Moritz hinterm Berge: kindliches Wirkmodell für Baumschäden (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 21.12.2012, 09:00 (vor 4365 Tagen) @ H. Lamarr

Wenn eine Hildesheimer Mobilfunk-macht-Bäume-krank-Glaubensschwester und die Herausgeberin der zugehörigen Stadtteilzeitung gemeinsam auf Pirsch gehen, dann kann dabei eine ziemlich schräge Weihnachtsgeschichte herauskommen. Hier einer der Höhepunkte:

Die andauernde technisch erzeugte Strahlung wird von Organismen nicht abgewehrt wie kurzfristige starke Störungen des EM-Feldes, sondern aufgenommen und als Information verarbeitet. Nadeln, Blätter, Äste und Stämme der Bäume funktionieren dabei als Antennen. Über das Wasser der Zellen gelangen die Mikrowellen in alle Teile der Bäume. Sie beeinflussen die chemischen Reaktionen und stören den Informationsaustausch der einzelnen Körperzellen – die physiologischen Prozesse im Baum werden durcheinandergebracht.

Aus meiner Sicht eine kindliche Vorstellung, wie Mikrowellen "irgendwie" für gewöhnliche Baumschäden verantwortlich gemacht werden können. Amüsant die Vorstellung, ausgerechnet Wasseradern sollen Mikrowellen wie Drähte "leiten", wäre es so, ließe sich zu U-Booten mühelos Funkkontakt mit Mikrowellen herstellen (geht natürlich so nicht!). Und wieder ist diese geradezu unglaubliche Selbstüberschätzung privater E-Smog-Forscher zu beobachten: Die beiden Frauen meinen augenscheinlich, zur Vorhut einer auserwählten Gruppe Erhellter zu gehören, die schlauer sein wollen als Wissenschaftler, und als einzige die wahren Gründe für gewöhnliche Baumschäden kennen wollen :no:.

Was die beiden "Erhellten" an Kompetenz für ihren meiner Meinung nach überheblichen öffentlichen Auftritt mitbringen, ist nicht ersichtlich. Außer, dass die Herausgeberin der Stadtteilzeitung sich mühelos selbst publizieren kann. Sie muss keine kritische Redaktion fürchten, die das geschilderte mutmaßliche Wirkmodell für Baumschäden in der Redaktionsrunde belächelt - und das Manuskript mit Bedauern an die Absenderin zurück schickt.

Dass sie vielleicht ihre Position dazu missbraucht, dilettantische Panikmache zu Elektrosmog in Umlauf zu bringen, ist der Herausgeberin und Redaktionsleiterin von "Moritz vom Berge" offensichtlich nicht in den Sinn gekommen.

Zuerst entdeckt hat den grauenvollen Artikel Frau Weber. Im Gigaherz-Forum resümiert sie unter dem irritierenden Titel "Baumschäden an [Mobilfunk-]Masten" betreten:

Es lässt sich nicht mehr wegreden!

Da pflichte ich ihr uneingeschränkt bei: Ja, es lässt sich nicht mehr wegreden, die Szene der Mobilfunkgegner ist auf den Hund gekommen und alles, selbst wenn es von noch so blutigen Laien berichtet wird, muss eilfertig in Umlauf gebracht werden, weil es schon lange keine ernst zu nehmenden Neuigkeiten mehr gibt.

Tendenz: frei fallend.

Hintergrund
Prof. Günter Käs: Keine Baumschäden durch Radar

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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