Dosimetrie: Kinder kriegen tatsächlich mehr ab (Allgemein)

Doris @, Samstag, 18.04.2009, 23:22 (vor 5719 Tagen) @ H. Lamarr

Andererseits zeigen die Ergebnisse aber auch, dass v. a. bei jüngeren Kindern im Vergleich zum Erwachsenen in bestimmten Regionen des Gehirns höhere Energieabsorptionen auftreten können. Diese vergleichsweise höheren Belastungen gehen auf die unterschiedlichen anatomischen Gegebenheiten und die geringeren Abstände zwischen Strahlenquelle und Zielstruktur zurück und – mit Ausnahme des Knochenmarks – nicht auf altersabhängige Gewebeeigenschaften. Die Frage, ob diese Unterschiede gesundheitsrelevante Auswirkungen haben, kann diese rein dosimetrische Studie nicht beantworten.

Das ist in der kompletten Studie übrigens so ausgeführt

Größere altersbedingte Veränderungen wurden bei der Belastung einzelner Gewebe und Hirnregionen festgestellt. Diese können sowohl tiefer im Gehirn liegende Gebiete als auch seine Oberfläche und das Knochenmark betreffen. Im einzelnen sind folgende Aussagen möglich:
• Die Belastung tief im Gehirn liegender Regionen (z. B. Hippocampus und Hypothalamus)kann bei jungen Kindern um mehr als einen Faktor zwei höher liegen als bei Erwachsenen.
Dies muß bei Studien zu nichtthermischen Effekten [5, 6, 7, 8] besonders berücksichtigt (Hervorhebung durch mich, s.u.)
werden. Liegt das Maximum der Peak Spatial Average SAR des Gehirngewebes in der Nähe des Maximums der über alle Gewebe gemittelten SAR, kann dieser in der Größenordnung der für das Telefon bestimmten SAR liegen. Ein Überschreiten des Grenzwertes ist aber sehr unwahrscheinlich.
• Auf Grund der mit dem Alter starken Abnahme der elektrischen Leitfähigkeit des Knochenmarks kann die Belastung dieses Gewebes bei Kindern um einen Faktor zehn höher liegen als bei Erwachsenen. Ein direkter Vergleich mit der Peak Spatial Average SAR erscheint auf Grund des würfelförmigen Mittelungsvolumens schwierig, wenn nur Knochenmarksgewebe berücksichtigt werden soll.
• Die Belastung des Auges ist bei Kindern ebenfalls deutlich höher als bei Erwachsenen. Da die Belastung des Auges durch Mobiltelefone allgemein sehr niedrig ist, stellt dies im Hinblick auf thermische Effkete kein Problem dar.
• Oberflächennahe Regionen des Gehirns können auf Grund ihrer unterschiedlichen relativen Lage im Verhältnis zum Ohr bei Erwachsenen und Kindern verschieden stark belastet werden. Für die Peak Spatial Average SAR im Kleinhirn wurden bei Kinderkopfmodellen mehr als doppelt so hohe Werte wie bei Erwachsenen ermittelt. Diese Unterschiede hängen jedoch stark von der Stromverteilung auf dem Telefon ab.

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Hier wird mal wieder auf Studien zu nichtthermischen Effekten hingewiesen und das obwohl die Kritiker der Bevölkerung ja immer wieder zu verstehen geben, dass der Knackpunkt der Nichtanerkennung der Schädlichkeit im Abstreiten von nichtthermischen Effekten liegt.

Auf folgende Studien wird übrigens Bezug genommen.

(5)Reto Huber, Valerie Treyer, Jürgen Schuderer, Thomas Berthold, Alexander Buck, Niels
Kuster, Hans-Peter Landolt, and Peter Achermann, “Exposure to pulse-modulated radio
frequency electromagnetic fields affects regional cerebral blood flow”, European Journal of
Neuroscience, vol. 21, no. 4, pp. 1000–1006, February 2005

(6)Sabine J. Regel, Gilberte Tinguely, Jürgen Schuderer, Martin Adam, Niels Kuster, Hans-
Peter Landolt, and Peter Achermann, “Pulsed radio-frequency electromagnetic fields: Dosedependent
effects on sleep, the sleep EEG and cognitive performance”, Journal of Sleep
Research, vol. 15, no. s1, pp. 171, September 2006.

(7)Sabine J. Regel, Julie M. Gottselig, Jürgen Schuderer, Gilberte Tinguely, Julia V. R´etey,
Niels Kuster, Hans-Peter Landolt, and Peter Achermann, “Pulsed radio frequency radiation
affects cognitive performance and the waking electroencephalogram”, Neuroreport, vol. 18,
no. 8, pp. 803–807, May 2007.

(8)Sabine J. Regel, Gilberte Tinguely, J¨urgen Schuderer, Martin Adam, Niels Kuster, Hans-
Peter Landolt, and Peter Achermann, “Pulsed radio-frequency electromagnetic fields: Dosedependent
effects on sleep, the sleep EEG and cognitive performance”, Journal of Sleep
Research, vol. 16, no. 3, pp. 253–258, September 2007.

Es wurden 3 verschiedene Mobiltelefone, mit jeweils unterschiedlichen Antennen verwendet und auch die unterschiedliche Positionierung am Ohr wurde bewertet.
Dies macht auch deutlich, wieviele Faktoren zugrundegelegt werden müssen, und dass selbst Handynutzung nichts Einheitliches und Eindeutiges ist.

Wie genau "jüngere Kinder" definiert sind, ist für mich nicht klar ersichtlich, da ich die unzähligen Tabellen auch nicht richtig deuten kann.
Da die Modelle bei kleinen Kindern auf 3- und 6-jährige Kinder bezogen sind, ist es zumindest so, dass diese Altersgruppe nun mal nicht die Hauptelefonierer sind und Eltern doch hoffentlich bei Kindern dieser Altersgruppe noch "Hirn" walten lassen.
So bietet diese Arbeit zwar durchaus interessante Aussagen, aber "Gefahr im Verzug" bedeutet es auch nicht.


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