Naomi Oreskes: Mobilfunkindustrie gibt sich große Mühe (Allgemein)
Naomi Oreskes ist Geologin und Historikerin. Sie lehrt an der Harvard University und hat die Strategien der so genannten Skeptiker analysiert. Am 4. November 2014 bringt die Süddeutsche ein Interview mit Oreskes, in dem sie zu Mobilfunk nur einen einzigen Satz sagt:
Die Mobilfunkindustrie gibt sich große Mühe, gegen wissenschaftliche Arbeiten vorzugehen und Zweifel zu wecken.
Zweifel wecken, woran? An der bislang von sämtlichen Expertengruppen weltweit unisono attestierten Ungefährlichkeit der Mobilfunktechnik? Das wäre absurd. Da eine konkrete Gefährdung durch diese Technik jedoch auch nach bald 25 Jahren Betrieb nicht abzusehen ist, hat die Mobilfunkindustrie kein Motiv, Zweifel an einer Gefährlichkeit der Funktechnik zu säen. Bei der Tabakindustrie war dies anders: sie musste wegen eindeutiger Hinweise auf eine Schadwirkung ihrer Produkte Zweifel säen, um möglichst lange im Geschäft zu bleiben.
Ich beschäftige mich seit nunmehr 13 Jahren beinahe täglich mit den Hintergründen der Mobilfunkdebatte - dennoch weiß ich nicht, was Oreskes meinen könnte. Natürlich kenne ich die Verschwörungstheorien aus Kreisen der Mobilfunkgegnerei. Doch die sind so schlicht gestrickt, dass ich mir nicht vorstellen kann, eine Frau wie Oreskes könnte darauf hereinfallen. Und selbst wenn, sie könnte sie nicht belegen.
Hat jemand eine konkrete Idee, was sie meinen könnte? Leider haben die Interviewer nicht nachgehakt und ein Beispiel verlangt.
Nach allem was mir in den 13 Jahren untergekommen ist, halte ich es eher für wahrscheinlich, dass Oreskes sich über die mutmaßliche Rolle der Tabakindustrie in der Mobilfunkdebatte nicht im klaren ist.
Auf das Interview machte am 5. November 2014 im Gigaherz-Forum Teilnehmer "schilte6i" aufmerksam. In Ausgabe 2/2015 hat jetzt auch das ödp-Journal zugegriffen (S. 10) und sich bedient. Leider schafft es der Verfasser des Artikels nicht, den Bogen von den Methoden der Tabakindustrie zu Franz Adlkofer und dessen umstrittenen Mobilfunkstudien zu schlagen. Wahrscheinlich kennt Günther Hartmann die Zusammenhänge nicht.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –