Mevissen-Review für WHO: 14 Monate Peer-Review (Forschung)
Stuss verbreitet sich in der Anti-Mobilfunk-Szene wie warme Semmeln. Diesmal geht es um die Behauptung, der Peer-Review-Prozess für die systematische Überprüfung der Mevissen-Review dauerte insgesamt 14 Monate. Quelle der Behauptung ist Microwave News, USA, Diagnose-Funk übersetzte mehr schlecht als recht und fand für seinen Schwaben-Käse trotzdem noch einen Abnehmer in der Schweiz.
Drei Tage im April 2025
Am 27. April 2025 entzückte Microwave News seine treuen Anhänger mit der Meldung "WHO Review Finds Cancer Risk in RF-Exposed Animals". Louis Slesin lässt seine Leser gegen Textende wissen:
The peer review process for the systematic review took a full 14 months.
Wie er auf die 14 Monate kommt, begründet der New Yorker in seinem Text nicht.
Nur einen Tag später kolportierte Diagnose-Funk die Meldung auf Deutsch, mit einer Übersetzungsqualität, die so belustigend schlecht ist, dass stellenweise zum Ergründen des ursprünglichen Sinns einer Textpassage der Blick ins englische Original erforderlich ist. Offensichtlich hat der Stuttgarter Verein die Meldung aus USA durch einen Automatenübersetzer geschoben und ohne jede redaktionelle Nachbearbeitung publiziert.
Beleg für die Doppelmoral von Diagnose-Funk
Eigentlich müsste Slesins Meldung in Stuttgart zu einem Aufschrei der Empörung geführt haben. Denn Microwave News titelt "WHO-Review findet Krebsrisiko bei HF-exponierten Tieren". Doch der Aufschrei blieb aus und die Stuttgarter formulierten ohne Murren den Titel mühsam um in "Studie im Auftrag der WHO findet Krebsrisiko bei Tieren, die Mobilfunk-Strahlung ausgesetzt sind". Wer jetzt nicht weiß, worum es im Augenblick überhaupt geht, kann hier nachtanken. Kurz: Diagnose-Funk ereiferte sich, als einem BfS-Mitarbeiter im gleichwertigen Zusammenhang das Missgeschick widerfuhr, von einer "WHO-Review" zu sprechen, anstatt von einer "Review im Auftrag der WHO". Doch als Slesin im April das exakt gleiche Missgeschick passierte, machte Diagnose-Funk keinen Mucks.
Alles, was recht ist: Besser kann der Verein seine Doppelmoral nicht unter Beweis stellen!
◄ Auszug aus Environment International
Zurück zum Thema dieses Posts. Aus welchem Finger saugte sich Slesin die extrem lange Peer-Review von 14 Monaten? Er nahm einfach die Zeitdifferenz zwischen dem erstmaligen Einreichen des Manuskripts (Received) bei der Zeitschrift Environment International sowie dem Einreichen des finalen Entwurfs (Revised) und interpretierte diese Zeitdifferenz als Peer-Review-Prozess. Genau genommen beträgt die Zeitdifferenz 404 Tage (1 Jahr, 1 Monat, 1 Woche, 3 Tage).
Diagnose-Funk verdreht nun alles, macht zuerst aus dem Autorenteam der Mevissen-Review ein "Überprüfungsteam" und flötet dann fröhlich ...
Der Peer-Review-Prozess für die systematische Überprüfung dauerte insgesamt 14 Monate.
Das ist natürlich vollendeter Blödsinn aus dem Übersetzungsautomaten. Wer Kaffeesatz zur Hand hat, der kann den Sprachmist zu allem Überfluss auch noch so deuten, dass das Überprüfungsteam für die systematische Überprüfung seiner eigenen Review 14 Monate benötigte .
Dabei isses doch kinderleicht. Nach Einreichen des Manuskripts beim Verlag bekommen es die Peer-Reviewer auf den Tisch, die das Papier mehr oder weniger gründlich durch die Mangel drehen und den Autoren ihre Änderungswünsche mitteilen. Dann sind die Autoren an der Reihe, die Peer-Reviewer zufriedenzustellen. Wie oft bei diesem Ping-Pong der Ball hin und her übers Netz geht, ist bei Environment International nicht ersichtlich, da dieses Blatt nur das Datum des finalen Entwurfs veröffentlicht und alle Zwischenschritte weglässt.
Nicht lausig genug ...
Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, dass Diagnose-Funk mit der deutschen Übersetzung von Slesins Meldung eine lausige Arbeit ablieferte. Für das schweizerische Alternativblatt ZE!TPUNKT war die Meldung aber nicht lausig genug, um nicht doch am 29. April kolportiert zu werden. Ironie des Schicksals: Die Schweizer titeln die von Diagnose-Funk sperrig umformulierte Titelzeile abermals um. Sie berichten quietschvergnügt und originalgetreu "WHO-Studie findet Krebsrisiko bei Tieren, die Mobilfunk-Strahlung ausgesetzt sind". Diagnose-Funk kann einem wirklich leid tun ...
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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