Jammern hin, besser machen her - Teil1 (Elektrosensibilität)

Siegfried Zwerenz, Sonntag, 09.11.2008, 20:07 (vor 5862 Tagen) @ H. Lamarr

Sehr geehrter Herr Spatenpauli,

viele von den Mobilfunkkritikern haben geglaubt, dass man mit dem DMF einen Teilerfolg errungen hätte. Endlich werden die Bedenken ernst genommen und es wird unabhängig geforscht.

Ich hatte zumindest damals noch nicht gewusst, dass die unabhängige Forschung daraus besteht, Personalkosten abzudecken und sich mit seinem Institut oder Fachbereich irgendwie in die Zukunft durchzuwursteln. Andere Institute werden eher als Wettbewerb angesehen. Dadurch ist ein interdisziplinärer Ansatz quasi unmöglich oder muss als „Ordere di Mufti“ von übergeordneter Stelle angeordnet werden.

Es wird zwanghaft versucht, die noch irgendwie funktionierende Institutsausstattung zu applizieren, auch wenn sie nicht optimal für die Untersuchungen geeignet ist. Meiner Meinung nach wird heutzutage, bis auf wenige Ausnahmen, der technische Fortschritt in Forschungslaboren der Industrie generiert. Bei diesen besteht eine ausgewogene Mischung zwischen dem Personal und der technischen und logistischen Ausstattung des Forschungslabors. Es sind auch engagierte Mitarbeiter vorhanden, die nicht in absehbarer Zeit das Forschungslabor wieder verlassen und sich somit mit der vorhandenen Technik bestens auskennen.

Das Problem mit diesen industriellen Forschungslaboratorien ist jedoch, dass sie nicht unabhängig sind. Viele Ergebnisse können somit einfach in Aktenordner verschwinden.

Diese reale Entwicklung war schon vor mehr als zwei Jahren abzusehen und hat mich und die Bürgerwelle zu einem Strategiewechsel bewogen. Der Zeitaufwand für unsere regulären Tätigkeiten wurden zurückgefahren, dafür haben wir mehr Zeit Investiert, uns strategisch für die Zeit nach dem DMF aufzustellen. Es zeichnete sich damals schon der Kern der Problematik ab und es war abzusehen, dass die Ergebnisse unbrauchbar sein werden.

Leute, die mich kennen, wissen, dass es nicht meine Art ist, vor mich hin zu jammern. Auch ist es für mich nur zweitrangig an den Arbeiten der anderen herumzumäkeln. Ich könnte nun Studie für Studie auf Fehler und unsinnige Schlüsse hin zu untersuchen. Warum ist dies herausgekommen, warum unterschlägt Herr Silny systematisch in den Auswertungen interessante Ergebnisse, indem er einfach die Fragestellung günstig wählt ...
Einige der Studien des DMF werde ich aber schon überprüfen und die Ergebnisse veröffentlichen.

Das Problem ist, wenn ich damit in einem oder zwei Jahren fertig bin, stehen wir wieder am Anfang und sind mit der eigentlichen Erkenntnis über die Auswirkungen von Elektrosmog keinen Schritt weiter.


Die Bürgerwelle hat sich für ein anderes Vorgehen entschieden. In der Analyse haben wir festgestellt, dass wir die unabhängige Forschung auch selbst leisten können. Die Personalkosten fallen bei uns nicht an, da die Mitarbeiter ehrenamtlich tätig sind. Die motivierten jungen Leute stehen uns genauso zur Verfügung wie den Hochschulen.

Also haben wir uns mit unserem Wissen auf die Suche nach erfolgversprechenden Themen und Studiendesigns gemacht. In einem ersten Schritt habe ich die unterschiedlichsten Signalformen in Bezug auf Anomalien, d.h. die angebliche Häufung von Beschwerden, die draußen auftraten (z.B. Oberammergau)untersucht. Dann habe ich die Signale mit anderen Orten verglichen und versucht, Besonderheiten herauszuarbeiten.

Eines der Ergebnisse, den Kammfiltereffekt von Funkwellen in geschlossenen Räumen, habe ich mit dem ersten Posting vorgestellt. Es ist zumindest bezüglich der Frequenzzerlegung in Räumen interessant und ich hatte es in der Literatur so bisher nicht gefunden. Ich habe dann noch viele andere Signale im Detail untersucht und Besonderheiten dokumentiert. Diese Signale werde ich vermutlich auch später zur Diskussion stellen, da man sich nie sicher sein kann, dass man bei seinen Überlegungen keinen Fehler macht.

Haben diese signaltheoretischen Analysen Bestand, wie es sich für den hochfrequenten Kammfiltereffekt abzeichnet, dann werde ich alles übersichtlich dokumentieren und wie die Formelsammlung für die Hochfrequenztechnik (bisher die kompakteste Zusammenfassung mMn.) auf unserer Homepage zur Verfügung stellen. Das spart anderen viel Zeit, diese Mosaiksteinchen wieder zusammen zu tragen.

In einer zweiten Phase haben wir ein Studiendesign entworfen, um den Einfluss dieser speziellen Signalformen und Signalkombinationen auf Menschen zu untersuchen. Dabei haben wir uns in einem ersten Schritt auf elektrosensible Personen beschränkt, da bei diesen ein schnellerer und deutlicherer Erfolg ohne viel statistische Rechnerei zu vermuten war.

Gestartet haben wir mit Arbiträrgeneratoren, dann mit Mehrquellen-Generatoren usw. Man kann sich am Anfang gar nicht vorstellen, wie schwierig es ist, Signalgeneratoren miteinander zu verknüpfen. Einfaches Zusammenschalten mit einem Leistungskombinierer geht nicht, da jeder Generator sein Ausgangssignal mit einem Breitbanddetektor überwacht. Sieht der eine Generator nun das Signal vom anderen Generator, so glaubt er, dass sein eigenes Signal nicht stimmt und regelt ständig herum.

Das Problem wurde schon sehr kompliziert, wenn man nur einen Funkdienst halbwegs realistisch nachbilden wollte. Ein reales Szenario der echten Strahlungssituation mit allen Parametern, die auf die Menschen einwirken zu generieren, erwies sich als nahezu unmöglich. Das hatten Sie, glaube ich, auch schon einmal in einem Posting festgestellt. Irgendwo habe ich bei Ihnen gelesen, dass sie einen Basisstationssimulator haben. Das ist interessant! Was für ein Modell ist das und wo haben Sie es her?

Die Suche nach einer biologischen Wirkung unter Verwendung von Signalgeneratoren gestaltete sich als reine Sissyphusarbeit. Selbst wenn man wenig Signale verwendet, gibt es unendlich viele Kombinationen, die man betrachten kann. Wählt man irgend etwas aus, so kann man sich nie sicher sein, ob man überhaupt eine Chance hat, irgend etwas festzustellen.

Diese Vorgehensweise kann man mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen vergleichen. Realistisch ist nicht mit einem reproduzierbarem Ergebnis zu rechnen. Stellt man zusätzlich die Hypothese auf, dass jeder sehr individuell reagiert und das auf Pegel sowie den Mix der Signale, so ist dem Design mit Generatoren kein nahe liegender Erfolg beschieden.

Anders wäre es sicherlich, wenn man ein Wirkmodell hätte. Dann könnte man gezielt einen Frequenz-Signal-Mix mit entsprechenden Pegeln kreieren. Aber dieses Modell, das man dahingehend auswerten kann, ist mir nicht bekannt. Allerdings hoffe ich, dass ich zumindest ein wahrscheinliches Modell im Laufe der Zeit generieren kann, wenn mir mehr Informationen vorliegen.

Aber kurzum ist es in der Technik manchmal so, dass eine gute und einfache Lösung des optimalen Studiendesigns manchmal ganz nahe liegt. Da wir heute ja nicht mehr untersuchen müssen, was passieren würde, wenn ein neuer Funkdienst eingeführt wird, haben wir die entsprechenden realistischen Mischsignale an den meisten Orten bereits vorliegen, und das auch noch in einem absolut realistischen Mix.

Bitte weiterlesen bei Teil2


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