Rodney Croft (II): Antwort auf Frage 1 (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 07.11.2020, 20:45 (vor 1327 Tagen) @ H. Lamarr

Beantwortung der Aussagen/Fragen

Ich habe meine Antworten mit der Nummerierung Ihres offenen Briefes versehen, zusammen mit dem Präfix 'DL' (z.B. 'DL-1') und die 'Frage', die Sie gestellt haben, kursiv gesetzt.

[DL: Zur besseren Übersichtlichkeit sind die Fragen jetzt als D. Leszczynski-1, -2, -3, -4 und die Antworten als R. Croft-1, -2, -3, -4 gekennzeichnet.]

D. Leszczynski-1: ICNIRP versichert, jeder Benutzer eines Mobiltelefons sei vollkommen geschützt, aber gleichzeitig gibt es keine ausreichenden Untersuchungen inwieweit sich die Altersabhängigkeit und der Gesundheitszustand unter HF-EMF-Exposition auswirken. Wie will ICNIRP gewährleisten, dass die in den Richtlinien enthaltenen Sicherheitsfaktoren korrekt sind, wenn es keine diesbezügliche experimentelle Forschung gibt und die mit den Richtlinien gebotene Sicherheit lediglich eine Annahme ist? Wie kann einem Benutzer, der im zarten Alter von 5 bis 6 Jahren mit der Benutzung eines Mobiltelefons beginnt und es in den nächsten 80+ Jahren benutzen wird, trotz eines im Laufe der Jahre wechselhaften Gesundheitszustands, verursacht durch Krankheiten und durch das Altern, unbedingte Sicherheit zugesagt werden, wenn Forschungsarbeiten fehlen und Zusicherungen nur auf Annahmen beruhen?

R. Croft-1: Sie verwechseln hier zwei Aspekte, nämlich die Annahme, dass es keine ausreichende Forschung zur Beurteilung der Sicherheit gibt, mit der Frage, wie die Sicherheit gewährleistet werden kann. Ersters deutet darauf hin, dass Sie der Ansicht sind, die Wissenschaft müsse, um über ein spezifisches Szenario Bescheid zu wissen (z.B. ob eine Exposition mit 902,34 MHz über 72 Sekunden hinweg eine nachteilige Auswirkung auf die Gesundheit eines 53,24-jährigen Mannes hat), Forschung mit eben diesem spezifischen Szenario durchgeführt haben. Dies ist natürlich ein Missverständnis darüber, wie Wissenschaft funktioniert. Was benötigt wird, um zu bestimmen, ob diese spezifische Exposition für diese spezifische Person zu gesundheitsschädigenden Wirkungen führt, ist hinreichendes Wissen über den Zusammenhang zwischen der Exposition und der menschlichen Gesundheit. Dazu ist möglicherweise überhaupt kein Versuch mit einer spezifischen Frequenz, einer spezifischen Expositionsdauer oder einem spezifischen Alter erforderlich.

Die Frage ist also, gibt es ausreichende wissenschaftliche Kenntnisse, um zu dem Schluss zu kommen, die für 5G relevante physikalische Einwirkung (hochfrequente elektromagnetische Felder; HF-EMF) könne Menschen nachteilig beeinflussen. Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir wissen, welche Wirkungen HF-EMF haben, wie diese mit der Frequenz und der Dauer der EMF-Exposition zusammenhängen und ob es unterschiedliche Wirkungen einer HF-EMF-Exposition auf Menschen gibt, abhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht und Gebrechen. Die Wissenschaft weiß sehr viel über die Beziehung zwischen HF-EMF-Exposition und menschlicher Gesundheit, einschließlich der Rollen der zuvor beschriebenen Faktoren. Wir können dieses Wissen nutzen, um zu verallgemeinern, was in unbekannten Situationen geschehen wird – immerhin ist die Verallgemeinerung auf der Grundlage mehrerer Instanzen der Modus Operandi der Wissenschaft. In Bezug auf 5G besteht der Hauptunterschied zur Exposition durch 4G darin, dass "einige" 5G-Anwendungen höhere Frequenzen als 4G verwenden (z.B. 26 GHz, im Gegensatz zu einigen wenigen GHz). Wenn die Wissenschaft also verstanden hat, wie die Wirkung von HF-EMF auf den Körper in Abhängigkeit von der Frequenz ist, dann hat sie auch verstanden, wie die Situation bei 26 GHz ist. Das heißt, die Wissenschaft braucht die vergangenen 50+ Jahre der Forschung nicht speziell bei 26, 26.1, 26.11, 26.111 usw. GHz zu wiederholen. Hätte die Wissenschaft jedoch festgestellt, dass der gegenwärtige Wissensstand nicht ausreicht, um auf andere Szenarien zu verallgemeinern (z.B. dass die Forschung über das HF-EMF-Spektrum sich verallgemeinert nicht auf 120 oder 650 MHz-Exposition anwenden lässt), dann könnte dies ein guter Grund sein, dieses hypothetische Rätsel weiter zu untersuchen. Doch das ist nicht der Fall, und es ist sicherlich angemessen, daraus zu schließen, dass die Wissenschaft [schon heute Anm. Postingautor] ein sehr gutes Verständnis der Beziehung zwischen der HF-EMF von 5G und der menschlichen Gesundheit hat.

Wird fortgesetzt ...

Link zum englischen Originaltext

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Unterstellung, Wissenschaft, Willkür, Leszczynski, Croft, Kontroverse


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