Ein paar Fakten zur Volksinitiative gegen Mobilfunkmasten (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 30.11.2014, 18:25 (vor 3657 Tagen) @ H. Lamarr

was die "Volksinitiative" will, kommt allein Profiteuren der Mobilfunkdebatte zugute, sonst niemandem.

Hier noch ein paar Informationen zu dieser kommunalen Volksinitiative:

- Website der Volksinitiative.
- Unterschriftenliste der Aktion mit Erklärung
- Das Initiativkomitee umfasst nur vier Personen. Zum Vergleich hier das Initiativkomitee einer anderen Luzerner Volksinitiative.
- Die Zeichnungsfrist läuft vom 1. November bis 5. Januar 2015, das Initiativkomitee will die Unterschriftenlisten allerdings schon spätestens 15. Dezember haben. Erforderlich sind 800 Unterstützer. Luzern hat rund 76'500 Einwohner, das Ziel ist also leicht zu schaffen.
- Nur Stimmberechtigte der Stadt Luzern dürfen die Volksinitiative unterstützen.
- Wikipedia-Eintrag zu Volksinitiativen (Schweiz).
- Ist die Volksinitiative erfolgreich (mindestens 800 gültige Stimmen), wird das Anliegen der Initianten später dem Volk zur Abstimmung vorgelegt.

Wenn man sich das Ansinnen der Initianten durchliest, fällt der angenehm unaufgeregte Ton auf. Auch sonst ist kein Einfluss lauter Anti-Mobilfunk-Vereine zu erkennen. Sachlich, nüchtern und durchaus überzeugend tragen die Initianten ihr Anliegen vor. Nur beim ersten Schritt, den Anlass zu dieser Volksinitiative, sehe ich Probleme:

Die Initianten schreiben:

Die Stadt hat dafür zu sorgen, dass Mobilfunkantennen dort gebaut werden, wo deren Nebenwirkungen (optische Beeinträchtigungen, Wertverlust von Wohneigentum und Unbehagen bezüglich gesundheitlicher Risiken) möglichst gering sind.

Optische Beeinträchtigung: Okay, das ist ein akzeptabler Grund.
Wertverlust: War vor zehn Jahren mal die große Sorge, heute kein Thema mehr, weil die Leute sich an den Anblick gewöhnt haben. Ob es überhaupt je einen Wertverlust gegeben hat ist umstritten.
Unbehagen bezüglich gesundheitlicher Risiken: Diese Unbehagen ist objektiv unbegründet, es gibt keine belastbaren wissenschaftlichen Hinweise, dass körperferne schwache Funkimmission (z.B. durch Sendemasten), ungesund sein könnte. Dass dieses Unbehagen überhaupt existiert, ist der Wühlarbeit fachlich unqualifizierter Vereine und der Lobbyarbeit von Profiteuren der Elektrosmog-Angst zu verdanken.

Die Initianten schreiben:

Mobilfunkanlagen sind technische Fremdkörper im Stadtbild. Sie lösen bei der Bevölkerung Ängste aus, denn gesundheitsschädigende Auswirkungen der elektromagnetischen Strahlung können nicht ausgeschlossen werden.

Was die Ängste angeht: siehe oben. Es war schon immer eine Spezialität des Vereins Gigaherz, mit Gruselgeschichten über Funk erst Angst und Schrecken in die arglose Bevölkerung zu pressen und dann, wenn das Kalkül aufging, die Angst der Leute als Rechtfertigung dafür zu nehmen, noch kräftiger in dieselbe Kerbe zu hauen. Dabei hat die Angstpropaganda nur einen Zweck: Investitionsbereitschaft für Messungen, Beratungen, Heilversprechen und für allerlei Produkte schaffen.

Gesundheitliche Auswirkungen von Sendemastenimmission können nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden. München hat mehr als 6000 Mobilfunkantennen, viele davon seit 20 Jahren. Und, irgendwelche Besonderheiten im Krankenstand? Nein, keine, und wenn, dann eher positive.

Die Initianten schreiben:

Eine von den Baubehörden aktiv und transparent mitgestaltete Planung von Antennenstandorten tut Not, schafft Transparenz und steigert die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Nein, niemand kann funktechnisch besser Planen als ein Netzbetreiber. Wenn Antennenträger aus irrationalen Gründen aus Wohngebieten abgezogen und weiter entfernt neu errichtet werden müssen, steigt die Immission der Bewohner durch Handys, von unnötigen Kosten einmal abgesehen. Ausgerechnet Handyimmission ist jedoch die letzte große EMF-Mine, die durch Forschung noch nicht restlos entschärft ist. So gesehen ist der "gesundheitliche Aspekt" der Volksinitiative, kontraproduktiv, geht es nach den Initianten, wird die Bevölkerung stärker "belastet", statt schwächer. Auch wenn es nur ein Modellbeispiel ist, folgender Vergleich zieht noch immer: Wer sich rd. 2 1/2 Jahre lang Tag für Tag in 100 m Abstand zu einer städtischen Mobilfunk-Basisstation aufhält nimmt in dieser Zeit nicht mehr "Strahlung" mit seinem Kopf auf als bei einem einzigen 45-Minuten-Gespräch mit einem schon ziemlich strahlungsarmen Handy!

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Geschäftsidee, Schweiz, Immission, Kommerz, Basisstation, Alarmist, Initiativkomitee


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