Tantal (Allgemein)

Kuddel, Sonntag, 31.01.2010, 10:47 (vor 5413 Tagen) @ Kuddel
bearbeitet von Kuddel, Sonntag, 31.01.2010, 11:11

Die widersprüchlichen Zahlen bezüglich der Tantal-Fördermengen sind schon interessant:

Mobilfunkkritische Seiten greifendas Thema regelmäßig auf:

"ECO-World" schreibt 2001: "Blutige" Handys aus dem Kongo

Seit 1998 tobt einer der verheerendsten Kriege der Weltgeschichte im Kongo.
Vor allem die Computer- und Handy-Industrie profitiert davon.


Im "Umweltbrief 2002" steht:

Aus Blut gemacht - Tantal oder die andere Seite der digitalen Revolution


Auch Gigaherz schreibt 2004:

Kids töten Kinder
Im neuen Schwarzbuch über Markenfirmen von Klaus Werner und Hans Weiss (ISBN-Nummer 3-216-30715-8) schreiben die Autoren im Kapitel Tantalusqualen für Handys:
"Um westliche Elektronikfirmen und den Bayer-Konzern mit einem wertvollen Metall beliefern zu können, schuften in Kongolesischen Minen Männer, Frauen und Kinder. Tausende sterben für das Coltan-Erz, das dazu beiträgt, den "Ersten Weltkrieg Afrikas" zu finanzieren."

"Um Elektronikfirmen beliefern zu können " ist gut.
Laut Wikipedia verhält es sich so:

Bis zu 2000 Dollar im Monat können so einzelne Schürfer verdienen, in einem Land, in dem das durchschnittliche Jahreseinkommen laut Weltbank bei 80 Dollar liegt.


Übrigens scheint das erwähnte "Schwarzbuch" (erstmals erschienen 2003, weitere Auflagen in 2006, 2010) die ursprüngliche Quelle der "80%" und des Zusammenhangs Tantal <=> Bürgerkrieg Kongo zu sein.

Wirtschaftsseiten zeigen folgendes, -auf den ersten Blick widersprüchliches- Bild:

In 2005 verkauft EPCOS (ein Bauteilehersteller) sein Tantalkondensatorgeschäft, weil es unprofitabel ist

In 2009 steht in der "Rohstoff-Woche":

.. Des Weiteren importierte die USA 2006 900 Tonnen Tantal, vornehmlich aus Australien (54%), Kanada (11%), China (8%) und Japan (6%). Zum Vergleich: die gesamte Weltproduktion lag 2006 bei 60.000 Tonnen Niob und 1.300 Tonnen Tantal.

Im Minerailenatlas steht:

Die Jahresweltproduktion betrug 2006 etwa 1290 Tonnen (Australien: 57%, Brasilien 20%, Kanada 5.4%)
Um (aus politischen Gründen) sicheren Herkunftsnachweis (ähnlich wie bei "Blut-Diamanten") für das in der Computertechnik (z.B. Kondensatoren) wichtige Coltan-Erz führen zu können wurde an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ein chemisches Fingerprintverfahren mit Altersdatierung und entsprechenden Signaturen-Datenbanken eingeführt.

Ob dieser widersprüchlichen Zahlen könnte dieser Artikel erhellend sein:

A key issue is the continuing supply of low-cost columbite-tantalite (coltan) mined in Central Africa, mostly illegally, and sold to fund rebel militias. The major processors will not knowingly buy such material and almost all of it goes to China.
The availability of large and growing quantities of cheap tantalum, at a time when global demand for consumer electronics is down and processors are holding substantial raw material stocks, has, however, placed the conventional tantalum industry under great pressure.

Aha !
Der Coltan-Abbau ist im Kongo am "billigsten"
Westliche Firmen verzichten seit Jahren aus ethischen Gründen auf Coltan aus dem Kongo..
Den Chinesen ist es völlig wurscht (Prinzip der nicht Einmischung in Politik anderer Länder)
Folge ist:

Unable to win the large increase in prices it needed to be economic, the world's largest primary producer suspended mining operations in late 2008.

=> Ethisches Verhalten zahlt sich nicht aus.
=> Das Geschäft machen daher die Chinesen
=> Es gibt Alternativen, diese sind jedoch der billig -Konkurenz aus China (welche Ihr Tantal aus dem Kongo beziehen) nicht gewachsen.

=> "Blutige" Handys aus dem Kongo ist maßlos übertrieben:
- Es gibt Alternativen zum Tantal aus dem Kongo, aber die China-Rohstoffpolitik verhindert es
- Tantal ist für die Funktion von Handy's gar nicht unbedingt notwendig


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