Dosimetrie: Kinder kriegen tatsächlich mehr ab (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 19.04.2009, 00:37 (vor 5719 Tagen) @ Doris

Hier wird mal wieder auf Studien zu nichtthermischen Effekten hingewiesen und das obwohl die Kritiker der Bevölkerung ja immer wieder zu verstehen geben, dass der Knackpunkt der Nichtanerkennung der Schädlichkeit im Abstreiten von nichtthermischen Effekten liegt.

Stimmt, dieses Abstreiten kenne ich von meinen Anfangstagen her. Dabei ist es gar kein Abstreiten, sondern es wird lediglich behauptet, dass nichtthermische Effekte abgestritten würden. Den Unsinn, der hier mit drinsteckt, kennen wir von den ES, wenn es heißt, die ES würden so oder so reagieren. Dann wird zu Recht eingewendet, D I E ES gäbe es nicht. Ja mei, und ebensowenig gibt es D I E Abstreiter nichthermischer Effekte. Mag ja sein, dass irgendein unerfahrener Umweltreferent eines Betreibers dies tatsächlich einmal abgestritten hat. Na und?! Das ist wurscht, maßgebend ist in aller Regel nicht, was ein einzelner für Erkenntnisse hat, sondern was von diesen Erkenntnissen den Weg in den wissenschaftlich breiten Konsens findet. Und bei den Wissenschaftlern werden nichtthermische Effekte eben nicht unisono abgestritten, sondern seit langem untersucht.

Außerdem fällt mir bei der Abstreiter-Story dasselbe auf, wie bei anderen Dauerbrennern der Kritiker. Der Ursprung so einer Behauptung geht meist auf ganz wenige vielleicht sogar einzelne Personen zurück, die schon seit zehn Jahren und länger "richtungsweisend" sind. Der Baubiologe Maes ist so eine Person oder Sigi Zwerenz. Da verselbständigt sich dann eine Einzelmeinung durch endloses Kolportieren in Drucksachen, Faxverteilern, Webseiten, Rundmails und Presseberichten - in sagen wir mal zwei drei Jahren - zum Allgemeingut, das jeder nachplappert, aber nur einer weiß, wo es eigentlich genau her kommt.

So bietet diese Arbeit zwar durchaus interessante Aussagen, aber "Gefahr im Verzug" bedeutet es auch nicht.

Sollten sich die Hinweise verdichten, dass langjähriger intensiver Gebrauch von Handys den grauen Zellen massiv schaden kann (Interphone), dann gilt diese Erkenntnis zunächst für Erwachsene, die in ihrer Kindheit kein Handy benutzten, weil es noch keine gab. Bei dem Gedanken, dass die Interphone-Signale durch weitere (bessere) Studien bestätigt werden, macht mir die Erkenntnis dann schon Sorge, dass Kinderhirne doppelt so viel abkriegen wie Erwachsenenhirne. Denn dies würde bedeuten, die Wissenschaft könnten Leuten eine kommende Tumorwelle vorhersagen, wobei die Leute nicht teilnahmslose Beobachter sind, sondern selbst Betroffene, denn häufige Handytelefonate in jungen Jahren lassen sich eben nicht rückgängig machen. Vielleicht wird es so klarer was ich sagen will: Es geht Ihnen noch prächtig, aber Sie haben als junge Frau in einem Asbestplatten-Werk an der Säge gestanden. Und dann kommt vor Ihren Augen nach und nach raus, dass Asbest Lungenkrebs auslöst. Dann fängt bei Ihnen das bange Warten an und die Besuche beim Arzt werden seltener, er könnte ja etwas finden ... Wegen der irrsinnig großen Anzahl der Handynutzer wären die Asbestkranken nur ein schwacher Schatten der Handykranken.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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