Green Youngster Award: "Jugend forscht light" an Bienen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 26.02.2017, 11:55 (vor 2846 Tagen)

Fünf Schüler (14 bis 17 Jahre) aus Kassel haben vergangenes Jahr die Auswirkung elektromagnetischer Felder eines Smartphones auf Bienen erforscht. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist zwar nicht bekannt, dennoch haben die Jungs bereits einen Nachwuchspreis gewonnen, den sogenannten WWF Galileo Green Youngster Award. Diverse Informationen über das Schülerexperiment gibt es hier (englisch) und dort (deutsch).

Die Arbeit der Schüler finde ich in Ordnung, mit dem Award (Preis), von dem ich zuvor noch nie etwas gehört habe, sieht es etwas anders aus. Das fängt an mit der Öffentlichkeitsarbeit, die ich für wirr und unprofessionell halte, die "Show" scheint wichtiger zu sein als das Forschungsprojekt. Die Erklärung dafür ist schnell gefunden: An dem Award hat der private TV-Sender ProSiebenSat.1 offenkundig Rechte, am 12. Mai 2017 werden in Berlin die "GreenTec Awards" mit dem inzwischen üblichen Pomp verliehen, um ein Ereignis der TV-Nation als "elefantös wichtig" nahe zu bringen. Die TV-Live-Übertragung auf einem Privatsender ist selbstredend inbegriffen. Forschung als kommerziell ausgeschlachtetes TV-Spektakel im Stil von "Deutschland sucht den Superforscher", wahrscheinlich geht es im Hintergrund um Geld und Einfluss.

Die "GreenTec Awards" werden von ProSiebenSat.1 als "weltweit größter Umweltpreis" gelobt, seit 2013 will sich der Sender dafür engagieren, geben tut es diesen Preis seit 2008. Und der Preis mit der sperrig-werblichen Bezeichnung "WWF Galileo Green Youngster Award" ist nichts anderes als die Schülerkategorie der "GreenTec Awards". Im Gegensatz zu den Großen geht es bei den Kleinen jedoch leicht anders zu, die Entscheidung wer gewinnt wird allein online getroffen (bei den ausgewachsenen Forschern entscheidet zusätzlich eine Jury). Doch wer sich als eingeschworener Mobilfunkgegner jetzt darauf freut, dem Bienenprojekt seine kompetente Stimme zu geben, wird abgebügelt: Die Online-Abstimmung ist bereits Geschichte, sie fand zwischen 28. November 2016 und 6. Januar 2017 statt, meiner Wahrnehmung nach unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Befremdlich finde ich, was eine gewisse Nadine Schmidt auf dem Portal Newsgreen über das Bienenexperiment der Schüler ganz unbekümmert zu berichten weiß:

Auch wenn ein Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Bienensterben noch nicht final bewiesen werden konnte, so ergaben sich nach den bisherigen Beobachtungen sichtbare Korrelationen.

Noch nicht final bewiesen? Wie bitte? Da ist überhaupt nichts bewiesen, kein seriöser Wissenschaftler hat je über einen Kausalzusammenhang zwischen EMF und Bienensterben publiziert, das Thema wird allein unter Spinnern und Außenseitern hoch gehandelt. Wie aber kommt Frau Schmidt dennoch dazu, ihre Behauptung in die Welt zu setzen? Nun, die Erklärung ist einfach: Frau Schmidt ist für die Pressearbeit der "GreenTec Awards" verantwortlich, Klappern ist integraler Bestandteil ihres Handwerks :-).

Doch wenn es dumm läuft für den WWF Galileo Green Youngster Award, finden die fünf Jungs bis Mai 2017 nichts Spektakuläres mit ihrem Bienenexperiment. Dann wäre die K... am dampfen, denn Preisträger, die nichts gefunden haben, dies wäre der Öffentlichkeit nur schlecht zu vermitteln. Allein aus dieser Überlegung heraus lässt sich annehmen, dass wir am 12. Mai von ProSiebenSat.1 mit Sicherheit etwas Aufregendes serviert bekommen, was Mobilfunkgegner entzücken wird, es dürfte sich aber lohnen, genau hinzuhören und hinzuschauen, was uns da aufgetischt wird.

Hintergrund
Bienen und Elektrosmog

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Bienensterben, Award


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