Das Achte Gebot für Tabaklobbyisten: Du sollst nicht ... (Allgemein)

Sektor3, Donnerstag, 13.09.2012, 11:50 (vor 4456 Tagen) @ H. Lamarr

Fakt ist also: Der Richter William Alsup hat zwar sehr wohl geschrieben "Der Eindruck insgesamt ist, dass Mobiltelefone gefährlich sind und es irgendwie geschafft haben, regulatorischen Prozessen zu entgehen", doch nicht etwa als seine eigene Ansicht, sondern als den von ihm als unwahr bezeichneten Eindruck, den das von ihm abgelehnte Faktenblatt erzeugt. Diesen Sachverhalt verdreht Prof. Adlkofer durch Kürzung komplett ins Gegenteil und schanzt so die Aussage William Alsup zu (er habe "sich geäußert").
Das wiederum sehe ich als eine weitere und zudem besonders freche Zitatverfälschung an. Denn immerhin geht es um die Aussage eines Gerichtsurteils bzw. eines amerikanischen Richters, die Prof. Adlkofer da für seine Zwecke umformt und mißbraucht, nachdem er einen tendenziösen Boulevardartikel als Basis für seine "Experten"aussage genommen hat.

Diese exzellente Zitatverfälschung hat jetzt im Laborjounal ein mediales Nachspiel gefunden:

Das Achte Gebot

Warum sorgen Sie sich um ein amerikanisches Gericht, wenn Prof. Adlkofer mit sehr freien Interpretationen der Wahrheit bis in die Gesetzgebung des Bundestags kommt?

Das Laborjournal-Editorial streift diesen Vorgang von 1997/98, ohne auf die Bundestagsgeschichte selbst einzugehen: "Adlkofer schrieb am Ende eines Leserbriefs in der Zeitschrift Circulation: „Asked for a possible conflict of interest, I declare categorically that I am not in any way, financially, economically, or otherwise, linked to the cigarette industry."" (Tatsächlich war die Tabakindustrie mindestens bis ins Jahr 2000 stolz darauf, Adlkofers Stiftung VERUM zu finanzieren)

Als Prof. Adlkofer den Pro-Passivrauchen Leserbrief schrieb, beriet der Gesundheitsausschuss des Bundestags über ein Nichtraucherschutzgesetz - und Prof. Adlkofer beriet fleißig mit. Nichtraucher-Info berichtete: "Bei der Anhörung des Gesundheitsausschusses zum Nichtraucherschutz-Gesetz hatte er als wissenschaftlichen Beleg dafür, daß die Ergebnisse von Studien über die Gesundheitsschädlichkeit des Passivrauchens umstritten und fragwürdig sind, angeführt, daß die Zeitschrift Circulation, das Organ der amerikanischen Herz-Gesellschaft, seine Zuschrift veröffentlichen wolle (was kurz darauf auch geschehen ist)."

Im Februar 1998 lehnte der Bundestag das Nichtraucherschutzgesetz schließlich ab, nachdem die Neu-Klassifizierung des Passivrauchens durch die MAK-Kommission nicht wie vorgesehen im Januar 1998 erfolgt war, sondern auf Sommer 1998 verschoben wurde. Die Tabakindustrie schrieb darüber intern:

"Germany is under the ETS gun. On January 29 th there was supposed to be a vote in the MAK Commission to change the classification of ETS to a "known human carcinogen."
However, through new data submitted by the VdC and the influence of Adlkofer, the vote was post poned until June. Meanwhile, there will be a vote in the German Parlimentearly in February on whether or not new laws on public smoking are necessary."

Tags:
Lobbyarbeit, Tabakindustrie, Adlkofer, Verum, Passivrauchen, Tabak-Library, Alsup, MAK-Kommission


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