Missbildungen hin, Bürgerwelle her ... (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 24.09.2008, 19:56 (vor 5914 Tagen) @ Siegfried Zwerenz

Wie ich bereits berichtet habe, ist das Zitat aus der Zeitung so nicht richtig. Das habe ich so nie behauptet.

Haben Sie nicht? Mir fällt dabei auf, dass Sie bestreiten, dies oder das so gesagt zu haben. Diese rhetorische Wendung wird i.a. dann gewählt, wenn etwas nicht falsch, aber eben auch nicht richtig ist. Nur, wenn Sie so genau wissen, dass Sie folgendes nie so behauptet haben:

"Seit 2002 beobachte man die Zunahme von Missbildungen bei Neugeborenen",

dann sagen Sie mir doch bitte mal, wie - wenn nicht so - Sie es denn dann behauptet haben (bitte beachten Sie, "behauptet" ist Ihre eigene Wortwahl). Dies ist für mich deshalb interessant, weil mir meine Frau bestätigt hat, Sie hätten auf einem Vortrag in München den strittigen Satz eben tatsächlich so gesagt, wie er oben zitiert ist. Wobei ich mit so nicht den Wortlaut meine, sondern die Aussage, die im Kontext Ihrer Vorträge einen Zusammenhang mit Mobilfunk "billigend" in Kauf nimmt. Für mich ist dies eben eines der typischen und auch verantwortungslosen Angstmacher-Manöver, mit denen arglosen Zuhörern mit an den Haaren herbeigezogenen Begründungen Ängste eingepflanzt werden -, die dann möglicherweise postwendend von einem Baubiologen abgebaut werden dürfen.

Eine Antwort, wie Sie Ihren Zuhörern die Missbildung von Neugeborenen im Zusammenhang mit Mobilfunk näher gebracht haben, wäre auch deshalb interessant, weil die von Ihnen genannte Quelle (Tabelle 6) für Deutschland ausgerechnet in dem Zeitraum, in dem die Penetration mit Mobiltelefonen die bis dahin höchsten Werte erreichte (2000 - 2002), die Prävalenz nicht etwa weiter stieg, sondern fiel. Dies widerspricht Ihrer These diametral! Haben Sie Ihre Zuhörer auch über diese erfreuliche Entwicklung, die keinerlei Zusammenhang mit Mobilfunk erkennen lässt, informiert?

Auch wenn Sie, Herr Klakla, diese unwahren Aussagen vom Hörensagen noch 100 Mal in Strängen platzieren, in die diese Thematik überhaupt nicht hineinpasst, so entspricht Ihre Aussage nicht mehr der Wahrheit als zuvor. Haben Sie damit überhaupt kein Problem, wenn Sie bewusst Unwahrheiten in Umlauf bringen?

Es gibt immerhin drei unabhängige Quellen, die sagen, dass Sie die strittige Äußerung gemacht haben. Sie dagegen streiten ab, die Äußerung in der überlieferten Form gemacht zu haben. Das ist zu wenig, um glaubhaft zu sein. Sie tragen dadurch nichts zur Klärung der Umstände bei, wenn Sie die Gelegenheit nicht nutzen, klar zu stellen, was Sie denn nun gesagt haben, sondern nur erklären, was Sie nicht gesagt haben. Vor diesem Hintergrund empfinde ich Ihren Angriff gegen KlaKla als unpassend.

Dass Zeitungen und die dort erscheinenden Reportagen nicht immer vollständig exakt sind, ist der Allgemeinheit sicherlich bekannt. So wird in Zeitungen öfters falsch bzw. nicht korrekt zitiert. So schrieb einmal eine Zeitung, ich hätte gesagt, die Grenzwerte wären zu niedrig, und sie müssten erhöht werden. Dass ich dies niemals gesagt habe, wird wohl jeder verstehen, der mich kennt, ohne dass er auf einer entsprechenden Veranstaltung gewesen sein muss.

Ja, geschenkt, aber der Zeitungsbericht ist ja nur eine von drei Quellen.

Davon einmal abgesehen, dass ich das so nicht erwähnt habe, wollen Sie persönlich dieses Zitat von mir im Jahr 2003/2004 gehört haben. Dies ist sehr erstaunlich, da ich die entsprechenden Unterlagen erst im Jahr 2005 von einem befreundeten Arzt bekommen habe. Auch gehört meine Bewertung der Tatsache der hohen Quote von schweren Fehlbildungen bei Neugeborenen nicht zu meinem gewohnten Vortrag, sondern wurde von mir ausschließlich in der folgenden Diskussion eingebracht.

Ach wissen Sie Herr Zwerenz, diese Geschichte mit den Missbildungen ist doch lediglich ein willkürlich herausgegriffenes Beispiel, wo die Bürgerwelle mit Gruselgeschichten den Leuten Angst einjagt. Da gibt es sicherlich noch viele, viele andere Beispiele, die wir diskutieren könnten - oder auch nicht. Aus meiner Sicht sind wir hier auf einer dieser Geschichten nun ausreichend herumgeritten, denn es wird sich nie kristallklar erweisen, was Sie denn nun genau in dieser Sache gesagt haben und was nicht. Wichtiger erscheint mir das System, das hinter solchen Geschichten steckt und das immer das gleiche Ziel verfolgt: Angst vor Mobilfunk erzeugen - um jeden Preis. Dieses System bekämpfe ich, weil ich es für verlogen und unredlich halte. Und für 99,9 % erfolglos (nur im offenkundigen Sinne). Eben weil Dramatik, Behauptungen, Polemik, Unterstellungen und Irrtümer kein tragfähiges Fundament bilden, damit eine Stimme auch außerhalb der eigenen Gefolgschaft die gewünschte Wirkung hat. Wenn Sie Ihrer Stimme mehr Gewicht verleihen wollen, müssen Sie mMn weniger Schweinefleisch um Empfangsantennen wickeln und Messungen vollbringen, als dass Sie sich auf die (zugegebenermaßen nicht gerade reichlich verfügbaren) belastenden Fakten stützen und das Vakuum nicht mit famosen Mutmaßungen und waghalsigen Interpretationen füllen. Dann wäre freilich die BW nicht mehr die BW. Macht nichts. Auch der Springer-Verlag bringt schließlich mehr als nur BILD heraus. Spielen Sie mal mit dem Gedanken, vielleicht können Sie sich ja doch damit anfreunden, der Seriösität den Vorzug und der Sensation den Laufpass zu geben.

Thema Katzenfutter und Banker: Ich hab selten so gelacht!

Glaube ich Ihnen gerne: Ich auch!

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Angst, Blendwerk, Springer-Verlag, Mutation, Realos, Wahrheit


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