ES-Typen (Elektrosensibilität)

Sektor3, Donnerstag, 09.12.2010, 20:31 (vor 5123 Tagen)
bearbeitet von Sektor3, Donnerstag, 09.12.2010, 20:57

Bislang steckte hinter der Typisierung von EHS im IZgMF-Forum ein gewisses Prozess-Risiko, da Forenteilnehmer dies durchaus persönlich nahmen. Dem Katalyse Institut sei dank, kann die Diskussion nun auf einer rein wissenschaftlichen Ebene geführt werden. Das Katalyse Institut definierte 6 ES-Typen (ab Seite 70):

"Typ 6
Der ES-Typ 6 ist ein Extrem-Typus. Die erlebte Bedrohung und Beeinträchtigung durch EMF ist Teil eines wahnhaften Systems. In diesem System sieht sich der Typ 6 absichtvollen, gezielt gegen ihn persönlich gerichteten ‚Strahlenangriffen‘ ausgesetzt. Die erlebte Beeinträchtigung durch ‚unsichtbare Kräfte‘ überschreitet den engeren Kreis von EMF in Richtung der Vorstellung von Geheimbünden, Verschwörungen, Gedankenbefehlen, Stimmen hören u.Ä.
Der ES-Typ 6 wirkt im Grundansatz wie eine Extremform des Typ 5. Berührungspunkte sind: der ausgeprägte Bestimmungs-Zug, der sich beim Typ 6 zu extremer Ich-Bezogenheit steigert, die eingeschränkte Toleranz gegenüber Übergangshaftem, „Halbgarem“, Ambivalentem u.Ä."

Zu Typ 5 heißt es u.a.:

"Der Typ 5 hat jedoch einen ausgeprägten Bestimmungs-Zug. ‚Grauzonen‘, ‚Diffuses‘, ‚Ungefähres‘, Dinge, die sich nicht 100prozentig im Griff halten lassen, sind ihm schwer erträglich. Dem Typ 5 ist daher die wilde, anarchische Version des Strahlungs-Bildes zutiefst zuwider: Das Schädliche an Strahlung ist ihre ‚Strubbeligkeit‘, das Durcheinander des „Wellensalates“, die ungezügelte Ausbreitung nach allen Seiten. Das ‚subversive Element‘ der Strahlung muss in Schach gehalten und ‚gebändigt‘ werden wie ein wildes Tier. Dabei greift der ES-Typ 5 nicht zu zauberhaften Gegenmitteln wie der ES-Typ 4, sondern bevorzugt Hardware-Lösungen: „Lieber Faraday‘scher Käfig als Mandala.“"

Wenn also "Eva Weber" nichts mit Kristallen anfangen kann, so könnte dies schlicht daran liegen, dass sie kein ES-Typ 4 ist, sondern z.B. ein ES-Typ 5 oder 6. Da hätten wir erst mal darauf kommen müssen.

Gut, dass die Typisierung vom Katalyse Institut stammt und nicht vom BfS, das die Studie beauftragte. Stellen Sie sich vor, welche Forschungsergebnisse bei einem weniger unabhängigen Institut hätten herauskommen können. Nicht auszudenken!

Tags:
EHS, Selbstdarstellung, Risikobewertung, Klassifizierung, Toleranz, Katalyse-Institut, Typisierung

EHS telefonieren mit dem Handy gerne

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 09.12.2010, 23:45 (vor 5123 Tagen) @ Sektor3

Wenn also "Eva Weber" nichts mit Kristallen anfangen kann, so könnte dies schlicht daran liegen, dass sie kein ES-Typ 4 ist, sondern z.B. ein ES-Typ 5 oder 6. Da hätten wir erst mal darauf kommen müssen.

Diese Klassifizierung von ES-Typen und die Inhalte des Elektrosmog-Report wollen auf den ersten Blick so ganz und gar nicht aus ein und demselben Stall kommen (Katalyse), so gegensätzlich sind sie. Wenn ich's mir recht überlege, sind im Elektrosmog-Report jedoch nicht selten Studienbesprechungen drin, bei denen die EHS meist schlecht weg kommen.

So auch in der aktuellen Ausgabe vom Dezember 2010. Dort geht es ganz in der bewährten Tradition der großen Vernebler um "Wirkung von Mobilfunkstrahlung auf den Schlaf". Da könnte man tatsächlich ein System dahinter vermuten, so gerne benutzen manche Kreise diesen Begriff "Mobilfunkstrahlung", der mMn ebenso vernebelt wie etwa der nichtssagende "Holocaust" den vielsagenden "Völkermord". Und nein, es geht in besagter Studie natürlich nicht um Sendemasten, sondern die Probanden werden drei Stunden lang volle Pulle mit dem Handy bestrahlt (1,4 W/kg ... 1,9 W/kg, je nach DTX-Status - toll, um was die sich da alles gekümmert haben).

Unter den 48 Probanden waren 23 selbstdiagnostizierte EHS. Die aber reagierten auf die Befeldung nicht die Bohne anders als die unsensiblen Probanden. Eine gewisse Antipathie von Frau Wilke gegenüber EHS meine ich jetzt zu erkennen, wenn sie schreibt, dass alle Probanden täglich das Handy benutzen - und jetzt kommt's - die EHS sogar stärker (länger) als die Nicht-EHS. Leider sind die zur täglichen Gebrauchsdauer angegeben Minutenwerte derart konfus, dass ich sie hier nicht nennen möchte, um die Verwirrung nicht noch nach draußen zu tragen. Leider macht der Original-Abstract dieser Studie dazu keinerlei Angaben.

Halten wir also fest: 23 gern mit dem Handy telefonierende EHS melden sich auf Zeitungsanzeigen als Elektrosensible, werden am Stück drei Stunden lang beinahe grenzwertig mit einer handyähnlichen Strahlung befeldet (detailierte Angaben dazu fehlen in dem Artikel) und schlafen anschließend keinen Deut besser oder schlechter als die Personen der Kontrollgruppe. Und auch das noch, das Ganze passierte ausgerechnet am Karolinska-Institut des hochgradig unverdächtigen Olle Johansson!

Dass der Artikel überhaupt in den Elektrosmog-Report fand liegt natürlich nicht an der Unsensibilität der EHS, sondern daran, dass die Wissenschaftler berichten, allerlei Schlafparameter hätten sich bei Befeldung gegenüber Scheinbefeldung signifikant verändert. Es wurde also mal wieder was gefunden! Ob es biologisch relevant ist, steht in dem Artikel leider nicht drin, wahrscheinlich weiß es niemand. Ganz am Ende aber wird, für den Report geradezu verschämt, drauf hin gewiesen, die Mobilfunkindustrie habe diese Studie finanziert. In der September-Ausgabe des Reports stand sowas noch plakativ oben in der Titelzeile, um dem letzten Dummi einzuhämmern: Industriegeförderte Studien finden nichts. Findet eine dann doch was, findet sich das Eingeständnis "industriefinanziert" - Seufz - wie ein Feigenblatt ganz unten.

Mensch Meier, diese Manipulationen sind mMn alle so furchtbar durchsichtig, dass ich mich als Leser nicht richtig ernst genommen fühle.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Elektrosmog-Report, Klassifizierung, Karolinska-Institut, Katalyse-Institut

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