Richtigstellungen (Allgemein)

Alexander Lerchl @, Mittwoch, 19.05.2010, 17:24 (vor 5313 Tagen) @ Doris

So ganz verstehe ich die Sache zwar (noch) nicht, da ich im Moment einfach auch nicht die Zeit habe, mich intensiv damit auseinanderzusetzen. Deshalb stelle ich jetzt einfach nur die Seiten ein und dann werden wir ja sehen, ob die Kritik berechtigt ist.

In diesem 10-seitigen Brennpunkt ist die Kritik der DF an der Interphone Studie zusammengefasst und spricht am Schluss von einem zensierten Ergebnis.

Es geht um die nicht glaubwürdigen Daten, die aus der Gesamtbewertung herausgenommen wurden und die laut DF die Gesamtbewertung in Richtung "ungefährlich" rücken.

Es wurden im Hauptdokument ALLE Daten analysiert und KEINE Daten herausgenommen! Bei den (laut Autoren) nicht glaubwürdigen Daten ("There is reasonable doubt about the credibility of such reports"), die dennoch mit in die Analyse eingingen, handelt es sich um Gliom-Patienten, die in 38 Fällen (Kontrollen (Gesunde): 22) angaben, mehr als 5 Stunden täglich telefoniert zu haben. 10 Gliom-Patienten gaben an, länger als 12 Stunden täglich telefoniert zu haben (Kontrollen: 0). Wenn man diese Daten rauswirft, ergibt sich eine Erniedrigung des OR-Wertes von 1.40 auf 1.27, die nicht mehr von 1 signifikant verschieden ist (95% CI: 0.92 - 1.74). Diesen Effekt haben die Autoren sorgfältig dokumentiert und diskutiert, aber nochmal: es sind keine Daten gelöscht oder zensiert worden.

Christopher Schrader von der SZ hat das mit den unglaubwürdigen Daten sehr offen, frei von jedem Munkeln und Raunen in seinem wirklich lesenswerten Bericht dargestellt.

...

Es geht um den sog. Appendix 2, der nicht Bestandteil der Studie sein soll, sondern extra heruntergeladen werden muss. In diesem sind die Daten der unglaublichen Exzessivtelefonierer erhalten und geben ein anderes Bild ab.

Nein, das stimmt nicht. Im Appendix 2 (das ist der Link zum Appendix 2) wurde eine andere Art der Analyse vorgenommen, und zwar wurde die Bezugsgruppe umdefiniert. Diese war in der eigentlichen Veröffentlichung die der Nicht-Nutzer, im Appendix 2 waren es die in der 2. (von 10) Gruppe, also die "Sehr-Wenig-Nutzer". Dies ist deshalb gemacht worden, um den "downward-bias" auszuschließen, also die biologisch nicht plausiblen geringen OR-Werte der Nutzer insgesamt. Das erbrachte dann den Hinweis auf ein erhöhtes Risiko in der höchsten Expositionsklasse (mehr als 1640 Stunden kumulativ).

ABER: Abgesehen von der nicht trivialen Problematik, die Referenzgruppe umzudefinieren, haben diese Ergebnisse eine neue Problematik verursacht, nämlich ein insgesamt sprunghaft angestiegenes Risiko für Gliome für Nutzungszeiten von 2-4 Jahren (OR 1.68), während sie für Nutzungszeiten von 5-9 Jahren demgegenüber geringer war (OR 1.54). Das alles ist biologisch nicht plausibel und verträgt sich auch nicht mit dem Fehlen eines Anstiegs der Gliomraten, wie die Autoren selbst einräumen. Es wurden auch noch weitere Argumente aufgeführt.

Dies lässt die DF u.a. zu dem abschließenden Fazit in ihrem Brennpunkt kommen, dass die Ergebnisse zensiert seien und nebenbei wird noch von zugetragenen massiven Gehirntumorfällen berichtet.

Ja, die Spitäler sind "zum Bersten voll mit Hirntumorfällen", wie DF schreibt. Die Fakten sprechen dagegen, aber da redet man bekanntlich gegen Gummiwände.

Über was ich mir noch nicht im Klaren bin, ob diese Kritik berechtigt ist, oder ob da von DF etwas aufgebauscht und dramatisiert wird, was von den Kritisierten ganz selbstverständlich selber offengelegt und auch erklärt wird.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig zur Klärung beitragen.

--
"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
Gehirntumor, Klarstellung, Gliom


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