WELT: zwischen Anspruch und Wirklichkeit (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 23.03.2019, 11:24 (vor 1833 Tagen) @ H. Lamarr

Eine niederträchtige Form des Journalismus betreibt WELT mit dem Beitrag Wissenschaftler warnen vor 5G-Strahlenbelastung. Opfer ist dort nicht BfS-Präsidentin Paulini, sondern Gunde Ziegelberger. Kein Autor bekennt sich zu dem Beitrag, dessen Verfasser sich im Netz aus Sekundärquellen Material zusammengegoogelt und mit entstellendem Begleittext versehen hat.

Copy-Paste ist in der Anti-Mobilfunk-Szene seit langem die bevorzugte Form der Informationsverbreitung weil selektiv, bequem und flink. Für Desinformation ist dies wie geschaffen, denn eine Prüfung der Inhalte entfällt, entweder absichtlich oder wegen der Unfähigkeit des Informationsverbreiters, den Inhalt beurteilen zu können.

Der Beitrag auf WELT bedient sich ebenfalls dieser billigen Methode. Wer ist WELT?

WELT entstand 2015 im Medienhaus Axel Springer aus der Zusammenlegung der 1946 gegründeten Zeitung "Die Welt" mit dem 2013 erworbenem Nachrichtensender N24. Eine Zentralredaktion bedient Printausgabe, Online-Auftritt und TV-Kanal, wobei der Online-Auftritt erste Priorität hat, denn die Printausgabe siecht. Auf Wikipedia ist zu lesen:

Kurz vor Feierabend wird zwar noch eine Zeitung gedruckt, doch das ist eher ein Abfallprodukt dessen, was für welt.de sowieso geschrieben wurde. Eine Papierausgabe für all die treuen Abonnenten, die noch nicht gestorben sind. Fast ohne störende Anzeigen.

Herausgeber der WELT ist der ehemalige Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust, erster Chefredakteur der Zentralredaktion war Jan-Eric Peters. Er schrieb 2015 anlässlich der Neugestaltung des WELT-Markenauftritts Salbungsvolles über die Qualität der WELT – bevor er Ende 2015 aus der Redaktion ausschied:

Wir stehen ja schon lange nicht mehr nur für traditionsreiche gedruckte Zeitungen, sondern für guten Journalismus auch auf allen anderen Medienkanälen: online, mobil und neuerdings im Fernsehen.
[...]
Wir wollen das Leitmedium für intelligenten und inspirierenden Journalismus sein, die erste Adresse für alle, die sich über das aktuelle Geschehen und dessen Hintergründe informieren. Wir möchten Sie mit unseren Geschichten begeistern, am liebsten immer und überall. Daran können Sie uns messen.

Nun macht eine einzelne Mücke noch keinen Sommer, doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegt bei dem beanstandeten Beitrag kein Graben, sondern eine unüberbrückbar tiefe Schlucht. Denn der Beitrag ist schön verpackter Journalismus in - meiner Meinung nach - miesester weil infam verdrehender hetzerischer Form. Das wird die Berliner jetzt nicht jucken, ich bin daher schon zufrieden, wenn der eine oder andere, der sich hierher verirrt hat, Beiträge aus WELT mit gebotenem Misstrauen betrachtet und Behauptungen dieses Mediums prüft, bevor er sich zu einem Copy-Paste oder Link hinreißen lässt. Wer sich bereits hat hinreißen lassen und den kritisierten Beitrag für verlinkenswert hält, <hier> kann man es sehen. Dass der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk vorne mit dabei ist wundert niemanden, der diesen Verein kennt.

Für bemerkenswert halte ich den Widerspruch zwischen dem Beitrag auf WELT und den dazu abgegebenen gegenwärtig 161 Kommentaren. Wie schon bei anderen unqualifizierten Artikeln sind die Kommentatoren die offensichtlich besseren, weil kritischen Journalisten. So wird der von WELT positiv inszenierte Franz Adlkofer in den Kommentaren auf das zurecht gestutzt, was er tatsächlich ist.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Diagnose-Funk, Desinformation, Journalist, Adlkofer, Springer, Ramazzini, Welt, Lügenpresse, Aust


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