Die Echokammer schlägt zurück: abwarten und Tee trinken (Elektrosensibilität)
[...] Anstatt solche widersprüchlichen und wahrscheinlich verzerrten Ergebnisse zu bündeln und damit den Gesamteffekt in diesen sehr heterogenen Gruppen von Primärstudien auf nahe oder unter den Nullwert zu reduzieren, wäre es aus Sicht der Kritiker besser gewesen, Studien, die solche "entgegengesetzt zu den Erwartungen" verlaufenden Assoziationen fanden, als "unzulässig aufgrund von Verzerrungen" zu behandeln und sie von der weiteren Betrachtung auszuschließen.
Die drei Kritiker stoßen sich dem Zitat zufolge daran, dass Röösli et al. Studien, die "entgegengesetzt zu den Erwartungen" verlaufende Assoziationen fanden, nicht ausgeschlossen haben. An anderer Stelle stoßen sie sich wiederum daran, dass Röösli et al. human-experimentelle Studien nicht eingeschlossen haben:
[...] For example, human experimental studies, typically involving deliberate provocation of such symptoms by laboratory-controlled exposures to RF-EMFs, have been made the subject of a separate SR, still to appear [24], and so are excluded from consideration by Röösli et al. [3] Although that literature is controversial [25] we would argue that omitting it entirely, a priori, from the SR by Röösli et al. [3] is contrary to best epidemiological practice, in that experimental studies – when of high quality – virtually always contribute stronger evidence of causation than observational studies [18]. [...]
Übersetzung: [...] Zum Beispiel wurden human-experimentelle Studien, die typischerweise solche Symptome durch labor-kontrollierte Exposition mit HF-EMF gezielt provozieren, zum Gegenstand einer noch unveröffentlichten separaten SR [systematischen Review] gemacht [24]. Röösli et al. gehen in [3] nicht auf derartige Studien ein. Obwohl diese Literatur umstritten ist [25], würden wir argumentieren, dass es der besten epidemiologischen Praxis widerspricht, sie a priori vollständig aus der SR von Röösli et al. [3] auszuschließen, da experimentelle Studien – wenn sie von hoher Qualität sind – praktisch immer stärkere Beweise für Kausalität liefern als Beobachtungsstudien [18]. [...]
Rööslis erste von der WHO beauftragte EHS-Review [3] (Beobachtungsstudien) erschien online im Dezember 2023, die zweite EHS-Review (experimentelle Laborstudien) wurde online im Mai 2024 veröffentlicht. Die Kritik der drei Kritiker datiert vom 15. Juli 2024.
Da die Kritiker von Rööslis zweiter EHS-Review nur das Studienprotokoll [24] kannten, ist anzunehmen, dass sie ihr Manuskript irgendwann nach Dezember 2023 und vor Mai 2024 abgaben.
Die Aufteilung in zwei EHS-Reviews war seit spätestens Januar 2022 bekannt. Warum kam der Einspruch der drei Kritiker also nicht früher, sondern erst zwei Jahre später, nachdem die erste EHS-Review erschien? Möglicherweise deshalb, weil sie abwarten wollten, welche Ergebnisse die Reviews zeigen werden. Denn mit einem vorschnellen Verriss wäre der Schuss nach hinten losgegangen, – hätten die Reviews die Standpunkte der Kritiker zu "Elektrosensibilität" bestätigt. Also: Finger am Abzug, aber nur dann abdrücken, wenn das Ziel die eigenen Erwartungen enttäuscht. So hat es Joel M. Moskowitz schon bei der Großstudie Mobi-Kids gehalten.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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