Auch Bobbies können Tetra-Befeldung nicht erkennen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 06.08.2017, 00:13 (vor 2685 Tagen) @ H. Lamarr

Also zur Klarstellung: Es gibt in England weder 176 (Gerichts-)Klagen gegen Terta noch - wie Buchner es darstellt - eine Sammelklage von 176 Polizisten. Richtig ist: Es liegen dem Verband der englischen Polizisten 176 Beschwerden vor und die Verantwortlichen überlegten im Januar 2010 noch, was sie mit diesen Beschwerden nun anfangen sollten.

Was wurde eigentlich aus diesen britischen Polizisten (Bobbies), die angeblich unter Einwirkung von am Körper getragenen Tetra-Funkgeräten allerlei Befindlichkeitsstörungen entwickelten?

Über Gerichtsurteile in dieser Sache ist nichts bekannt. Doch im Oktober 2016 wurde eine Studie veröffentlicht (Acute Exposure to Terrestrial Trunked Radio (TETRA) has effects on the electroencephalogram and electrocardiogram, consistent with vagal nerve stimulation), die Licht in diese Sache bringt. An der EEG-Provokationsstudie nahmen 164 Polizeibeamte teil, darunter 107, die über gesundheitliche Symptome berichtet hatten, die sie den Tetra-Funkgeräten zuschrieben. Da Tetra-Funkgeräte in einer Brusttasche oder einer Schlaufe auf der Schulter getragen werden können, wurden die Probanden zwei Expositionsszenarien (Brust/Kopf) ausgesetzt und währenddessen das EEG genommen und die Herzratenvariabilität (HRV) gemessen. Ob tatsächlich befeldet wurde oder nur Scheinbefeldung stattfand wussten die Versuchsteilnehmer nicht. Bei Kopf-Exposition kam es jedoch bei einigen EEG-Kanälen trotz aufwendiger Schirmmaßnahmen zu Einstreuungen von Tetra-Mischprodukten in die EEG-Elektronik, was zu sichtbaren Überlagerungen in der Aufzeichnung führte und so die Doppelblindbedingung teilweise außer Kraft setzte.

Nach jeder Befeldung wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie eine Befeldung oder eine Scheinbefeldung erkannt haben. Ergebnis: Einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Befeldung und Scheinbefeldung konnten die Wissenschaftler nicht finden, die Polizisten waren nicht imstande, Befeldung und Scheinbefeldung zu unterscheiden. Gefunden wurden jedoch eine (allerdings nicht reproduzierbare) Auswirkung der Befeldung auf das EEG der Probanden sowie signifikante Unterschiede zwischen Befeldung und Scheinbefeldung bei der Herzratenvariabilität. Als Ursache der HRV-Änderung sehen die Autoren Änderungen des Markerwertes pNN50. Die Änderung dieses Wertes infolge EMF-Einwirkung war jedoch nur gering, vergleichbar der Änderung, wie sie beim Öffnen und Schließen der Augen eintritt. Ein Gesundheitsrisiko sehen die Autoren darin nicht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
EEG, Studie, TETRA, Herzratenvariabilität, England, Polizisten


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