Warum Selbsthilfegruppen "Elektrosensiblen" eher schaden (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 04.10.2018, 13:02 (vor 2253 Tagen) @ H. Lamarr

Wer dem Link folgt stößt auf derzeit drei Selbsthilfegruppen ...

Das war der Stand vor zwei Jahren, heute zeigt der Link (oben) sieben EHS-Selbsthilfegruppen in der Schweiz. Ist das für EHS nun ein Grund zum Jubeln oder ist dies endlich der ersehnte Beleg für die alte Behauptung, es gäbe "immer mehr" sogenannte Elektrosensible?

Ich meine Nein ...

Meine skeptische Haltung beruht auf der schlechten Erfahrung, die wir (IZgMF) mit unserer ziemlich naiv und spontan eingerichteten Liste von Bürgerinitiativen gegen Mobilfunk gesammelt hatten. Diese Liste sollte, das war die Idee dahinter, neu zur Anti-Mobilfunk-Szene gestoßenen Mobilfunkgegnern hilfreiche erfahrene Ansprechpartner in ihrer Nähe nennen. Im Juni 2003 begonnen, hatte die Liste zuletzt etwa 230 Einträge aus ganz Deutschland.

Was gut gemeint war, erwies sich jedoch im Laufe der Zeit als eher schädlich. Denn in die Liste konnte sich jeder selbst eintragen, ohne dass wir prüften, ob die Angaben zutreffend waren und vor allem ohne jede Kontrolle, ob wir Neulinge womöglich zu fachlich völlig unqualifizierten Gruppierungen schickten, zu religiösen Fanatikern, kommerziellen Trittbrettfahrern oder politischen Außenseitern, die unter der Tarnung "Mobilfunkgegner" geduldig auf Beute warteten. Einen ersten Denkanstoß in diese Richtung bekamen wir mit einer E-Mail, die uns warnte, eine in der Liste genannte Bürgerinitiative aus Kassel sei in Wahrheit nur ein Fliegenfänger, der im www von einem einschlägig bekannten Rechtsradikalen aufgehängt worden sei. Doch damals noch begeisterte Mobilfunkgegner, schlugen wir den Warnschuss leichtfertig in den Wind. Ein zugegeben peinliches Versagen. Es dauerte noch Jahre, bis wir diese BI 2010 endlich aus der Liste entfernten. Erst die beständige Verdichtung enttäuschender Erfahrungen mit Fanatikern, kommerziell unterwanderten BIs und fachlich völlig neben der Spur liegenden Mobilfunkgegnern öffneten uns die Augen, dass unsere als Hilfestellung gedachte Liste ein unverantwortlich hohes Gefahrenpotenzial barg, unerfahrene Neuzugänge genau den Leuten ins Netz zu locken, die als "Paten" für Anfänger die schlechteste Wahl waren. Schweren Herzens nahmen wir die Liste im April 2016 vom Netz, um nicht noch mehr Schaden anzurichten, Neueintragungen waren bereits ab 2009 nicht mehr möglich gewesen.

Bei den Selbsthilfegruppen für "Elektrosensible" sehe ich die genau gleichen Probleme wie mit unserer Liste. Schlimmer noch: Das IZgMF konnte sich von den Glaubenssätzen der Anti-Mobilfunk-Szene lösen und so zu der Einsicht gelangen, dass unsere Liste wegen nicht zu tolerierender Negativaspekte vom Netz musste. Restlos überzeugte Elektrosensible aber nehmen ihre Überzeugung aller Voraussicht nach mit ins Grab und Schein-Elektrosensible mit den oben angedeuteten dubiosen Motiven haben aus materiellen und immateriellen Gründen keinerlei Anlass, ihre Tarnung je freiwillig aufzugeben. Einen Selbstreinigungseffekt (wie beim IZgMF) wird es daher aus meiner Sicht bei Selbsthilfegruppen für "Elektrosensible" – wenn überhaupt, in nur sehr geringem Ausmaß geben. Wegen fehlender fachlicher Qualifikation der Gruppenteilnehmer sehe ich auch keinerlei Chance, dass (echte) Selbsthilfegruppen intern eine "Eingangsprüfung" der Teilnehmer durchführen, um zwielichtigen Gestalten den Zugang zur Gruppe zu verwehren. Erfahrungsgemäß sind "Elektrosensible" für jedweden Neuzugang dankbar, auch wenn es um gesellschaftlich untragbare Personen geht. Wegen ihrer äußerst geringen Anzahl glauben die Betroffenen, auf keinen einzigen noch so schrägen Mitstreiter verzichten zu können. Ein Beispiel für diese wahrnehmungsverzerrte Haltung ist die "Elektrosensible" Ursula Niggli, die das Vorwort zu Ihrem unsäglichen Buch "Land im Strahlenmeer" ausgerechnet von Hans-U. Jakob schreiben ließ, dem mutmaßlich unqualifiziertesten Hetzer gegen Mobilfunk, den die Schweiz je gesehen hat.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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