Schutzgebiet: Bitte keinen Zoo mit ES-Insassen (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Freitag, 23.06.2006, 19:37 (vor 6748 Tagen) @ Fee

Was halten Sie eigentlich von Schutzgebieten für ES?

Obwohl ungefragt, möchte ich dennoch dazu etwas sagen.

Bislang hielt ich Schutzgebiete für ES für eine sinnvolle und gute Sache. Spontan bin ich jetzt aber der Meinung, dass Schutzgebiete für Elektrosensible eine ganz fatale Sackgasse wären und deshalb auf gar keinen Fall "offiziell" eingerichtet werden dürfen.

Begründung: Nehmen wir einmal an es käme zu solchen Schutzgebieten und die Betreiber würden sich dazu verpflichten, diesen Schutzgebieten dauerhaft Bestandsschutz zu gewähren (das meine ich mit offiziell). Dann wäre dies doch nichts anderes als die Reservate, die in Nordamerika den Indianern "großzügig" eingeräumt wurden. Elektrosensible würden damit auf den Status von Sonderlingen reduziert, die man in Gehege abschieben, beobachten und untersuchen könnte. Das Schlimmste aber wäre: Die vermeintliche Problemlösung Schutzgebiet würde voraussichlich alle weiteren Bemühungen nach echten Problemlösungen torpedieren - frei nach dem Motto: Nichts ist so dauerhaft wie ein Provisorium! Stecken wir alle ES doch einfach ins vorbereitete Ghetto und warten wir ab, bis sich das Problem von allein erledigt hat.

Nein danke, aus meiner Sicht hätten offiziell eingerichtete und amtlich anerkannte Schutzgebiete eine verheerende Signalwirkung. Gegen Rückzugsgebiete, die zufällig oder gezielt zur Erholung gefunden, heimlich (im Sinne von unauffällig) aufgesucht und per Mundpropaganda von einem ES zum nächsten weitergegeben werden ist selbstverständlich nichts einzuwenden, weil hier die schädliche Signalwirkung nicht zu befürchten ist.

Aus dem geschilderten Blickwinkel heraus müssen wir direkt froh sein, dass die Betreiber dem Projekt Funklochmühle von Ulrich Weiner den Bestandsschutz verwehrt haben. Sie haben damit die Chance verpasst, die Ghettoisierung der ES auf deren eigenen Wunsch hin einzuleiten. Das wäre ein schlauer strategischer Schachzug gewesen, denn die in die Falle tappenden ES hätten den Fehler a) voraussichtlich viel zu spät bemerkt und b) wären sie wegen ihrer Mitwirkung am Bau der Falle in arge Argumentationsnot gekommen. Schön, wenn die Verantwortlichen bei den Betreibern sich ob dieser verpassten Gelegenheit am liebsten in den Allerwertesten beißen möchten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Schutzzonen, Reservate, Funklochmühle


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