Herr W.K. III (Forschung)

M. Hahn, Dienstag, 14.11.2006, 21:14 (vor 6532 Tagen) @ M. Hahn

Hinter den in Bern nicht näher untersuchten Selektionskriterien für die Auswahl der Probanden versteckt sich ein erster Confounder, der nicht offen gelegt wurde. Uns Herr W.K. meint: mir fiel bereits früher auf, dass bei Studien, welche ausschliesslich durch die Industrie oder ihre Tarnorganisationen finanziert wurden, als Probanden nur ausgesucht gesunde junge und männliche Probanden rekrutiert werden.
Siehe meine obige Bemerkung hierzu. Zusätzlich die Frage nach Beispielen für rein unabhängig finanzierte Probanden Studien, in denen genau das anders war.
Bei Studien mit gemischter Finanzierung, d. h. mit mindestens zwei Sponsoren, ist die Wahrscheinlichkeit stark erhöht, dass die Sponsoren insgesamt entsprechend mehr Mittel zur Verfügung stellen.
1=x+y, wenn x=0 dann y=1 und umgekehrt. Wenn x UND y ungleich null, dann...?
"Nicht lösbar" lautet die richtige Antwort in den ersten Grundschulklassen, bevor die Dezimalbrüche kommen. W.K. scheint irgendwie auch nicht viel weiter, seine Antwort lautet: Eins ist mit starker Wahrscheinlichkeit mehr als eins. Nach W.K. Rechnung bekommt vielleicht ein Kind mehr Geschenke zu Weihnachten, je mehr Tanten es hat. Irgendwelche Begründungen dafür, warum nicht vielleicht zuerst die Kostenschätzung für das Projekt und dann eine Aufteilung der Summe auf die Sponsoren erfolgen könnte? Fehlanzeige. Aus dieser Milchmädchenrechnung "ist die Wahrscheinlichkeit stark erhöht" baut W.K. einen Kontaminations-confounding-factor-Überbau auf. Hut ab.
Weiter unten ist dann die Rede von derjenigen Finanzierungsform...
...welche unter Schonung des Budgets des eigenen Instituts die meisten Mittel verspricht. Dieses ist die gemischte oder Zweifachfinanzierung.
Aus Wahrscheinlichkeit ist hier schon Gewissheit geworden. Warum nicht besser gleich "Dreifachfinanzierung"? Der Mann sollte sein Geld als Berater für Professoren bei der Einwerbung von Drittmitteln verdienen. Fragt mehrere Leute und nicht nur einen, dann gibts auch mehr Geld. So einfach ist das. Patentreif.

Umgekehrt könnten aus der Erfüllung der Qualitätskriterien - aufgrund der damit verbundenen Kosten - indirekt Rückschlüsse auf die Höhe der Finanzierung gezogen werden. Dieser Zusammenhang zwischen dem Finanzierungsbetrag und der Anzahl erfüllter Qualitätskriterien ist ganz banal, wurde aber von den Berner Wissenschaftlern überraschenderweise übersehen.

Nach der Lektüre dieser Kaffesatz-Dialektik breche ich die weitere Beschäftigung mit dem Text ab und verbeuge mich vor der kristallenen Klarheit von Herrn W.K. "ganz banaler" indirekter Rückschluss-Logik. Der Grund für seine Relativierung der formalen Qualitätskriterien einer Studie wird nun evident. Handwerkliche Qualität ist weder Mittel zum Zweck noch ist sie überhaupt wesentlich bei der Beurteilung des Gewichts der Studienaussage. Eine gute Studie ist für W.K. eine solche, die das aussagt, was für Herr W.K. ohnehin feststeht. Eine Studie, finanziert von der Industrie, kann demnach nie gut sein, sie kann höchstens mit formaler Qualität blenden. Das besonders, wenn die Finanzierung getarnt erfolgte. Vorschlag für eine letzte Drehung der dialektischen Schraube: Wenn eine industriefinanzierte Studie einen Effekt findet, dann tun die Autoren vermutlich nur so, als sei die Studie von der Industrie finanziert worden.

Tags:
Instant-Experte, Milchmädchen, Industriefinanziert Studien


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