Filzläuse ( VIII) Beugung des Grenzwertes (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 21.10.2006, 00:50 (vor 6630 Tagen) @ M. Hahn

Das war vor 1980 noch, glaube ich. Dann ging ein Gerücht: Waldmeister macht Krebs. Der skeptische Ossi war sich nicht sicher: Streuen die jetzt so ein Gerücht, weil der Rohstoff knapp wurde, oder stimmt das? Heute frage ich mich skeptisch: War da jemals überhaupt Waldmeister drin, oder nicht von Anfang an nur Chemie? Deklaration war seinerzeit sowieso gar nicht, gabs das da bei Ihnen eigentlich schon?

Deklarationspflicht in der BRD? Haben wir sowas? :-) Da habe ich damals nicht nach geschaut. Ich kann mich aber an einen DDR-Motorradpolizisten erinnern, der mir Mitte der 70er freudestrahlend ein Strafmandat wegen verkehrswidrigem Abbiegen aufgebrummt hat. 5 Ostmark wollte er dafür haben. Vorm Wegfahren hat er dann noch gesächselt: Was kost'n das bei euch drieben? Als ich was von 20 D-Mark murmelte fuhr, glaube ich, ein mit sich zufriedener Kommunist von dannen ...

Ach so, hab ich vergessen: Es ist wohl dasselbe Cumarin im Waldmeister wie im Zimt.

... und was sagt Ihre Leber dazu, vielleicht 'ne Fettleber?

Bleibt die -für mich- interessante Frage (Keks nochmal): Was hätte denn nun geschehen sollen statt der Verschleppungstaktik? Was soll denn nun auf so einem Beipackzettel stehen? Ich mein, dazu muss ich doch ne Meinung habe, bevor ich rumschimpfe. Wer das nicht zuende denkt, betreibt nur Heimchenfängerei.

Vorschlag für einen Aufkleber, der nach dem Kauf rückstandsfrei abzuziehen ist:

Dieses Zimtgebäck enthält Cumarin. Cumarin steht im Verdacht, ab einer gewissen Tagesdosis schwere Leberschäden zu verursachen. Kinder sind stärker gefährdet als Erwachsene (gewichtsabhängig). Bei dieser Packung wurde die erlaubte Cumarinmenge wegen technischer Probleme möglicherweise um das 40-fache überschritten. Wir empfehlen Ihnen deshalb, den Packungsinhalt nicht selbst zu verzehren, sondern an böse Schwiegermütter, gemeine Kollegen, ungerechte Vorgesetzte und treulose Ehepartner zu verfüttern. Vergessen Sie nicht, diesen Aufkleber nach dem Kauf der Packung sofort zu entfernen.

Das ist die Parallele zu so vielem. Sauerei, keiner sagt uns was, keiner fragt uns! Und wenn es dann heißt: Also bitte, wie hättest Du´s gern? Ähm, ehem, na sollen die doch sehen, die habens doch verbockt. Dann WIRD was gemacht, und das ist dann wieder Mist.

Ja ich denke schon, dass ich Sie verstanden habe. Meiner Meinung nach ist das Problem beim Cumarin nicht der Grenzwert samt beobachteter Grenzwertüberschreitung, sondern wie mit der Überschreitung von Seiten der Verantwortlichen umgegangen worden ist: Lustlos, fast widerwillig. Verbraucherschutz: Ich fürchte fast, die wollen Verbraucher nur deshalb schützen, damit die brav weiter konsumieren und Umsatz generieren. Okay, streichen Sie den letzten Satz, der ging unter die Gürtellinie. Was ich eigentlich sagen will ist: Das Theater um die Cumarin-Überschreitung haben diejenigen heraufbeschworen, die sich diese Grenzwertdefinition ausgedacht haben, die scheinbar klar ist, bei genauerem Hinsehen - Sie haben's oben gezeigt - jedoch mit Wenn & Aber behaftet ist. dadurch wird der Grenzwert auf eigenartige Weise interpretierbar und verhandelbar - etwas, was mMn nicht sein darf. Entweder ich habe eindeutige Instruktionen, was bei einer Grenzwertüberschreitung zu machen ist - in unserem Fall Ware aus den Regalen nehmen - oder es ist etwas faul an der Sache. Momentan habe ich eher den Eindruck, der Cumarin-Grenzwert ist eine unverbindliche Empfehlung deren Einhaltung noch nicht einmal einer freiwilligen Selbstverpflichtung unterliegt. Nicht gut fürs Vertrauen in die Staatsmacht.

Sicher wäre es angebracht, jetzt ihn mal zu fragen, warum gerade ein Schnitt von der niedrigsten Dosisleistung gezeigt wird.

Wäre nett, wenn Sie uns hier auf CC setzen könnten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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