TAB-Bericht über EMF-Technikfolgen: Zentrale Ergebnisse (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 29.09.2021, 23:06 (vor 1047 Tagen) @ H. Lamarr

Der aktuelle TAB-Bericht über EMF-Technikfolgen schmort gegenwärtig noch im Deutschen Bundestag, vor Frühjahr 2022 wird er laut dem Projektleiter wahrscheinlich nicht veröffentlicht. Der kürzlich publizierte Jahresbericht 2020 des TAB aber gibt schon jetzt Hinweise auf die zentralen Ergebnisse. Spektakuläres steht dort nicht, das TAB sieht eher in der Risikokommunikation Handlungsbedarf.

Ausgehend vom gegenwärtigen Wissensstand zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen bzw. Risiken von HF-EMF wurden Wissenslücken bzw. Forschungsbedarfe identifiziert. Neben explizit wissenschaftlichen wurden auch übergreifende Aspekte analysiert, wie etwa die potenzielle gesundheitspolitische Relevanz eines Themas oder gesellschaftliche Kontroversen. Auch wenn seitens der wissenschaftlichen Publikationen (und deren Interpretationen) überwiegend kein unmittelbarer politischer Handlungsbedarf konstatiert wird, sollte nicht unterschätzt werden, dass die politische Perspektive sich durchaus von der wissenschaftlichen unterscheiden kann. Relevant erscheinen solche Aspekte, die in der öffentlichen Debatte präsent sind und bei denen noch kein abschließendes wissenschaftliches Urteil gefällt werden kann. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Krebserkrankungen, Einflüsse auf Kognition und Schlaf (mit speziellem Fokus auf Kinder) sowie einen möglichen Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen. Hier zeigen insbesondere neuere Tierstudien erhöhte Inzidenzen, die vor allem Hirntumorrisiken betreffend sowohl die Fachdiskussionen als auch die öffentliche Debatte neu befeuert haben.

Eine wesentliche Aufgabe besteht (grundsätzlich und zukünftig) darin, Hürden für eine offene wechselseitige Kommunikation von Akteursgruppen insbesondere zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik abzubauen, um somit Glaubwürdigkeit, Relevanz und Legitimität des Informationsflusses und damit letztlich auch der Entscheidungen zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, den Prozess der Risikobewertung und des Risikomanagements einer Evaluation dahingehend zu unterziehen, ob in Deutschland (und international) relevante Stakeholder rechtzeitig und umfassend genug einbezogen (wurden bzw.) werden und ob die Kommunikation der einzelnen Schritte offen und transparent ist. Gegebenenfalls wäre vor diesem Hintergrund die Risikogovernance entsprechend zu reformieren.

Hintergrund
Kurzinterview mit TAB-Projektleiter Christoph Revermann

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Risikokommunikation, Transparenz, Risikobewertung, Glaubwürdigkeit, TAB, Stakeholder


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