Vorsicht Handy: Blinder Alarmismus oder berechtigte Vorsorge (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 14.10.2011, 11:34 (vor 4822 Tagen) @ Doris

Es kommen bei Marc T. 2 Faktoren zusammen, die unterm Restrisiko laufen. Dauertelefonierer und Langzeittelefonierer. Und in seinem Fall wären es 15 - 20 Jahre Latenzzeit. Und die große Masse telefonierte erst ab dem Jahr 2000. Und wenn es da dann tatsächlich Hirntumore geben sollte, dann ist das sehr wohl ein Problem, dem nachgegangen werden muss, denn dies dürfte ja einfach nicht sein und ist nicht erklärbar. Wir haben nach wie vor Berufsgruppen, die Vieltelefonierer sind und es gibt Länder, wie kürzlich aufgezeigt, die kein Festnetz mehr haben.

Alles mMn richtig. Aber: Laut Wikipedia beträgt die durchschnittliche jährliche Inzidenzrate für Astrozytome 0,9 pro 100'000. Astrozytome gehören damit zu den häufigsten Tumoren des Gehirns, für ein 80-Mio.-Volk bedeutet dies dennoch "nur" 720 Neuerkrankungen pro Jahr. So war es laut Statistik bisher. Sollten Vieltelefonierer wie Marc T. tatsächlich eine Risikoerhöhung eingegangen sein, wird sich dies kaum verheimlichen lassen, dafür sind die Teilnehmerzahlen am GSM-Mobilfunk seit 1992 zu groß geworden. Haben die Vieltelefonierer Pech, ist Marc T. einer von denen, die erst langsam und dann immer schneller die Inzidenzrate aus dem Rauschen heraus nach oben treiben, wie es in den 50er-Jahren beim Lungenkrebs (wg. Rauchen) beobachtet wurde. Nur, dieser Zusammenhang wird uns von Alarmkritikern seit Jahren prophezeit, soweit ich die Studienlage dazu überblicke, ist er bislang aber nicht eingetreten. Ausgenommen bei Lennart Hardell, der sich allerdings immer nur selbst repliziert hat, andere Studien - Sie wissen es - konnten seine Beobachtungen nicht bestätigen. Das alles ist Typen wie "A. Fichtner" (siehe Kommentare zum Artikel) aber egal, der hat nur eines im Sinn: Werbung machen für seinen Alarmverein und eine einseitig zusammengestellte Liste von Alarmstudien, um die Verunsicherung in der Bevölkerung zu steigern. Mich kotzen solche Trittbrettfahrer an.

Aus meiner Sicht unterscheidet sich der Fall von Marc T. von dem der Amerikanerin Suzy Ellen Reynard nur durch die Einwirkungsdauer der Funkfelder. Insbesondere die "gefühlten" Zusammenhänge sind jedoch identisch. Ich kann für T. nachvollziehen, dass er einen Schuldigen für seinen Tumor gesucht und gefunden hat, dies erleichtert ihm wahrscheinlich den Umgang mit einer so schweren Krankheit. Ich betrachte es jedoch auch als ein Stück Verantwortungslosigkeit, die Vermutungen über die Ursache seines Tumors öffentlich zur Schau zu stellen und dadurch Ängste zu wecken oder zu schüren. Am Wochende habe ich z.B. wieder einen Mess-Termin bei zwei netten Menschen, die sich schrecklich vor 300 µW/m² fürchten. Ihnen diese Angst auszureden ist bislang nicht gelungen, die beiden klammern sich regelrecht daran und wollen jetzt von mir wissen, was zu tun sei. Ursprünglich hatte ich vor, die beiden zu einem Facharzt für Phobien zu schicken. Aber das geht nicht. Denn dort würde mit vorsichtiger Steigerung der Einwirkung des Phobieauslösers gearbeit, also z.B. eine Spinne näher und näher gebracht bis sie schließlich über die Hand krabbeln darf. Doch wie soll man EMF-Phobiker so therapieren, wenn beide völlig zwanglos ein Handy benutzen?

Was ich sagen will: Der Bericht im Berliner Kurier speist mMn auch irrationale Ängste vor Sendemasten, ob die gespeisten Ängste vor Handys irrational sind, werden uns die Inzidenzzahlen für Hirntumore in den kommenden Jahren zweifelsfrei sagen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Phobiker, Wahrnehmungsverzerrung, EHS-Phobiker, EMF-Phobiker


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