Reiche und Mächtige leben fernab von Sendemasten (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 14.08.2011, 14:37 (vor 4861 Tagen) @ H. Lamarr

Behauptung: Hin und wieder injizieren Sendemastengegner in die Mobilfunkszene das Gerücht, Reiche, Mächtige und Prominente würden von der "Verstrahlung" durch Mobilfunk-Sendemasten verschont. Wo sich die oberen Zehntausend bevorzugt aufhalten, gäbe es keine oder nur wenige Sendemasten, hemmungslos verstrahlt würde nur das gemeine Volk. Spontan gefunden habe ich zwei Beispiele für diese Behauptung (Siemens-Vorstand V. Jung in Grünwald 2002, Reiche/Mächtige wohnen in Funklöchern, 2011), bei Gigaherz und Bürgerwelle lassen sich wahrscheinlich noch weitere solche Beispiele aufstöbern [Nachtrag vom 12.10.2013 http://www.gigaherz.ch/991/].

Entgegnung: Die Behauptung geht von der (wirren) Annahme aus, eine Clique korrupter Politiker und Manager hätte geheime Informationen über die Gefährlichkeit von Funkwellen, denen sie sich deshalb gezielt entziehen würden. Ziel solcher Behauptungen ist es, diffuse Ängste gegenüber Funk in der Bevölkerung zu schüren, denn daraus lassen sich Vorteile ziehen. Noch vor einigen Jahren war solchen Geschichten schlecht beizukommen, heute ist dies anders, heute lässt sich die Senderdichte an beliebigen Orten in Deutschland mühelos mit der EMF-Datenbank der Regulierungsbehörde feststellen, man muss nur Ort und Straße eingeben. In anderen Ländern gibt es ähnliche Datenbanken.

Gestern habe ich aber einen noch schöneren Gegenbeweis für die wirre Behauptung gesehen. Denn bei der Vorbeifahrt an der Firmenzentrale von Telefónica O2 Germany GmbH & Co. OHG am Georg-Brauchle-Ring 23-25 in 80992 München waren etliche Mobilfunkmasten auf dem Dach des Gebäudes erkennbar. Danach befragt spuckte die EMF-Datenbank aus, dass es 26 Mobilfunkantennen sind, die dort Dienst tun. Das passt nun gar nicht ins Bild, denn wer, wenn nicht die Manager eines Mobilfunkbetreibers, hat am ehesten Geheiminformationen über die Schädlichkeit von Mobilfunkantennen? Dass dennoch 26 dieser angeblichen Folterwerkzeuge auf dem O2-Dach stehen belegt mMn glaubwürdig, dass die Kunde von okkultem Geheimwissen eben nur in den Köpfen einiger überzeugter Sendemastengegner die Runde macht.


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Die Ausrede, unter einem Masten strahle es nicht oder nur wenig, lasse ich nicht gelten. Denn jeder der die Szene beobachtet kennt sie, die gegenteilige Behauptung, derzufolge Sendemastengegner auch unter Masten Unheil wittern. Aus meiner Anfangszeit in der Szene ist mir noch gut die Schreckensbotschaft eines Baubiologen bekannt, eine Nebenkeule der Sendeantenne könne sich durchaus senkrecht ins Gebäude "bohren".

Es sind die Widersprüche in der Argumentation, mit der sich die Szene der Sendemastengegner immer wieder neu ins Abseits manövriert. Lange habe ich gebraucht, die Ursache dieser Widersprüche zu erkennen: Mangels wirklich bedrohlicher Fakten wird von interessierter Seite Banales künstlich dramatisiert (daher anfällig für Widersprüche) und nahezu ausschließlich vor Laien ausgebreitet, die das böse Spiel nicht durchschauen können. Gespielt wird von den Antreibern der Szene mMn um finanziellen und gesellschaftlichen Profit, der sich einstellt, wenn verängstigten Menschen "Hilfe" angeboten wird.

So, ich gehe davon aus, dass mit dem unsäglichen Argument, Reiche und Mächtige würden sich gezielt den Funkwellen entziehen, jetzt endlich Schluss ist.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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