Quarks & Co. (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 18.07.2007, 13:07 (vor 6120 Tagen) @ caro

Auch die Kompetenzinitiative sollte dabei aber gründlicher recherchieren...

...und nicht jede technisch unsinnige Feststellung, die dazu taugt, einem Angst einzuflößen, unkritisch weiter verbreiten.

Zitat aus dem verlinkten Artikel:

Das Handy brauche eine Mindestsignalstärke, wurde festgestellt. Dass die Empfangsschwelle 12 Größenordnungen unter den Grenzwerten liegt und wir mit milliardenfach niedrigeren Belastungen noch gut mobil telefonieren könnten, wurde unterschlagen und blieb dem Wissen gut Vorinformierter überlassen.

Diese grob verzerrende Darstellung wird dadurch nicht richtiger, dass sie immer wieder neu präsentiert wird. Die gemachte Aussage stimmt nur für den theoretischen Fall, dass die von einer milliardenfach schwächer strahlenden Basisstation versorgten Teilnehmer sich unmittelbar vor den Antennen aufhalten - gehen sie nur z. B. 20 Meter weit weg, reißt die Verbindung ab, weil das Signal dann zu schwach ist. Würde auf diese Weise ein Funknetz realisiert, müsste alle 10 Meter ein Mast stehen - mit der Realität und vernunftsgesteuertem Umgang mit einem Risiko hat dies freilich nicht das geringste mehr zu tun.

Ich finde es außerordentlich schade, dass eine Initiative mit einem so anspruchsvollen Namen, sich derart einfach zu vermeidende Fehler leistet. Leider scheint die Kompetenzinitiative der Tradition der Bürgerwelle verwurzelt zu sein und kann deshalb der Versuchung nicht widerstehen, mulmige Gefühle auch dann zu verbreiten, wenn die Fakten dies gar nicht hergeben. Von einer Kompetenzinitiative stellenweise grob desinformiert zu werden bedeutet, dass es im Panzer der Kompetenz große Löcher gibt - vertrauensbildend ist dies nicht. Mobilfunk ist nun einmal ein technisch komplexes Thema. Vermutlich deshalb haben technisch unhaltbare Behauptungen auf Seiten der Kritiker, die in den seltensten Fällen beruflich mit Funktechnik zu tun haben, eine so beängstigend lange Halbwertszeit. Manchmal habe ich den Eindruck, dass von einigen Kritikern zwar in mühevoller Arbeit gerne ellenlange Briefe geschrieben werden, die Auseinandersetzung mit den Defiziten im technischen Verständnis aber konsequent, also dauerhaft und fraglos ausgeklammert wird. Eine Weiterentwicklung der Kritik zu realistischer Kritik kann so nicht stattfinden.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
, Fehler, Kritik, Kompetenzinitiative, Basisstation


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