Elektrosmog-Report: Misstrauen säen um jeden Preis (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 07.09.2010, 14:04 (vor 5071 Tagen)

Heute kam der neue Elektrosmog-Report (September), der sich im Untertitel "Fachinformationsdienst zur Bedeutung elektromagnetischer Felder für Umwelt und Gesundheit" nennt. Aufgefallen sind mir darin zwei Kurzmeldungen. Die eine titelt ...

Industrieförderung: Keine Veränderungen beim EEG mit der 3. Generation der Mobiltelefone

Und gleich darunter die nächste ...

Keine Effekte bei einer z.T. durch die Mobilfunkindustrie geförderten Studie in Finnland

Diese Überschriften sollen "Heinz & Erna" deutlich machen, dass Studien, in denen Fördermittel der Industrie stecken, nicht zu trauen ist. Die Botschaft scheint der Redaktion des Reports so wichtig zu sein, dass bei der zweiten Meldung die "Warnung" im Titel alles erdrückt und noch nicht einmal mehr der Gegenstand der Studie benannt wird. Ich meine darin einen starken Drang zu etwas zu erkennen, das seit jeher zur Mobilfunkdebatte gehört wie das Salz in der Suppe: Misstrauen säen.

Aus meiner Sicht macht es sich der Elektrosmog-Report jedoch zu einfach, denn eigentlich weiß es doch jeder: Ohne Industrieförderung geht bei klammen Staatskassen nicht mehr viel. Kein geringerer als Prof. Adelkofer, Führungsfigur der Kritikerszene, klagte daher bei der Vorstellung von REFLEX darüber, dass sich "leider kein Industrieunternehmen an dem Projekt beteiligt habe".

Typisch für Szeneblätter wie den Elektrosmog-Report ist das Ausblenden des unerwünschten Gegenteils. Da wird einerseits mit erhobenem Zeigefinger plakativ die Industrieförderung von Studien herausgestellt, dies aber nur dann, wenn diese Studien nichts Alarmierendes gefunden haben. Dummerweise gibt es aber auch industriegeförderte Studien, die einen Effekt melden. In solchen Fällen bleibt bei den Alarmkritikern der Zeigefinger stets diskret unten. Pauschales Verdächtigen einer industriegeförderten Studie ist mMn ebenso falsch wie pauschales Freisprechen. Tendenziell gilt, dass industriegeförderte Studien weniger oft Effekte finden als unabhängig geförderte Arbeiten, so fand es vor ein paar Jahren ein Schweizer Studie heraus.

Pauschal Misstrauen gegenüber Industrieförderung in der Bevölkerung zu schüren halte ich für schädlich und verantwortungslos, die von Behauptungen und Verschwörungstheorien entstellte Mobilfunkdebatte hat mehr Sachbezug verdient. Dass die Industrie sich finanziell an der Erforschung möglicher Risiken einer Technologie beteiligt, mit der sie gute Umsätze macht, halte ich nicht für verwerflich, sondern für folgerichtig und begrüßenswert. Um unqualifizierte Pauschalverdächtigungen zu vermeiden, müsste jedoch zwischen Geldgeber und Geldempfänger eine Entkopplung stattfinden, ähnlich wie dies bei Steuern und Abgaben seit jeher Brauch ist. Ein nur der Wahrheitsfindung verpflichteter Verwalter des Geldes - etwa das BfS - könnte diese Entkopplung gewährleisten und das angreifbare Industriegeld zu neutralen Staatsmitteln entzerren. Das wird zwar die Extremen unter den Alarmkritikern noch immer nicht zufrieden stellen, das macht mMn aber nichts, Behauptungen von Außenseitern dürfen bei einer Lösungsfindung keine Rolle spielen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Elektrosmog-Report, Außenseiter, Fachinformationsdienst


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