NTP-Studie: Mobilfunkgegner, verwirrte (Forschung)

H. Lamarr @, München, Samstag, 28.05.2016, 13:29 (vor 3123 Tagen) @ H. Lamarr

Zugegeben, der Start der NTP-Studie ins Bewusstsein der Menschheit war etwas umständlich und in keiner Weise so geschickt geplant, wie die "Reflex"-Studie der Tabakindustrie. Doch der Zeitpunkt ist besonders unglücklich, denn die NTP-Studie und ein Treffen amerikanischer Mobilfunkgegner in Baltimore werden in den Nachrichtenkanälen der Gegner vermantscht.

Hans-U. Jakob im Abseits
Zuerst brachte Hans-U. Jakob (gigaherz.ch) am 27. Mai den Alarm: Klare Beweislage: Handys verursachen Hirntumore, der mit der NTP-Studie jedoch nichts zu tun hat. Jakob hat auch keine Hemmungen, den anrüchigen Kopp-Verlag als Quelle seines Wissens zu nennen. Unfreiwillig gibt der Schweizer damit erneut preis, dass er im politischen Spektrum rechts einzuordnen ist. Und sich auf eine drittklassige Quelle wie Kopp zu stützen, zeigt einmal mehr, wie anspruchslos Mobilfunkgegner sein können. Ein hierzulande unbekannter "David Gutierrez" soll das aalglatte Alarm-Video verantworten, das der Verlag anbietet. Und wahrscheinlich glaubt Herr Jakob noch immer, sein Link habe etwas mit der NTP-Studie zu tun.

Hese-Projekt verbreitet Wurstblatt-Journalismus
Heute legte dann "surfer" im hese-Forum nach. Der Teilnehmer verlinkte zuerst auf den "Welt"-Artikel, der tatsächlich die NTP-Studie zum Thema hat, hängt dann aber irrtümlich den Artikelausschnitt eines lokalen Wurstblattes an, in dem ein Hobby-Journalist sich darüber entrüstet, dass die EU die Pinkelgewohnheiten der Europäer erforschen lässt, während in USA (die unvermeidliche Sirene) Devra Davis verkünde: "Die Beweislage ist klar: Handys verursachen Hirntumore". Nanu, hatten wir das nicht gerade eben schon? Ja, genau, das Wurstblatt bringt textlich genau das gleiche wie das Alarm-Video des Kopp-Verlags. Das finde ich bemerkenswert. Wurstblatt-Hobby-Journalist "Peter Schneider" nennt in seinem Beitrag keine Quelle, möglicherweise ist diese Form des Hobby-Journalismus eine neue Spielart der gezielten Meinungsmodellierung mit Astroturfing. Von der NTP-Studie weiß Schreiber Schneider hingegen nichts zu berichten. Vermutlich wurde "surfer" von Reizworten wie Handy und Hirntumor verführt, Beides in einen Topf zu werfen.

Mobilfunkgegner, manipulierende
Mit wem man es bei Gigaherz und hese zu tun hat, zeigt das Beispiel "Chapman": Anfang Mai 2016 wurde bekannt, dass Chapman et al. in einer statistischen Analyse des Krebsgeschehens in Australien zu dem Schluss gekommen sind, Handys würden keine Kopftumoren verursachen. Doch weder Gigaherz noch hese weisen ihre Leser auf diese entwarnende Studie hin. Bei hese ist es sogar noch schlimmer: Die Chapman-Studie wird verschwiegen, wenn aber die finnische Lichtfigur der Szene, Dariusz Leszczynski gegen Chapman zu Felde zieht, dann steht hese sofort auf dem Trittbrett und fährt mit. Aus meiner Sicht ein schöner Beleg für den unbedingten Willen zur Desinformation, mit der das halb- oder dreivierteltote Projekt sich in der Szene behaupten will. Diese Form der Manipulation ist in der Szene keineswegs neu und hese/gigaherz sind auch nicht die einzigen, dieser üble Trick ist unter Mobilfunkgegnern nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Für das IZgMF war das schon vor rund zehn Jahren mit ein Grund, nicht länger mit diesen Wölfen zu heulen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Täuschung, Manipulation, Trick, Astroturfing, Hobby-Journalist, Hofbericht


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