Funkende Litfaßsäule in Stuttgart und Diagnose-Funk blödelt rum (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 25.07.2025, 21:36 (vor 24 Tagen) @ KlaKla

Quelle: Diagnose-Funk

Ein kleiner Faktencheck

Schaunmermal, was Diagnose-Funk auf dem Kasten hat. Zitate aus dem schrecklich originellen Text der Stuttgarter formatiere ich mit dem Zitatformat des Forums. Und los geht's ...

Zu den Titelzeilen möchte ich nichts sagen, die sind mir zu blöd.

Keiner will die Masten als Nachbarn.

Tatsächlich? Einmal dürft ihr raten, wen man dafür verantwortlich machen darf! Ihr fabriziert mit der Behauptung einen Denkfehler, nämlich einen Zirkelschluss – und zwar einen, der einen selbst geschaffenen Effekt als Beleg für die eigene Argumentation missbraucht. Stolz könnt ihr darauf nicht sein.

Es gibt für die 5G-Litfaßsäulen keinerlei Sicherheits- und Abstandszonen [...]

Quatsch. Nur sind die so klein, dass der Radius der Litfaßsäule größer ist als der Radius des Sicherheitsabstands. Was ist daran nur so schwer zu verstehen?

[...] uns ist nicht bekannt, ob Sicherheitsmessungen über die Stärke der Hochfrequenzbelastung der Umgebung vorliegen.

Ja dann kümmert euch gefälligst drum und verbreitet nicht öffentlich eure Unkenntnis.

Sie strahlen auf "Augenhöhe" der Passanten.

Was mag der Vereinsmeier wohl geraucht haben, der diesen Blödsinn geschrieben hat?! Laut Vodafone ist die funkende Litfaßsäule 4,79 Meter hoch und hat 1,62 Meter Durchmesser. Die Antennen sitzen oben unter der Kappe in schätzungsweise 4,5 Meter Augenhöhe (Bild).

[image]
Bild: Vodafone

Italien hat einen Grenzwert von 6 V/m als Vorsorgewert [...]

Nee, seit länger als einem Jahr hat Italien den Vorsorgewert 15 V/m. Peinlich, peinlich, das hättet sogar ihr wissen können ...

Die Strahlenbelastung auf dem Gehweg, auf dem Personen in geringstem Abstand an der Säule vorbeilaufen, ist hoch, das ergab unsere Messung mit einem Amateurgerät, dem „Acoustimeter AM-10“ im Abstand von 1 Meter und 3 Meter. Der Ausschlag „Rot“ war am Anschlag, das Gerät war mit der Strahlungshöhe überfordert. Sie muss sehr, sehr weit über 6 V/m liegen (erfahrungsgemäß um ein 4-faches).

Ach du meine Güte, auch das noch. Das Acoustimeter AM-10 ist kein Messgerät, sondern ein narrensicheres Instrument fürs Diagnose-Funk-Panikorchester, das früher übrigens unter der baubiologischen Leitung von Wolfgang Maes aufspielte. Sogar ein auf operative Tätigkeiten vor Ort spezialisierter Facility-Manager kann mit dem Instrument nichts falsch machen, weil nichts da ist, was unkundig bedient werden könnte. Und doch schaffte es der für den Artikel verantwortliche Diagnose-Funker, mit diesem Super-Simpel-Instrument eine Fehlmessung zu verbreiten. Wie das? Dazu genügt ein Blick in die Bedienungsanleitung des Instruments, die uns sagt, dass die angezeigten Feldstärkewerte Peak-Werte (Spitzenwerte) sind. Kein Wunder also, wenn sie "sehr, sehr weit über 6 V/m liegen". Der Haken an der Sache: Die Referenzwerte (Grenzwerte) sind Effektivwerte, keine Spitzenwerte, und zudem über sechs Minuten hinweg gemittelt.

Unser schlauer Diagnose-Funker hat es also mit zwei Widrigkeiten zu tun: Wenn "Personen in geringstem Abstand an der Säule vorbeilaufen" ist das mit Blick auf die Exposition ziemlich belanglos, mindestens sechs Minuten sollten die Personen sich an die Säule schon anlehnen.

Und zweitens: Wer "Messwerte" in Bezug zu den Referenzwerten setzen will, der darf nicht Spitzenwerte messen (Peak), sondern muss Effektivwerte messen (RMS). Sonst werden Äpfel mit Birnen verglichen. Effektivwerte sind situationsabhängig immer gleich oder kleiner als die Spitzenwerte. Problem: Das Acoustimeter AM-10 kann der Bedienungsanleitung zufolge keine RMS-Feldstärke messen, deshalb müsste unser Mann vor Ort künftig die Skala der Leistungsflussdichte verwenden, um wenigstens ordentlich Panik und keinen Stuss zu verbreiten.

Im "Test" des Wissenschaftsladen Bonn schnitt das Acoustimeter AM-10 nicht sonderlich gut ab.

Indem man diese leistungsfähigen Antennen als „Small Cells“ verkauft, will man Standortbescheinigungen und Sicherheitsabstände umgehen.

Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten:
Guckst du erst hier und dann dort.

So, das sollte für einen kleinen spontanen Faktencheck genügen, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Dieser Anspruch würde die Latte verdammt hoch legen, denn die Menge Stuss, die der Verein in seinen Texten versteckt, ist beängstigend. Möglicherweise wird in absehbarer Zeit KI diesen Anspruch erfüllen und lückenlose Faktenchecks in kürzester Zeit zulassen. Das wäre eine große Gaudi. Aber nur dann, wenn Diagnose-Funk noch selbst Stuss in die Welt setzt und diese Aufgabe nicht seinerseits an eine KI delegiert.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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