"EIRP" for beginners (Technik)

Kuddel, Dienstag, 12.07.2011, 22:15 (vor 4893 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 12.07.2011, 22:56

Dagegen möchte ich gerne noch einen letzten Versuch machen, die wundersame Vermehrung der Leistung ad Absurdum zu führen...

Ich denke, eine Diskussion mit technischen Formeln und Diagrammen ist wenig effektiv, da es schließlich darauf ankommt, daß auch ein Fritzchen oder Lieschen Müller die Erklärung versteht.

Möglicherweise sind Analogien aus dem täglichen Leben besser zu verstehen:


Fallbeispiel: (Analogie zu Antennen"gewinn" und die Bedeutung von "EIRP")

Eine Familie fährt in Urlaub und bittet den Nachbarn darum, jeweils abends beim Bewässern des eigenen Gartens kurz den Gartenschlauch über den Zaun zu halten, um die Blumen zu gießen.
Besonders die Geranienschale benötigt etwa 1 Liter Wasser täglich, aber auch nicht viel mehr ! Bei den übrigen Blumen ist die Wassermenge unkritisch.

1 Tag später.
Nach dem Wässern des eigenen Gartens richtet der hilfreiche Nachbar seinen Gartenschlauch vom Zaun aus auf die Geranienschale seines Nachbarn. Ihm steht nur ein Gartenschlauch mit großem trichterförmigem Brausekopf zur Verfügung, wie man ihn von Gießkannen kennt.

Die Geranien befinden sich in ca 3 Meter Abstand zum Zaun.
Nun stellt er fest: Der Brausekopf strahlt viele kleine Wasserstrahlen trichterförmig ab, aber aufgrund des großen Abstandes kommt nur ein kleiner Teil des Wassers bei den Geranien an, weil der Strahl bereits auf mehrere Meter Breite aufgefächert ist und mit größerer Distanz immer schwächer wird.

Der Nachbar überlegt:
Er schätzt, dass er etwa 100 Liter durch den Schlauch fließen lassen muss, damit ein Liter Wasser bei der Geranienschale ankommt. Nicht besonders effektiv, aber alles andere macht mehr Mühe, als die 5 Minuten, die er nun abwarten muss.

Während der Wartezeit beschäftigt er sich mit Gedankenspielen:

Wenn der Gartenschlauch nun einen kugelförmigem Brausekopf hätte, der das Wasser kugelförmig isotrop in alle Richtungen gleichmäßig abstrahlen würde, z.B. ein Ball mit vielen Löchern rundherum, dann müssten nicht nur 100 Liter, sondern in derselben Zeit viel viel mehr,... er schätzt etwa die zehnfache Menge, bzw. 1000 Liter ...durch den Schlauch fließen, damit 1 Liter Wasser bei der Geranienschale ankommt.
Er selbst würde dabei ganz schön nass werden und schließlich in einer großen Pfütze stehen. Is also nix, weil noch uneffektiver.


=> Obwohl der trichterförmige Brausekopf eigentlich zu einem Verlust von 99% führt (100 Liter abgestrahlt, 1 Liter angekommen), so hat er gegenüber dem kugelförmigen Brause-Kopf sogar einen „Strahlungsgewinn“ von Faktor 10.
=> Das ist tröstlich.


Das Telefon klingelt, der hilfreiche Nachbar geht zurück ins Haus, die Urlauber sind am Telefon, berichten von der Fahrt, dem Wetter und erkundigen sich beiläufig, ob die Geranien ausreichend gegossen wurden.

Aufgabe: Kreuze an, welche Antwort ist korrekt ?

A) Ja, ich habe soeben die Geranienschale mit 100 Liter Wasser gegossen.

B) Ja, durch Verwendung eines Brausekopfs mit Faktor 10 Gewinn gegenüber einem Kugelkopf habe ich soeben die Geranienschale „äquivalent isotrop“ mit 1000 Liter Wasser bestrahlt (EIRP-Strahlungsleistung).

C) Ja, ich habe vom Zaun aus 100 Liter Wasser in den Garten „gestrahlt“ und die Geranien haben davon etwa 1 Liter abbekommen.


K

Nachtrag:

Man hält es kaum für möglich:
Manch ein Zeitgenosse vertritt die Ansicht, Antwort B mit den 1000 Litern wäre korrekt und jeder der öffentlich Antwort C nennt, wird von ihm als "Betrüger und Scharlatan" der korrupten 100 Liter-Fraktion tituliert...)
:no:


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