Kurzwellensender Schwarzenburg: Jakobs Weg (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 16.01.2022, 19:04 (vor 1052 Tagen) @ H. Lamarr

Der Schweizer Filmemacher Daniel Näf hat über die Geschichte des Ringens um die Stilllegung des Kurzwellensenders Schwarzenburg einen Film von rd. 60 Minuten Dauer angefertigt ("Die unsichtbare Bedrohung"). Gigaherz-Jakob erkennt in dem Film eine Dokumentation, Näf sieht darin eine Realisation. Wahrscheinlich ist dies der Grund dafür, warum der Streifen unter den vielen Dokumentationen Näfs nicht zu finden ist, sondern exklusiv hier zu betrachten ist.

Handwerklich gibt es an der Realisation, die in der verlinkten Fassung mit deutschen Untertiteln versehen ist, nichts auszusetzen. Inhaltlich hingegen schon, denn der Streifen wirkt wie ein Film, den Gigaherz-Präsident Jakob bei Näf in Auftrag gegeben hat. Heißt im Klartext: Die Widerstandsbewegung wird glorifiziert dargestellt, auf Gegenstimmen, z.B. eine wissenschaftliche Retroperspektive, wartet man vergeblich. Ab Minute 21:30 wird auch das anrührende Märchen von der geschundenen Gibelegg erzählt. Und Ex-Elektriker Jakob, der im Film als Elektroingenieur FH vorgestellt wird, darf unwidersprochen behaupten, die Zirbeldrüse im Hirn eines Menschen würde elektromagnetische Wellen so wahrnehmen, wie unsere Augen Tageslicht. Deshalb sei unter EMF-Einwirkung die Melatoninproduktion in der Drüse und infolgedessen der Schlaf gestört. Jakob verwechselt hier Mutmaßungen von Wissenschaftlern um die Jahrtausendwende mit erwiesenen Tatsachen. Zum Suchbegriff "Zirbeldrüse Melatonin Schlaf" liefert das EMF-Portal für den Mobilfunkfrequenzbereich lediglich einen einzigen Artikel aus dem Jahr 2002, der Jakobs Behauptung in keiner Weise stützt. Dies zu recherchieren dauerte keine fünf Minuten und es erklärt exemplarisch, warum Näf sein Werk nicht auf seiner eigenen Website haben möchte: Er müsste um seinen guten Ruf fürchten.

Nett ist auch Jakobs Hinweis, Melatonin sei früher aus menschlichen Leichen gewonnen worden. Die Quellenlage dazu ist äußerst dünn und geht auf einen FAZ-Artikel vom 29. November 1995 zurück, der hier gegen Zahlung von 3 Euro noch heute zu haben ist. Wie üblich, wurde dieser Artikel mehrfach kolportiert, u.a. vom Ärzte-Telegramm 01/1996. Bemerkenswert: Immer auf eindrückliche Details bedacht, hat Gigaherz-Jakob den makaberen Hinweis sogar noch rd. 26 Jahre später für sein Publikum zur Hand.

Hintergrund
Sein Kampf: Gigaherz-Jakob setzt sich Film-Denkmal

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Jakob, Kinderpost, Melatonin, Kurzwellensender, Näf, Telegramm


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