Haarschnitt einer "Elektrosensiblen" in fensterlosem Kammerl (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 02.04.2023, 13:07 (vor 609 Tagen) @ H. Lamarr

[...] Wie groß deren Hilfsbereitschaft ist, durfte die Freistädterin in den vergangenen Wochen bereits erfahren: „Meine Lieblingsfriseurin Karin hat mir die Haare geschnitten. Weil ich dabei in einem fensterlosen Kammerl saß und alle Anwesenden im Friseursalon ihre Smartphones extra wegen mir für eine Viertelstunde ausgeschaltet haben, war das möglich – einfach super!“

Ein Arzt aus dem Bezirk Freistadt hat sich bereit erklärt, Helga Reibenberger kostenlos alternativmedizinisch zu behandeln.

Und auch sonst erleichtern seit Bekanntwerden ihrer Geschichte verschiedene kleine Aufmerksamkeiten das Leben der Frau: „Im Gasthaus, wo ich mir immer mein Mittagessen abhole, wird jetzt netterweise drauf geschaut, dass ich nicht zu lange warten muss, weil ich die Strahlung dort so spüre. An der Kassa im Supermarkt haben mich Leute auch schon vorgelassen, damit ich zügig wieder aus dem Gebäude komme.“ [...]

Quelle: Boulevardmagazin Tips (Österreich) im Januar 2022
Jahr: 2022
Erzählerin: Susanne Überegger (Tips-Redaktion)

Kommentar: Ein Musterbeispiel für drögen Boulevardjournalismus, der nach Klicks giert und sich einen Teufel um den Wahrheitsgehalt und die soziale Schadwirkung der abgefragten Erzählungen schert. Tips strapazierte die Geschichte der "Elektrosensiblen" 2022 gleich zweimal, jedoch mit unterschiedlichen Redakteurinnen. Daher fallen Dopplungen nicht auf. In der Folge vom Januar 2022 hieß es: "Im Gasthaus, wo ich mir immer mein Mittagessen abhole, wird jetzt netterweise drauf geschaut, dass ich nicht zu lange warten muss, weil ich die Strahlung dort so spüre." Im Dezember 2022 dann wieder: "Das Mittagessen hole ich mir in Gasthäusern, dort kennt man mich schon und schaut, dass ich möglichst schnell wieder hinauskomme." So schlicht die beiden Storys auch sein mögen, sie sind nicht schlicht genug, um von überzeugten Mobilfunkgegnern nicht weiter verbreitet zu werden (Beispiel). Reibenberger zeigt so deutliche Parallelen zu dem deutschen Parade-EHS Ulrich Weiner, dass sie als Weiner-2.0-Ausgabe für Österreich gesehen werden kann.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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