Diagnose-Funk enthüllt ... (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 01.05.2021, 21:28 (vor 1062 Tagen)

.... leider nicht Scarlett Johansson oder einen verhüllten Reichstag in Berlin, sondern nur, dass "die Strahlenschutzpolitik von industrienaher, unwissenschaftlicher Lobbyorganisation ICNIRP dominiert".

Ooooooch! [Gutes Deutsch kann jeder lernen]

Die "Enthüllung" behauptet der Verein Diagnose-Funk in seinem jüngsten Versuch, eine für die Medien attraktive "Pressemitteilung" zustande zu bringen.

Doch auch dieser Versuch muss scheitern. Denn was der Titel der Mitteilung verspricht, der Fließtext hält es nicht einmal in homöopathischer Konzentration. Diagnose-Funk enthüllt gar nichts, sondern wärmt nur auf, was vier andere zuvor schon "enthüllt" haben, falls man überhaupt geneigt ist, Munkeln & Raunen als "Enthüllung" anzuerkennen. Mit Blendwerk wie diesem gewinnt der Verein bei Journalisten keinen Blumentopf und deshalb ignoriert der Blätterwald bislang auch den unglücklichen aktuellen Annäherungsversuch der Stuttgarter.

Zur traditionellen Substanzschwäche der Diagnose-Funk-Pressearbeit kommt diesmal noch eine Portion Inkompetenz dazu. Schmückt der Verein in seinem Drang nach Aufmerksamkeit doch den allseits bekannten finnischen Wissenschaftler Dariusz Leszczynski mit fremden Federn und frohlockt:

Prof. Dariusz Leszczynski, ehemaliger Leiter der finnischen Strahlenschutzbehörde und Mitglied vieler internationaler Kommissionen: „ICNIRP gibt Sicherheitsrichtlinien zu 5G-Mobilfunk heraus, die für die Telekommunikationsindustrie überlebenswichtig sind.“

Dariusz ist tatsächlich seit 1992 "Adjunct Professor" an der Universität von Helsinki. Was genau einen solchen Professor in Finnland ausmacht, lässt sich von hier aus kaum beurteilen. In den USA sind Adjunct Professoren das, was bei uns Lehrbeauftragte oder Privatdozenten sind. Nimmt man hingegen die deutsche Übersetzung außerplanmäßiger Professor zum Maßstab, dann handelt es sich um eine Art Ehrentitel, der auf Antrag an Wissenschaftler verliehen wird, die sich nachweisbar um die Forschung und Lehre verdient gemacht haben (Quelle). Dariusz legt meiner Erfahrung nach auf seinen Professortitel keinen gesteigerten Wert und benutzt ihn nicht so prahlerisch und irreführend wie Diagnose-Funk. Doch dies nur am Rande.

Denn der dicke Hund, den sich Diagnose-Funk leistet, ist die Behauptung, Dariusz Leszczynski sei früher Leiter der finnischen Strahlenschutzbehörde Stuk gewesen. Das ist blanker Unsinn, Dariusz war nie Generaldirektor von Stuk und er selbst behauptet dies auch nicht. Leszczynski, 1955 in Krakau, Polen, geboren, nahm 1990 die finnische Staatsbürgerschaft an. Zwei Jahre später begann er seine Karriere als Wissenschaftler bei der finnischen Strahlenschutzbehörde, die rd. 350 Mitarbeiter zählt. Er brachte es dort 2003 bis zum Leiter des Labors für Strahlenbiologie und behielt diese Position bis 2007 (Quelle). Ende 2013 trennten sich Dariusz und Stuk.

Die Laufbahn des Wissenschaftlers bei Stuk ordentlich zu recherchieren scheint für Diagnose-Funk bereits zu einem Problem geworden zu sein. Vermutlich haben die Stuttgarter gar nicht recherchiert, sondern den Unsinn weiter verwurstet, den Jörn Gutbier im November 2016 vor Laienpublikum in St. Martin, Gsiesertal, Südtirol, auftischte. Diagnose-Funker Gutbier glaubte seinerzeit zu wissen:

[...] Und klar ist auch – Prof. Leszczynski, der hat zehn Jahre lang die Strahlenschutzkommission [nuschel] ein Strahlenschutzinstitut in Schweden geleitet [...].

Dariusz hat im Laufe seiner Karriere Station gemacht in USA, China und Australien, eine Strahlenschutzkommission oder ein Strahlenschutzinstitut, noch dazu in Schweden, hat er jedoch nie geleitet. Einmal auf eine Falschinformation eingerastet, tut sich Diagnose-Funk meiner Beobachtung nach häufig sehr schwer, davon wieder abzulassen. Für den Verein ist die Lernresistenz seines Personals risikolos, denn Laienpublikum bemerkt die Fehler seiner Referenten ohnehin nicht und vor Fachpublikum treten Diagnose-Funker nicht auf.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Falschmeldung, Schweden, Blendwerk, Alter Wein, Leszczynski, STUK, Titelmania, Pressemitteilung, Diagnose:Funk

Diagnose-Funk enthüllt ...

Dariusz Leszczynski, Dienstag, 04.05.2021, 16:31 (vor 1060 Tagen) @ H. Lamarr

This is not the Germany-only problem of misrepresenting my past and present appointments. The same happens in USA or Australia or many different places. I do not fully understand why. Carelessness? Numerous times I have asked for corrections and, in some cases it worked in some not. I am slowly getting tired with sending requests for corrections. In any case, anyone can see what I was and I am in my CV, freely available on my blog.

Diagnose-Funk enthüllt ...

H. Lamarr @, München, Dienstag, 04.05.2021, 22:19 (vor 1059 Tagen) @ Dariusz Leszczynski

I do not fully understand why. Carelessness?

Yes, perhaps. However, I have another explanation for you, Dariusz. In my observation, such mistakes, committed by laymen (and disinformers), are always upgrades and never downgrades. Why? Because the impostors want to endow people they consider useful with extra authority and thus more credibility. Those who know nothing must believe everything. And those who can appeal to (the greatest possible) authorities intimidate their opponents and no longer need factual arguments.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum