meine Güte! Bei Frau Wilke liest sich das dann im Aufmachertext zur Titelstory des Elektrosmog-Reports (über die Yakymenko-Studie) im August 2011 so: "Die Autoren betonen in der Einführung, dass sie nur epidemiologische und experimentelle Arbeiten verwertet haben, die zweifelsfreie Ergebnisse geliefert haben."

Seufz ...

Also die ganze Sache ist insgesamt nicht stimmig.

Über die Autoren finde ich rein gar nichts. Über die Arbeit stößt man lediglich auf die Universitäten und dort ist dann alles in russischer Sprache und da komme ich dann auch nicht weiter. Keine Ahnung was die Herren für einen Hintergrund haben. Seit 2010 sind die Autoren aktiv in der Sache mit 4 Arbeiten von denen sich zwei im EMF-Portal finden (die aktuelle und die aus dem Jahre 2010, auf die ich verwiesen habe).

Im Text verweisen sie jedoch unter den Referenzen auf zwei weitere Arbeiten von sich.

10. Yakymenko I, Sidorik E, Tsybulin O. Metabolic changes
in living cells under electromagnetic radiation of mobile communication
systems. Ukr Biokhim Zh 2011; 83: 5–13.
(liegt nur in russischer Sprache vor)

36. Yakymenko I, Sidorik E, Tsybulin O, et al. Potential
risks of microwaves from mobile phones for youth health.
Environment & Health 2011; 56: 48–51.
(finde ich nichts)

Die "Schlussfolgerungen" sind es, die mich zweifeln lassen.

Dass niedrige Intensitäten von Mikrowellenexpositionen zu Tumorentwicklung führen kann, begründen sie im Bereich Radar mit der Robinette Studie, die wir schon mal diskutiert haben. Die interessiert mich jetzt nicht unbedingt.
In Sachen Mikrowellen sehen die Autoren sich bestätigt durch die Netanya Studie die nach einer Exposition (eines sehr starken Senders) bereits nach der kurzen Zeit von einem Jahr zur dramatischen Erhöhung der Krebsentwicklung geführt haben soll.

Dann schreiben sie (Übersetzung übernehme ich von DF)

Im letzteren Fall (Anmerkung von mir: hier meinen sie eben die Netanya Studie) sind wir mit den Autoren vollkommen einer Meinung, dass MW Exposition sehr wahrscheinlich bei einer Veranlagung für krebsbedingte Erkrankungen diese beschleunigt. Es ist bemerkenswert, dass man bei einer epidemiologischen Forschung zum schnellen Anstieg von Krebserkrankungen innerhalb der erwachsenen Bevölkerungsgruppe Colorados zu eben diesen Schlussfolgerung kam, wo die Bevölkerung Strahlung von sehr niedriger Frequenz ausgesetzt war [90].

Der Linkverweis (90), den die Autoren in Zusammenhang mit der Netanya Studie bringen, bei der es um einen 1500 Watt Mobilfunksender ging führt dann jedoch zu der Wertheimer/Leeper Studie und da geht es um Hochspannungsleitungen und Magnetfelder

Den wesentlichen Schwachpunkt bei den epidemiologischen Untersuchungens sehen die Autoren schon in dem Mangel einer genauestens überwachten strengen Dosis-Messung der Strahlungsexposition und verweisen lobend auf neuere Studien in denen die Dosimeter eingesetzt wurden (Mobikid u.a.)

Dann wird die Schlussfolgerung weiterhin begründet mit zwei Studien, die zum einen bei sehr kurzer Zeit und die andere bei extrem schwacher Intensität biologisch signifikante Wirkmechanismen aufzeigen würden.

Bei der einen Studie mit der "sehr kurzen Zeit" handelt es sich um die Studie von Friedmann et al

Und bei der Studie mit "den extrem schwachen Expositionen" handelt es sich um eine Studie aus dem Jahre 2000 von de Pomerai et al.
Dass diese Studie von Dawe et al 2006 (unter Mitwirkung von de Pomerai) nicht repliziert werden konnte, ist das eine. Aber das de Pomerai daraufhin seine Studie im Jahre 2006 dann zurückgezogen hat , bzw. warum sie zurückgezogen wurde, das hätten die russischen Reviewer schon wissen sollen.

Und abschließend ist auch festzustellen, dass die einleitende Zusammenfassung und Rezension von Isabell Wilke auch kleine Fehler enthält, die m.E. nicht passieren dürfen. In Sachen Basisstations-Studien schreibt sie von einer nicht näher bezeichneten Studie aus dem Jahre 2003 - 2006, die es im Original gar nicht gibt. Da bringt sie wohl etwas durcheinander.

Tags:
Rezension, Yakymenko, Wilke, Mikrowelle


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