Zur Einteilung der Querulanten nach H. Dietrich (Allgemein)

KlaKla, Mittwoch, 08.07.2015, 08:35 (vor 3422 Tagen) @ H. Lamarr

Auszüge aus Psychiatrie Heute / Seelische Störungen erkennen, verstehen, verhindern, behandeln von Prof. Dr. med. Volker Faust, Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit Querulanten Teil 1 und Querulanten Teil 2

Auf Grund seiner Erfahrungen, weniger als klinisch tätiger Psychiater, mehr aus gutachterlicher Praxis heraus, teilt Prof. Dr. H. Dietrich diese Menschen weder nach Intensität des Lebensbildes noch nach einer nosologischen Zuordnung ein, sondern schlägt folgende Differenzierung vor:

3. Die Renten-Querulanten, denen die Eingliederung in die Gesellschaft oft misslungen ist, oder deren finanzielle Ansprüche nicht erfüllt sind. Sie kämpfen um ihre soziale Identität, oft auch um ihre wirtschaftliche Existenz. Für den gutachterlich tätigen Psychiater gehören sie zu den häufigsten Aufgaben, vor allem in der Sozialversicherungsmedizin.

6. Die Kollektiv-Querulanten kämpfen für die Bedürfnisse und Rechte einer Minderheit, mit der sie sich identifizieren und auf die sie ihre persönlichen Bedürfnisse und Ängste projizieren. Hier ist ein wichtiger Mechanismus die Lösung von Gruppenkonflikten und einer Alternativ-Form gegenüber kollektiver Gewalt wie Rebellion, Aufruhr, Revolution u.a. Dabei wird der Psychiater nur selten als Sachverständiger eingeschaltet. Diese Form kann aber bei anderen Formen der Querulanz eine zumindest zusätzlich relevante Bedeutung erlangen.

Der Querulant nach Prof. Dr. E. Kraeppelin

Der Grundzug im Krankheitsbild liefert die Idee der rechtlichen Benachteiligung und der fanatische Drang, gegen das vermeintliche erlittene Unrecht bis auf das Äußerste anzukämpfen …
Ein krankhaft entwickeltes Selbstgefühl welches ihm jedes Verständnis für die Berechtigung fremder Interessen unmöglich macht und ihn in eine extreme egozentrische Weltanschauung hineindrängt, befestigt in ihm die Absicht, dass ihm bitteres Unrecht geschehen sei …
Die sittliche Idee der Gleichberechtigung, das Gefühl für die Unverletzlichkeit auch der Rechts-Interessen des Gegner ist hier gänzlich unentwickelt geblieben oder wieder verloren gegangen. Der Kranke hält die unsittlichsten Mittel für erlaubt, sobald sie ihm zur Schädigung seines Feindes dienen, während selbst die mildesten Formen des rechtlichen Zwanges in ihrer Anwendung auf ihn selbst als brutale Angriffe und Vergewaltigung aufgefasst werden …
Nicht selten gewinnt der Kranke im Verlauf seiner Angelegenheit eine außerordentliche formale Kenntnis der Rechtsbestimmungen …
Mit der zunehmenden Leidenschaft nimmt auch die Lust am Prozessieren selbst zu, so dass den Kranken nicht der Sieg, sonder der Kampf selbst Beweggrund zum Kampf wird. Sie ergreifen mit Freuden jede Gelegenheit auch für Andere Briefe, Eingaben, Proteste Streitschriften zu schreiben.

… wurde immer schwieriger, zwischen gesunden und kranken Querulanten zu unterscheiden. So versuchte man es mit einer symptomatischen Differenzierung. Beispiel: Paranoiker, zeichnen sich aus durch Eigensinn, ….

--
Meine Meinungsäußerung

Tags:
Mobbing, Psychiater, Rentner, Minderheit, Psychotherapie, Feindbild, Narrenhaus, Querulant, Dissozial, Tiefschlag, Egomanie, F60.8 ICD-10-GM


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum